11-11-2024, 23:02
(10-11-2024, 21:24)Geobacter schrieb:(10-11-2024, 17:52)subdil schrieb: Bei all diesen Überlegungen ist es kein Wunder, dass im Buddhismus von vielen, vielen Inkarnationen ausgegangen wird. Denn es scheint geradezu unmöglich, den spirituellen Pfad innerhalb eines einzigen Menschenlebens vollständig zu durchlaufen. Dazu scheinen viele tausend Jahre und viele verschiedene Verkörperungen notwendig zu sein.
Und was SOLL dabei herauskommen? Totale Kontrolle und Allmacht?
Laut Buddhismus ganz bescheiden: Das Nirvana. Also das, was laut Materialismus jedes Individuum "ganz automatisch" nach diesem einen Leben bekommt. Es sei denn man schreibt dem Nirvana doch noch irgendeine qualitative Eigenschaft zu - dann ist es wieder etwas anderes.
(11-11-2024, 00:40)Ekkard schrieb: Nun, wenn man die einfache Tatsache, im Tod vollkommen zu verschwinden, im Grunde ablehnt und Wiedergeburten konstruiert (Buddha), dann muss man eine komplizierte Herangehensweise erfinden, um schließlich im Verschwinden einen tieferen Sinn zu suchen. So führt eine Erfindung zur nächsten ...
Was spricht eigentlich gegen schlichten Pragmatismus?
Ich würde mich selber als Pragmatiker bezeichnen. Aber ich sehe das etwas anders als du. Wenn der Materialismus recht haben sollte, und Bewusstsein zu 100% ein Epiphänomen des Gehirns ist und nach dem einen irdischen Leben einfach für immer die Lichter ausgehen für das Individuum, dann ist jedwede Religion oder Spiritualität die reinste Zeitverschwendung. Was aber, wenn dem nicht so ist? Und ich weiß, was jetzt kommt: Es gibt keinen Anlass, keine wissenschaftlichen Hinweise, keine praktischen Indizien für diese Überlegung. Aber versuche einmal das zu ignorieren. Was, wenn es nach diesem einen Leben doch weiter gehen sollte?
Dann ist es doch ganz pragmatisch, sich seelisch und moralisch (im wahrsten Wortsinne dieser beiden Begriffe) darauf vorzubereiten. Natürlich ist das schwierig, denn wo soll man da bloß ansetzen? So viele verschiedene Richtungen der Spiritualität, so viele Religionen, und ja: auch so viele Scharlatane, Spinner und Abzocker darunter. Man sollte sich vielleicht zunächst einfach mal eigene, ernsthafte Gedanken über dieses Thema machen und dann einfach mal irgendwo anfangen zu forschen - ohne sich aber irgendeiner Ideologie anzuschließen. Das ist möglich.
Ich befasse mich seit vielen Jahren immer mal wieder mit dem Buddhismus, der Anthroposophie, dem Hinduismus, dem Zen und verschiedenen anderen spirituellen Lehren ohne dabei aber jemals ein Buddhist, ein Anthroposoph, ein Hindu oder ein Anhänger irgendeines Gurus geworden zu sein. Ich sehe das (und auch das Nachdenken und Schreiben über diese Themen) einfach ganz pragmatisch als eine Investition an, für den Fall, dass Bewusstsein eben doch mehr ist, als ein Epiphänomen des Gehirns, es doch eine geistige Welt gibt usw... Und wenn dem nicht so sein sollte - wenn also deine Position des Materialismus richtig ist - dann war eben all das Zeitverschwendung.
Aber was solls? Es hat ja definitiv keine negativen Konsequenzen, sich mit diesen Themen zu befassen, solange man sich nicht von irgendwelchen dubiosen Pseudogurus oder Wahrsager-Abzockern oder ähnlichem hinters Licht führen lässt. Und das sollte ein erwachsener Mensch selber beurteilen können. Würdest du nicht sagen, dass dies eine pragmatische Denkweise ist?

