(27-02-2022, 15:39)Ulan schrieb: Ich betrachte Texte und Textteile unterschiedlichen Ursprungs unabhaengig voneinander.Nein, und Clines anscheinend auch nicht. Siehe hier ...
(08-12-2021, 15:16)Ulan schrieb: Prof. David Clines (Sheffield) fasste das wie folgt zusammen (meine Uebersetzung): "Dies ist eine machtvolle theologische Aussage. Es... raeumt die Tatsache ein, [und zwar] in der Flut-Erzaehlung selbst, dass die Flut ueberhaupt nichts aenderte. Die Flut war also vollkommen sinnlos."
... und hier.
(26-02-2022, 02:42)Ulan schrieb: David Clines hat sich schon mit typischen theologischen Erklaerungsversuchen in den Kommentaren auseinandergesetzt (in dem spezifischen Fall zitiert er Skinner), und er haelt diese Unterscheidung in der Tat fuer bedeutungslos, da die Aussage immer noch ist, dass der Mensch ganz allgemein boese ist.
Das Thema ist, wie die Herkunft der Geschichte auch in der biblischen Version immer noch sichtbar ist. Die sumerisch-babylonische Version der Geschichte dreht sich nicht um menschliche Suende, sondern das ethische Versagen der Gottheit, und die biblische Geschichte bewahrt diese Grundaussage. Die Verkuendigung in Kapitel 6 betrifft die Annullierung der Schoepfung
(27-02-2022, 15:39)Ulan schrieb: Verschiedene Texte, speziell verschieden alte Texte, transportieren verschiedene Ideen.Eben. Und diese verschiedenen Ideen kommen bei euch nicht zum tragen, sondern nur eine, nämlich die mesopotamische und die andere biblische nicht. Die biblische Sintflut ist nur dann sinnlos, wenn man die Unterschiede der Situation vor und nach der Sinflut außer acht lässt. Siehe Mischehen im Land davor - keine Mischehen im Land danach usw., und das hat mit Ethik erst mal nichts zu tun, sondern mit der jüdischen Kultordnung im Land. Das Dargestellte ist eine von Gott verursachte Naturkatastrophe das Gemeinte könnte der von Gott bewirkte militärische Untergang des Landes, Exil, Rückkehr und Bau des 2. Tempels sein.
In den mesopotamischen Fluterzählungen dagegen ist die Situation vor der Flut und nach der Flut unverändert. Die Menschen arbeiten davor und danach für die Götter, damit die was auf dem Tisch haben.
Aus heutiger ethischer Sicht heiligt weder das eine noch das andere Mittel Gottes diesen kultischen Zweck, aber für das Verständnis der Texte seien sie mesopotamisch oder biblisch sind das falsche, weil unzeitgemäße ethische Bewertungen, und nicht mehr als ein Zeichen dafür, dass es nicht gelungen ist diesen garstigen historischen Graben mental in die Abfassungszeit zu überspringen. Wenn das der Fall ist, geht es nicht mehr um Religions- und Kulturgeschichte sondern um Religionskritik, was ja auch ein schönes Thema ist.