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Der mesopotamische Ursprung der biblischen Sintflut-Geschichte
#52
(01-03-2022, 15:14)Balsam schrieb: Wie aber steht es, wenn es um den Wahrheitsgehalt dabei geht?

Interessiert das irgendjemanden sonst, ausser einem Inerrantisten?

Dass die Geschichte nicht "wahr" war im Sinne von "historisch", ist doch klar. Aber Du gehst ja noch weiter in Deiner Annahme: dass auch die Menschen der Antike so viel Einsicht besassen, dass sie irgendwie wissen mussten, dass die Geschichte nicht historisch ist. Das halte ich fuer eine irrige Annahme.

Aehnlich steht es um Deinen Spott zu der Vorstellung, die Leute der Antike haetten irgendetwas daran problematisch gefunden, ihre Goetter als trottelig hinzustellen. Ganz im Gegenteil: fuer solche Darstellungen gibt es zahllose Beispiele. Goetter waren maechtig, aber sie waren auch nicht intelligenter als derjenige, der den regionalen weltlichen Thron zur Zeit des Autors warm hielt. Gott wird an anderen Stellen auch als eitel und als relativ machtlos dargestellt, weil er nur eine begrenzten Einflussbereich zugeteilt bekommen hatte. Das war auch nicht irgendwie ehrenruehrig. Das wurde dann sogar zur Legitimation der Rolle der Priester als Mittler zu den Goettern verwendet. Goetter waren, in ihrem Verhaeltnis zueinander, nicht maechtiger als die Voelker, die sie verehrten.

Ich habe deshalb ein Problem mit Deiner Interpretation, weil Du irgendwie, erstens, ein modernes Allmachtsverstaendnis in eine uralte Geschichte transportierst, und, zweitens, den Editoren des Pentateuchs dann zusaetzlich ihre ureigenste Form der Unfehlbarkeit zuschreibst, weil ihnen offensichtlich kein Lapsus unterlaufen darf, wie, dass sie die Fische in der Geschichte nicht unterbringen konnten. Dabei sagt uns Occam's Razor hier schlicht, dass hier keine Fische erwaehnt werden, weil die Originalgeschichte auch keine Fische erwaehnt. Dass jemand da mal kurz nachdenkt und die Sache mit den sieben Paaren reiner Tiere ergaenzt, ist eher die Ausnahme als die Regel.

Irgendwelche fantasievollen Erklaerungen dafuer, wie man jedes Detail in der Geschichte plausibel erklaeren kann, ohne dass es die eigene Vorstellung von Theologie kratzt, findet man in Jahrhunderten apologetischer Literatur.  Im Prinzip finde ich manche dieser Erklaerungen sogar interessant. Aber bitte, da die Geschichte fuer ein juedisches Publikum geschrieben wurde, das solche nur sehr lose an die eigentliche Erzaehlung angepassten Erklaerungen liebte und damit ganze Buecher vollschrieb, wirst Du doch sicherlich irgendwelche Kommentare dazu bei Philon oder im Talmud finden. Und nein, wie schon mal erwaehnt, das ist nicht mal ein rhetorischer Vorschlag, da ich dort nicht nachgeschaut habe. Wenn Du irgendeinen juedischen Text findest, der das so interpretiert hat, dann, klar, kann ich das sehen. Ansonsten bleibt's beim Schulterzucken. Eine Erklaerung des Ursprungs der Menschheit, wie sie die Geschichte liefert, eingebettet in ein moralisches Lehrstueck, reicht mir vollkommen.

Ausserdem hast Du mir doch schon gesagt, dass Du die ganze Sache mit J, P, dem mesopotamischen Urpsrung, etc., so akzeptierst. Was meinst Du denn, worauf solche Modelle beruhen? Das ist nicht nur der Gottesname.


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RE: Der mesopotamische Ursprung der biblischen Sintflut-Geschichte - von Ulan - 01-03-2022, 17:08

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