04-04-2025, 17:22
(03-04-2025, 22:11)Reklov schrieb: „Und führe uns in der Versuchung.“ Das ist etwas völlig anderes, als die über Jahrhunderte gepflegte Version!
Allerdings! Als ich diese Version erstmals hörte, erinnerte ich mich schlagartig an eine Erfahrung, die ich im Alter von 23 Jahren machen durfte. Ich war damals ein junger Alkohol- und Drogenabhängiger, der fieberhaft versuchte, von seiner Sucht loszukommen. Eine zeitlang besuchte ich die AA (Anonyme Alkoholiker), in deren Zwölfschritte-Programm bittet man beim dritten Schritt "Gott wie ich ihn verstehe" (die "Höhere Macht") um Hilfe in diesem schwierigen Prozess. Eines Abends, nachdem ich schon drei Monate "trocken" war, schlenderte ich durch die Bahnhofshalle in Bern und mehr und mehr kam die Lust auf ein Bier auf... schliesslich entschied ich mich, wieder mal ein Bier zu trinken, ging dann mit der festen Absicht ein Bier zu kaufen auf einen Stand zu und als ich an die Reihe kam hörte ich meinen Mund eine Cola bestellen. Diesen Wechsel meiner Absicht hatte ich in keiner Weise wahrgenommen, aber im selben Moment, als mein Mund das Wort "Cola" verlauten liess, kam in mir eine grosse Dankbarkeit hoch, ich bezahlte die Cola und trank sie dankbar und mit Genuss. Seit diesem Moment weiss ich, was es heisst, in der Versuchung geführt zu werden!
Es wäre schön, würde in unserer Kirche das Vaterunser in dieser Version gemeinsam gebetet, ist leider nicht der Fall, aber in mir bildet sich auch dann, wenn ich die traditionelle Form mitbete, die Bedeutung der Führung in der Versuchung aus.

