27-09-2022, 17:24
(27-09-2022, 15:52)Ekkard schrieb: Das "naturwissenschaftliche Hintergrundwissen" (also 'Reklov's "leere Richtigkeiten") ist nicht die Lösung des Problems, sondern die Grundregeln, um im Rahmen der Genauigkeitsgrenzen verlässliche Ergebnisse zu erzielen. Also geht es mehr um die Technik, die "Drachen im meiner Garage"(Carl Sagan) zu entlarven. Dieses Verhalten ist nicht beschränkt auf die Gewinnung von Sachwissen, sondern kann genutzt werden, um auch soziologisch induzierte Aussagen (vulgo: Glaubensaussagen) zu analysieren.
Es ist ja nicht so, dass Menschen ohne gewisse Grundannahmen, Vereinbarungen, Regeln zusammenleben können. Dahinter steckt ein ökonomischer Grund: Man kann nicht mit jedem einzeln alles Erforderliche in mühsamen Verhandlungen festlegen. Nur hat sich das Konzept "Gott" zugunsten von Verantwortung und Fürsorge gewandelt (meine ich).
Hallo Ekkard,
... das "Konzept "Gott" war von Anfang an vom menschlichen Makel überschattet. Platons "Höhlengleichnis" ist nur eine der vielen literarischen "Szenen", welche dies zumindest thematisieren.
Man kann, ob nun gläubig oder nicht, mit Bestimmtheit sagen: Wir haben weder uns noch das Universum "erschaffen"! Auch Religionen konnten die Wortchiffer "Gott" lediglich mittels ihrer dogmatischen Zeilen interpretieren. Relig. Schriften hatten über Jahrhunderte das Sagen, weil die Naturwissenschaften noch nicht so weit waren, wie sie es heute sind.
Leider aber können diese uns auch nur Richtigkeiten bestätigen, wie sie über methodische Versuche unseren Gehirnen "einleuchten". Es entsteht auf diese Weise zwar ein richtiges Einzelwissen, - das GANZE bleibt jedoch ungelöst!
Als "eigentliche" WAHRHEIT ist dem Menschen z.B. bewusst geworden, dass er endlich ist. Zugang zum SEIN hat er nicht und so muss er sich mit den untersuchenden Einteilungen des Gegenständlichen und der transzendierenden Unterscheidung des SEINS begnügen.
Je nachdem, wie es die Kulturen innerhalb von Staaten erlauben, entstehen deswegen bei einzelnen Personen entweder Ruhe oder Empörung, Gehorsam gegen Autoritäten oder aufbegehrender Eigenwille, zwingende Gewissheit, Kommunikationswille, Prägnanz des Denkens, Widerspruch, Bewusstsein überhaupt...
Kontemplatives Denken ist z.B. in heutigen hektischen Geldjagd-Gesellschaften eine Seltenheit geworden. Dies steht nicht im Gegensatz zur Aktivität., sondern ist die Höhe inneren Handelns, das Seins-innewerden im Ganzen und im Grunde.
Was der Mensch tut, macht er mit seinem ganzen Wesen, ungespalten und ungeklärt. Dabei schließt Spiel noch in sich die Arbeit.
Der Charakter allen Denkens zeigt sich in der Praxis als Bewusstsein eines methodischen Vorgehens. Es gibt Regeln für die möglichen Wege und ein Wissen von Richtungen und Zielen, die auf ihnen erreichbar sind. Aber es ist auch klar, was auf dem gewählten Weg fremd bleibt, weil nun mal jede Wegstrecke begrenzt ist.
Das Bewusstsein über die Methode ist das Kennzeichen denkender Praxis. - Methode aber wird erst verläßlich durch Bewusstsein.
Methode und Methodenbewusstsein fallen zusammen und gehen in der Praxis nicht ohne die menschliche Hand, welche ein Werkzeug des Denkens ist.
In der methodischen Praxis ist zweierlei nötig: sich von der Sache distanzieren und bei der Sache bleiben...
Gruß von Reklov