(03-03-2022, 10:38)Ulan schrieb: Nun, das ist eine Aussage der viele Hebraeisch-Woerterbuecher nicht folgen. Es kann angeblich beide Bedeutungen haben, und zusaetzlich noch andere, wie Boden, Grund.
Ich hab bis jetzt kein Hebräisch-Wörterbuch gefunden, in dem nicht auch Erde für eretz angegeben wird.
Ez 41,16 EU16 schrieb:waren getäfelt. Die Rahmen der verschließbaren Fenster und die drei Gesimse, die von der Schwelle an ringsum liefen, waren aus Holz; ebenso gab es vom Fußboden (eretz) bis zu den Fenstern - die Fenster waren verdeckbar -
In diesem Beispiel wäre es verkehrt eretz mit Erde zu übersetzen. Selbst Erdboden wäre kein gutes Deutsch, denn der Boden im dreistöckigen Tempel bestand nicht aus Erde. In den oberen Stockwerken gab es natürlich auch Böden. Wer in den oberen Stockwerken stolpert fällt nicht auf die Erde, nicht auf den Erdboden, sondern auf den hölzernen Fußboden oder einfach zu Boden. Es gibt viele solcher Stellen, an denen eretz richtig mit Boden übersetzt wird. Und andere wo es mit Grund richtig übersetzt wird.
(03-03-2022, 10:38)Ulan schrieb: Wobei ich sicherlich kein Hebraeisch-Spezialist bin, aber so einfach akzeptieren tu ich Deine Aussage dann auch nicht.
Ich kann nicht mal Hebräisch, aber Deutsch und weiß an was ein heutiger Leser denkt, wenn er das Wort Erde in solchen Zusammenhängen hört. Ich dachte doch selbst jahrzehntelang an den Himmelskörper Planet Erde und hatte dabei diese schönen Bilder von der Erde vor Augen, die von Astronauten gemacht wurden. In der Bibel ist die Erde nicht von Gott als Leuchte an den Himmel zu Sonne, Mond und Sternen gehängt worden. Darum geht es mir, um den Sinn und die passende Bedeutung im Text. Wörterbücher sind sinnfrei - aber dokumentieren durch solche Fehler, wie mächtig dieses biblische Narrativ ist, dass es selbst modernen Wissenschaftlern noch den Kopf verdrehen kann.
Ich erwarte gar nicht, dass du oder sonst jemand irgendetwas von dem akzeptiert, was ich so von mir gebe. Wenn es verstanden wird - schön. Dass du oder andere damit einverstanden sind, erwarte ich nicht. Im Gegenteil, ich stelle hier meine Hypothese bewusst auf den Prüfstand von dir und anderen, damit sie vernünftig und fair angegriffen wird, um etwaige Fehler korrigieren oder das Ganze wieder loslassen zu können - aber nicht leichtfertig, bis zu einem Punkt darf und muss ich sie verteidigen. Ich sagte ziemlich am Anfang schon, dass meine Hypothese falsch sein könnte und stellte die Frage, woran ich das erkennen könne. Insofern mein herzlicher Dank für jedes einzelne deiner Gegenargumente.
Vielleicht war ich dir auch ein wenig Prüfstein, und du hast an meinen Gegenargumenten deinen Standpunkt prüfen können. Solche Dialoge und mental anspruchsvollen Debatten haben ihren eigenen Selbstwert und bereiten einem doch hoffentlich Spaß. In der Sache Recht haben wollen, gehört in gesunden Maßen auch dazu. Du hättest es weit weniger unterhaltsam gefunden, wenn ich geschrieben hätte. "Bin ganz deiner Meinung, beide Sintfluten sind völlig sinnlos, gewesen. Die neuen Gottheiten sind um keinen Deut besser, als es die alten waren."
(03-03-2022, 10:38)Ulan schrieb: So etwas kann man immer spekulieren, und es gibt sicherlich Parallelen, wo ich das problemlos akzeptiere (das Buch Exodus waere ein Beispiel), aber natuerlich haben wir hier die Verkunuepfung zur Turm zu Babel-Geschichte, und die Namen der Soehne von Peleg und Joktan sind erst mal ganz andere Teilungen; daher die normale Interpretation, dass hier die Aufteilung unter die Soehne Noahs, also die der Welt allgemein, gemeint ist. Mit israelitischer Geschichte waere das dann sowieso auch in dieser Bedeutung verknuepft.
Ja natürlich. Aber wieso "wäre" durch Peleg vom Stamm Sem ist es doch eindeutig mit israelischer Geschichte dieses Landes Israel verknüpft. Darum steht diese Teilung bei Sem und nicht bei Ham oder Jafet.
(03-03-2022, 10:38)Ulan schrieb: Zum Rest habe ich mich ja weitgehend bereits geaeussert und verweise darauf. Dass ich mit allegorischen Deutungen keine Probleme habe, habe ich schon dargestellt. Trotzdem halte ich Deine Auslegung fuer eine Ueberhoehung des Texts, der ich so schlicht nicht folgen mag.
Sollst du doch gar nicht. Ich habe mir mein Bild vom Text, genau wie du, doch auch selbst gemacht. Es geht doch nicht darum, wer den Längeren hat.
(03-03-2022, 10:38)Ulan schrieb: Der Text sieht schlicht nicht aus, als waere jeder Bruch darin gewollt. Die Auswahl der Ursprungstexte und wie sie zusammengestellt wurden hat sicherlich auch die Absicht, Sinnzusammenhaenge zu erzeugen, die die Ursprungstexte nicht hatten - der Versuch einer Gesamterzaehlung wird meist in der Priesterschrift gesehen, von einigen Alttestamentlern auch beim Jahwisten - aber trotzdem denke ich nicht, dass die Widersprueche Absicht mit irgendwelcher tieferer Bedeutung sind, sondern dass die einfach aus den verwendeten Quellen stammen.
Stimmt. Was ich darzustellen versuchte ist eine Einzelmeinung. Meine Meinung ist für niemanden maßgeblich, und das soll sie auch nicht sein.
(03-03-2022, 10:38)Ulan schrieb: Klar, Geschichten weiterspinnen kann man immer. Im Talmud findet man viele solche weitergesponnene Geschichten, z.B. Abrahams Vater als Betreiber eines Ladens fuer Goetterfiguren mit angehaengtem Opferservice, etc. Kann man machen, so man lustig ist.
Aber ich denke, wir wiederholen uns hier. Ich fuer meinen Teil habe alles gesagt, was ich zu diesem Thema sagen wollte.
Ich für meinen Teil auch.