(30-08-2021, 09:44)Sinai schrieb:(29-08-2021, 22:13)Ulan schrieb:(29-08-2021, 18:00)Sinai schrieb: Er wollte dich ausspotten, mit dieser rhetorischen Frage
Das war mir schon klar; meine Antwort bezog das ein. Auch Spott wirkt nur dann, wenn er sinnvoll ist. Das ist ein Einwurf auf dem Niveau, wenn jemand sagt, den Klimawandel gaeb's nicht, weil's mal ein paar Tage lang schneit.
So einen grauslichen kalten Sommer wie jetzt hatten wir noch nie!
Im August einheizen
Hallo Sinai,
das Wort "nie" sollte jeder von uns sorgsamer verwenden, denn wir "erleben" ja nur einen kleinen Ausschnitt der Klimaperioden!
Dazu ein Auszug aus der Historischen Klimatologie Mitteleuropas - von Rüdiger Glaser:
>> Die Jahrestemperaturentwicklung zeigt für Mitteleuropa ab Mitte des 14. Jahrhunderts einen übergreifenden negativen Trend. Überlagert wird dieser von mittelfristigen Schwankungen in der Größenordnung von Dekaden, die zum Teil zyklisch verlaufen. Einige dieser Schwankungen erfolgen in vergleichsweise kurzen Phasen und fallen ab Mitte des 15. Jahrhunderts mitunter recht drastisch aus.
Fast jede Generation erlebte in dieser Phase einen Zyklus wärmerer Klimaverhältnisse, gefolgt von einem dramatischen Temperatureinbruch. Bis 1600 wird eine der tiefsten Temperaturphasen der tausendjährigen Reihe erreicht. Die Jahresmitteltemperaturen weisen in diesen beiden Jahrhunderten eine Schwankungsbreite von rund 1°C auf. Er liegt damit in der gleichen Größenordnung wie die Temperaturzunahme der letzten 100 Jahre, die ebenfalls 1°C betrug.
Mit einem derartigen Temperaturrückgang sind signifikante Veränderungen der Vegetationsperiode verbunden, die um bis zu 20 Tage kürzer ausfiel als heute. Eine längere Schneedeckendauer ist ebenso zu konstatieren wie verspätete Blüh- und Erntetermine. Auch qualitative Verschlechterungen von Anbauprodukten, vor allem des Weins, sind festzustellen.
In der saisonalen Analyse wirkte sich zwischen 1400 und 1500 vor allem die Abkühlung der Frühjahrswitterung prägend aus. Die Sommertemperaturen sanken mit einigen Dekaden Verzögerung, ebenso die im Herbst. Besonders dramatisch ist der Einbruch der Sommertemperaturen gegen Ende des 16. Jahrhunderts. In dieser Phase häufen sich auch gesellschaftliche Exzesse wie Hexenverfolgungen. Auch wenn es verschiedene Definitionen und zeitliche Einordnungen gibt, setzte sich spätestens ab 1550 die klimatische Struktur der Kleinen Eiszeit durch.
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Im weiteren Verlauf bleibt der langfristige Temperaturverlauf auf einem niedrigeren Niveau, ein Umstand, der 1939 zum ersten Mal als "little ice age" bezeichnet wurde.15 Die zunächst eher beiläufige Namensgebung erklärt sich aus dem markanten Vorrücken der Alpengletscher in diesem Zeitraum. In den Mittelgebirgen verschlechterten sich die Anbaubedingungen signifikant durch die Verkürzung der Vegetationsperiode. Öfters kam es in dieser Phase zum Auswintern (also zu einer frostbedingten Beschädigung) der Winterfrucht. Hungersnöte, Seuchen, die Aufgabe von Siedlungen und Abwanderungen waren die Folge. An den Küsten traten vermehrt schwere Sturmfluten auf, die teilweise zu großen Menschen- und Landverlusten führten. Tiefpunkt dieser Entwicklung war das sogenannte Maunder Minimum, das zwischen 1675 und 1700 auftrat und nach einem Sonnenfleckenminimum benannt ist.
Während des 18. Jahrhunderts stiegen die Temperaturen langfristig wieder an, die dekadischen Schwankungen blieben aber erhalten. Markante Temperaturrückschläge kennzeichneten auch das 19. Jahrhundert. Gletscherfluktuationen lassen sich damit zum Teil korrelieren, so dass weiterhin von einem Klima der Kleinen Eiszeit gesprochen werden kann. Der letzte – auch weltweit – nachweisbare markante Gletschervorstoß datiert auf Mitte des 19. Jahrhunderts.
Danach erfolgte dann aber nach und nach jener Temperaturanstieg, für den sich die Bezeichnung Anthropogener Temperaturanstieg durchgesetzt hat. Zwar wird der exponentielle Anstieg von mittelfristigen Schwankungen überlagert, doch kann er als vom Menschen verursacht angesehen werden, da der überwiegende Anteil dieses Anstieges auf die Freisetzung von Treibhausgasen zurückgeführt werden kann.
Die Klima-Aufzeichnungen notieren mehrere warme Sommer; in den Jahren 1826 und 1834 erreichten sie eine Durchschnittstemperatur von je 18,4 °C. Der kälteste Sommer fällt ebenfalls in diesen Zeitraum: Im Jahr 1816 erreichte er nur 14,1 °C im Mittel. Als Hauptursache wird heute der Ausbruch des indonesischen Vulkans Tambora im April 1815 angesehen, der von Vulkanologen als deutlich stärker eingestuft wird als der Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 n. Chr. und jener des Krakatau 1883. - (Ronald D. Gerste)
[url=https://de.wikipedia.org/wiki/Jahr_ohne_Sommer#cite_note-1]Gruß von Reklov


