15-06-2021, 14:08
(15-06-2021, 10:08)Athon schrieb: Könnte sich irgendjemand im deutschen Sprachraum nicht angesprochen oder gar ausgegrenzt fühlen, wenn es heißt: DER Mensch? Aber DER Kunde ist nicht ok, oder wie...?
ja, und zwar die frauen in meiner heimat. denn "die frau" ist hier "das mensch"
scherz beiseite: "mensch" ist nun im deutschen wirklich geschlechtsneutral insofern, als es eine weibliche form dazu gar nicht gibt - ergo denkt auch bei "der mensch" niemand ausschließlich an einen mann. ausschlaggebend für das verständnis eines worts als geschlechtsindifferent oder spezifich männlich/weiblich ist - zumindest nach meinem verständnis - ja nicht in erster linie das grammatikalische geschlecht, sondern ob es geschlechtsspezifische sonderformen gibt
mit dem "mensch"en hat natürlich das englische, wiewohl sonst grammatisch gesegnet, was den genderstreit angeht, so seine besonderen probleme - steht dieses wort doch sowohl für "mensch" wie auch spezifisch für "mann". weshalb ja, was im deutschen einfach mit "mensch" (also leuten) zu beschreiben ist, im englischen zur für meine ohren furchtbar klingenden "person" wird. vollends furchtbar klingt für mich die übernahme der "person" auch im deutschen
"Aber DER Kunde ist nicht ok, oder wie...?"
nein, natürlich nicht. in traditionellem österreichisch ist das schließlich "die kunde" und meint damit nicht die frohe kunde (information) von der marktwirtschaft, sondern tatsächlich die zielgruppe des marketings bzw. das kaufmännisch auszubeutende personenobjekt
scherz beiseite: gerade da ja die kundin als besonders ausbeutungswürdiges personenobjekt einen so hohen wie prominenten stellenwert hat, fühlt sie sich als schnöder "kunde" natürlich nicht angesprochen. anders gesagt: es ist für den kaufmann schon entscheidend, ob er sich nun an kunden, kundinnen oder einfach kundschaft wendet
es bringt imho wenig, hier sturheil auf feste regeln zu setzen, ob und wie endungsgegendert werden soll. es kommt halt immer drauf an (in erster linie, wie mißversändlich generische begriffe im einzelnen sein können) - und man sollte die kirche im dorf lassen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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