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Der mesopotamische Ursprung der biblischen Sintflut-Geschichte
#84
So jetzt mal Spaß beiseite.
(05-03-2022, 12:50)Bion schrieb: Das Ansinnen, dass man zunächst 'das deutsche Wort Erde' in sumerischen und alten semitischen Texten gefunden haben müsse, damit man es als Übersetzer verwenden dürfe, ist absurd.

Ja eben, darum ist dein Argument mindestens suggestiv gewesen, weil es auf den Zirkelschluss hinausläuft, dass die deutsche "Erde" in sumerischen Texten zu finden sei. Ist halt schwierig, wenn man auf Deutsch über anderssprachige Texte diskutiert. Sieh selbst:

(04-03-2022, 16:08)Bion schrieb: Ein Bericht von der Trennung von 'Himmel und Erde' ist erstmals in der sumerischen Erzählung von 'Enki und Ninmach' anzutreffen. Dass unter 'Erde' in diesem Text und in spätern babylonischen Texten nicht der Planet, sondern (der künftige) 'Wohnort der Menschen' zu verstehen ist, muss hoffentlich nicht extra erläutert werden.

So einfach scheint das nicht zu sein. Ich hab euch doch nie abgesprochen, dass ihr über das dreiteilige Weltbild Bescheid wißt. Man kann den Wohnort der Menschen in den mesopotamischen Erzählungen aber nicht 1:1 auf den angegebenen Wohnort der Menschen im hebr. Text übertragen, und dann kommt doch der Transfer in unsere Diskussionssprache dazu. Missverständnisse sind da zu erwarten.

1.Mose 1,10 Luther schrieb:Und Gott nannte das Trockene Erde (eretz), und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war.
Im deutschen reiner Unfug (Blumentopferde ???), weil das Meer im Deutschen Teil der Erde ist. Siehe Wahrig: Planet, Sonnensystem, Erdkugel. Nimmt man das weg, bleibt doch für altorientalische Texte nichts mehr an deutschem Bedeutungsinhalt von Erde übrig. Hier kann im Deutschen also nur Land für eretz richtig sein.
 
1.Mose 1,28 schrieb:Und Gott segnete sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde (eretz) und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden (eretz) kriecht.

Wieder muss es logischerweise Land heißen: Seid fruchtbar und füllt das Land, weil sie nicht das Meer bevölkern sollen. Herrschen sollen sie über alle Tiere, darum werden die Fische im Meer, die Vögel unter dem Himmel und das Getier das auf dem Land - entsprechend dem dreiteiligen Weltbild - explizit aufgezählt. Wohnraum des Menschen ist also hier nicht die Erde sondern ganz eindeutig nur das Land - im Gegensatz zum Meer. Aus Sicht eines deutschen Lesers der eine deutsche Übersetzung liest, welche sein Verständnis von der Kugel-Erde als Planet im Sonnensystem eigentlich berücksichtigen müsste - aber nicht tut.

Ihr meint und behauptet, Gott würde in seinem Zorn seine Schöpfung zurücknehmen. Das steht weder wörtlich noch sinngemäß da, weil in der hebr. Sintfluterzählung die Flut nur das Land betrifft, den explizit angegebenen Wohnraum des Menschen und der explizit genannten Tiere, nicht die gesamte Schöpfung oder Erde (Land inklusive Meer mit den Fischen).

Um das zu erkennen, muss man kein Wissenschaftler sein, dazu reicht Alltagslogik, weil die textinterne Logik zu erkennen keine Raketenwissenschaft ist. Wenn ihr von der Zurücknahme der Schöpfung und aller Tiere sprecht, im Zorn JHWHs, müsstet ihr logischerweise von der Schöpfung ausgehen, wie sie in der Erzählung über JHWH dargestellt ist und nicht von den Schöpfungserzählungen der Mesopotamier. Mag sein, dass man dort Land und Erde als dasselbe verstehen kann. Hier ist das halt anders und man kann es nicht gleichsetzen. Dazu kommt, dass in (m)einer Gilgameschübersetzung 13 Mal Land und keinmal Erde steht, was Gründe hat und den Angaben in den Wörterbüchern nicht widerspricht. Da dort sowohl Erde als auch Land, Boden, Grund usw. steht, hat man als Übersetzer die Qual der Wahl, die entweder vom Kontext oder von der Dogmatik die man vermitteln möchte abhängig gemacht werden wird. Kontext ist mir sympatischer als Dogmatik.

Eure Behauptung bezüglich der Schöpfung, finde ich aus oben genannten Gründen nicht haltbar. Aber wie es aussieht, findet ihr meine Argumentation auch nicht haltbar. Macht ja nichts, denn es geht niemandem hier um Weltbewegendes. Das wir hier bei solchen Banalitäten nicht weiterkommen, sagt vielleicht etwas über die Art unserer Kommunikation, meiner und eurer.


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RE: Der mesopotamische Ursprung der biblischen Sintflut-Geschichte - von Balsam - 05-03-2022, 15:44

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