15-01-2025, 21:56
(15-01-2025, 19:13)Ulan schrieb: Nur, was folgt daraus? Erst einmal nur, dass es wahrscheinlich viele Dinge gibt, von denen wir ueberhaupt keine Ahnung haben. Da wir aber von diesen Dingen keinerlei Ahnung haben, muss man diesen von mir erwaehnten Kurzschluss tunlichst vermeiden: nur weil Du Dir irgendetwas vostellst, gibt's das nicht ploetzlich ausserhalb Deiner Vorstellung. Das ist ein Missbrauch des Falsifizierbarkeitsprinzips: dieses besagt lediglich, dass man nur solche Dinge als gesichert existent annehmen kann, die sich auch - zumindest theoretisch - falsifizieren lassen koennten. Dies heisst aber nicht, dass, nur weil man etwas nicht widerlegen kann, es existiert.
Ich habe die beiden entscheidenden Formulierungen hier einmal fett hervorgehoben, denn meines Erachtens stimmt es ja gar nicht, dass wir von den spirituellen Dingen überhaupt keine Ahnung haben. Im Gegenteil, könnte man vielleicht sogar sagen, haben wir sogar zu viele Ahnungen von diesen Dingen, die sich gegenseitig widersprechen. Was wir jedoch nicht haben, ist gesichertes Wissen.
Vielleicht wird die Wissenschaft ja irgendwann einmal dazu in der Lage sein, die spirituellen Fragen zu beantworten, wobei sie sich zu diesem Zweck vermutlich in einem ganz enormen Ausmaß weiterentwickeln muss. Nur, das hat sie ja auch schon zuvor getan.
Nehmen wir als Beispiel die Quantenphysik. Bevor diese entdeckt wurde, konnte sich niemand vorstellen, dass die Wissenschaft eines Tages von Unschärferelationen und spukhaften Fernwirkungen sprechen wird. Und so können wir auch heute noch keine definitiven Vorstellungen von den Begriffen einer spirituellen Wissenschaft haben, weil diese noch nicht entdeckt wurde.
Und so haben wir eben bisher nur Ahnungen - vielleicht könnte man zum Beispiel die gesamte Anthroposophie als eine solche Ahnung bezeichnen. Eben eine Vorahnung einer spirituellen Wissenschaft.
(15-01-2025, 20:47)petronius schrieb:Zitat:Im echten Realismus muss zuerst einmal festgestellt werden, dass ich nichts sicher wissen kann, außer dass ich existiere, oder genauer gesagt, dass Bewusstsein existiert und hier eine Ich-Konzentration hervorgebracht hat. Dies ist der Anfang und das Ende des wirklich sicheren Wissens
also echtes wissen gibt es gar nicht, außer im solipsismus. aparte hypothese...
Nun, so ganz neu ist diese Hypothese ja nicht. Sie ist vielmehr das Zentrum der fernöstlichen Advaita Vedanta Lehre und deren zahlreichen Ableger. Der gegenwärtige Augenblick, von Bewusstsein wahrgenommen, ist das einzig reale, was es gibt. Es gibt weder Vergangenheit noch Zukunft noch eine externe Wirklichkeit. "Advaita" bedeutet ja "nicht zwei". Also es gibt nur die Einheit. Auch die Mystik macht ähnliche Aussagen.
Ich würde es einfach so sagen: Nichts kann mit der selben Sicherheit gewusst werden, wie das. Es ist zum Beispiel nicht vorstellbar, mit der gleichen Sicherheit zu wissen, wie weit der Mond von der Erde entfernt ist, um einfach mal irgendein willkürliches Beispiel von unendlich vielen möglichen zu wählen. Es gibt dann vieles, was man ziemlich sicher oder einigermaßen sicher wissen kann, nichts jedoch mit der selben Eindeutigkeit und Sicherheit wie das "Ich bin".
(15-01-2025, 20:47)petronius schrieb:Zitat:Eure antispirituellen Beiträge sind zumeist in Sachen Formulierung und Inhalt so gestrickt, dass ihr die Betonung darauf legt, nur das als wahr anzunehmen, was naturwissenschaftlich nachgewiesen werden kann und alles andere als willkürlich und irreal hinstellt
das ist nicht wahr bzw.: du lügst
wir weisen immer wieder darauf hin, daß realität ist, was intersubjektiv festgestellt wird. von "naturwissenschaftlich nachgewiesen" ist dabei noch gar nicht die rede
Aber intersubjektiv festgestellt wird ja auch ganz vieles, was in Meditationserfahrungen, außerkörperlichen Erfahrungen, Nahtoderfahrungen, mystischen Erlebnissen usw... beschrieben wird. Wieso lasst ihr diese intersubjektiven Feststellungen dann außen vor und nehmt sie nicht ernst?
(15-01-2025, 20:47)petronius schrieb:Zitat:niemand, der sich ernsthaft mit Spiritualität und den existentiellen philosophischen Themen befasst, würde abstreiten, dass die intensive Beschäftigung mit diesem Themenfeld durchaus auch negative Nebenwirkungen und Begleitumstände im eigenen Leben hervorrufen kann. Das ist ja auch kein Wunder, da man sich als spirituell Denkender ja dennoch nach wie vor in einer Gesellschaft bewegt, in der 95% der Leute diese Themen komplett verdrängen und ignorieren
und warum ist das nun ein derartiges problem für dich, daß die allermeisten deine vorstellungen nicht teilen?
in meinem leben ruft es keinerlei "negative Nebenwirkungen und Begleitumstände hervor", daß nicht jeder meiner meinung ist.
Okay, das war vielleicht etwas missverständlich formuliert. Ich wollte damit sagen, dass die ernsthafte Befassung mit Spiritualität und den existentiellen Fragen zu persönlichen Problemen führen kann. Manche Leute kommen durch zu viel Nachdenken in eine depressive und ängstliche Geistesverfassung. Andere haben negative psychische Nebenwirkungen durch Meditation.
Und so gibt es viele weitere Beispiele. In anderen Worten: Spiritualität ist, wenn man sie ernst nimmt, kein Kinderspielzeug und sollte daher mit einem gewissen Respekt betrieben werden.
Dass man sich dann in der Gesellschaft fremd fühlt, weil nur wenige so ticken wie man selber, kommt noch dazu, ist aber nicht der Hauptpunkt. Und die von mir angegebenen 95%, die nichts mit spirituellen Themen anfangen können, waren wohl auch zu hoch gegriffen. Man sieht es ja an den hohen Aufrufzahlen entsprechender Vorträge und Interviews bei YouTube, dass es schon mehr als nur 5% der Gesellschaft sein müssen, die sich für dieses Themenfeld interessieren.
(15-01-2025, 20:47)petronius schrieb:Zitat:Das kann man mit der bekannten Gleichung darstellen:
Nichts + Nichts = Nichts
Nichts + Gott = Alles
was soll das für eine "Gleichung" sein, wie und wodurch begründet?
wieder mal haust du einfach irgendetwas raus und behauptest steif und fest "das ist einfach so, und ich brauche das weder zu begründen noch zu beweisen"
Das ist natürlich keine mathematische, sondern nur eine symbolische Gleichung. Wie aus Nichts etwas entstehen kann, ohne das Jemand oder Etwas dieses Entstehen bewirkt, das konnte mir noch niemand schlüssig erklären.
Es stimmt zwar, dass die Antwort, dass Gott das Universum erschaffen hat, dann die Frage aufwirft, wer Gott erschaffen hat. Aber hier kann man nur darauf antworten, dass Gott eben ein ewiges Wesen ist. Trotzdem macht die Erklärung, dass Jemand oder Etwas das Universum erschaffen hat, mehr Sinn, als dass das Universum einfach so aus dem Nichts heraus entstanden ist.
Die Erschaffungshypothese ist einfach glaubhafter als die These, dass Nichts plus Nichts auf einmal aus einer Laune der Natur heraus Etwas ergeben hat und nicht mehr Nichts. Wie sollte man dies logisch begründen?