Themabewertung:
  • 0 Bewertung(en) - 0 im Durchschnitt
  • 1
  • 2
  • 3
  • 4
  • 5
Der mesopotamische Ursprung der biblischen Sintflut-Geschichte
#74
(04-03-2022, 13:52)Ulan schrieb: Was soll denn ein deutsches Woerterbuch uns hier helfen? Interessant ist nur ein hebraeisches Woerterbuch.
Wörterbücher dienen als Hilfestellungen für Übersetzungen. Sie sollen Wörter mit möglichst ähnlichem Bedeutungsumfang nebeneinander stellen. Deshalb richtet sich meine Kritik auch an die Wissenschaftler, welche die hebräischen, eigentlich hebräisch-deutschen Wörterbüber erstellen. Der heutige Bedeutungsumfang des deutschen Wortes entspricht nicht dem Bedeutungsumfang des alt- bzw. bibelhebräischen Wortes eretz. Das ist einfach ein Faktum, dass ein heutiger Leser unter dem Begriff Erde etwas völlig anderes versteht, als die hebräischen Autoren unter dem Begriff eretz. Das selbe trifft auch auf die mesopotamischen Vorlagen zu, sobald man in Bezug auf diese in Diskussionen unter Deutschsprachigen das Wort Erde in den Mund nimmt, weil die Mesopotamier noch viel weniger von unseren wissenschaftlichen Erkenntnissen wussten, die wir mit dem Begriff Erde verbinden.

Es gibt nicht den Hauch einer wissenschaftlichen Begründung dafür, die Angabe "Erde" in einem Wörterbuch für altorientalische Belange auch nur im entferntesten in Betracht zu ziehen. Das ist mit der historisch-kritischen Methode an sich unvereinbar, wenn man sich dieser Methodik verpflichtet fühlt, sei es in den Sprach-, Literatur-, Geschichtswissenschaften besonders in der Altorientalistik oder der universitären wissenschaftlichen Theologie.     


(04-03-2022, 13:52)Ulan schrieb: Dein Hinweis mit den unbekannten Planeten - als solchen, die mit dem blossen Auge nicht sichtbar sind - soll uns genau was sagen?

Das soll sagen, dass die Menschen damals nur das Augenscheinliche in ihren Texten darstellen konnten, dass die Sonne am Himmel über dem Land im Osten - nicht über der Erde - auf, und am Himmel über dem Land - nicht der Erde - im Westen untergeht, weil sie das mit eigene Augen so sehen konnten. Die ihnen unbekannten Planeten waren ihnen unbekannt weil sie diese nicht am Himmel über dem Land - nicht der Erde - sehen konnten. Für "die Erde" gilt dasselbe, denn die Erde sahen sie nicht am Himmel über dem Land - und wenn sie ein Wort für "die Erde" gehabt hätten, was nicht der Fall ist, auch nicht der über der Erde. Darum ist Erde als Übersetzung in der Bibel schlicht falsch, weil deutsche Leser unter Erde etwas verstehen, was den Autoren nicht im geringsten bekannt war, weil sie das, was wir darunter verstehen nicht am Himmel sehen konnten. Das Land konnten sie sehen - die Erde nicht. Dass man sowas selbstverständliches überhaupt erklären muss ...   

(04-03-2022, 13:52)Ulan schrieb: Das ist ein genauso unsinniger Einwand wie Dein zuvor gemachter mit dem Mt. Everest. All solche Dinge kannten "die Alten" in der Tat nicht, und deshalb sind diese Dinge fuer unser Gespraech hier auch nicht wichtig.

Möchte man meinen. Wenn du aber dauernd von der Erde sprichst, gehört der Mt Everest zu dem, was jeder am Gespräch Beteiligte unter Erde versteht, und wenn dann noch Begriffe wie Menschheit oder alle Menschen und alle Tiere zum Thema werden, entfernen wir uns gedanklich immer weiter von den mesopotamischen und biblischen Weltbildern, Weltanschauungen in den Texten hin zu unseren eigenen Weltbildern und Weltanschauungen. Bei allen Tieren, auf die du so bestanden hast, wurde das doch deutlich, weil du da schon aus den Augen verloren hattest, dass zu allen Tieren der Schöpfung auch die Fische im Meer gehören, weil du unter dem Wort eretz das fast 50mal in der Sintfluterzählung 50mal "die Erde" verstanden hast. Hättest du 50mal statt "Erde" das deutsche Wort "Land" im Kopf gehabt, wärst du nie auf die Idee gekommen, dass Gott die Schöpfung zurücknehmen wollte, weil der Zorn Gottes offensichtlich nur das Land aber nicht das Meer betraf, übrigens auch nicht den Himmel und die Unterwelt, die ebenfalls Teil der Schöpfung bzw. der Welt im damaligen Weltbild sind. Verstehst du jetzt warum mir diese Unterscheidungen so wichtig sind? Das sind beileibe keine Haarspaltereien.  

(04-03-2022, 13:52)Ulan schrieb: Was die Autoren der Bibel kannten, war die babylonische Astronomie und  Kosmogonie. Die astronomischen Kenntnisse der damaligen Zeit waren uebrigens schon weit fortgeschritten. Als solches kannten sie auch das, was sie fuer die ganze Welt hielten. Eretz bezeichnet halt auch im biblischen Hebraeisch die ganze Welt.

Nein. Eretz bezeichnet im Hebräischen gerade nicht die ganze Welt, weil das Weltbild der Autoren dreiteilig ist: Himmel, Erde und Unterwelt. Nicht einmal "Himmel und Erde" meint die ganze Welt, auch nicht wenn von Kirchenkanzeln gepredigt wird, dass damit der ganze Kosmos oder das Universum gemeint sei. Sowohl der griechische Kosmos als auch das lateinische Universum stammen aus anderen, späteren Zeiten und Kulturkreisen und sind nicht rückwirkend auf den israelitischen oder mesopotamischen Kulturkreis übertrag- oder anwendbar.   

(04-03-2022, 13:52)Ulan schrieb: Du stuelpst hier Dein modernes Denken den antiken Autoren ueber.
Das ist fast schon witzig, mir gerade das zu unterstellen. Ich mache genau das Gegenteil. Aber vielleicht bilde ich mir das auch bloß ein.

(04-03-2022, 13:52)Ulan schrieb: Auch wenn die Vorstellung der alten Judaeer darueber, was die gesamte Welt ausmachte und wie die aussah, sicherlich nicht so war wie unsere, konnten sie dennoch ueber das reden, was sie fuer die ganze Welt hielten - und genau das ist eine der Hauptbedeutungen von "Eretz".

In dem dreigeteilten Weltbild aus Himmel, Erde und Unterwelt, von dem du oben selber sprachst? Kannst du das mit irgendeiner Stelle belegen, an der in der Bibel eretz steht - bei der das Wort "Erde" in der deutschen Übersetzung nicht auch oder besser mit "Land" zu übersetzen wäre? Du behauptest immer das selbe. Mir fehlen einfach deine Begründungen und Belege für deine Behauptungen. Ich gab mir Mühe, meine Behauptungen mit Begründungen und Belgen zu garnieren und Behauptungen nicht mit Behauptungen zu begründen.


Nachrichten in diesem Thema
RE: Der mesopotamische Ursprung der biblischen Sintflut-Geschichte - von Balsam - 04-03-2022, 15:10

Möglicherweise verwandte Themen…
Thema Verfasser Antworten Ansichten Letzter Beitrag
  Sintflut-Glauben und der kreationistische Hintergrund Kreutzberg 180 67580 05-12-2022, 17:56
Letzter Beitrag: Kreutzberg
  Der "Gottesstaat" und seine Geschichte Bion 9 15779 29-11-2016, 00:38
Letzter Beitrag: Sinai
  Die Abraham-Erzählung – Geschichte oder Legende? Bion 2 6552 26-03-2014, 01:15
Letzter Beitrag: Bion

Gehe zu:


Benutzer, die gerade dieses Thema anschauen: 1 Gast/Gäste