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Bruyère-Holz - ein Wunder der Evolution ?
#12
Hallo 'Geobacter' - Du scheinst viel von Pfeifen zu verstehen. Interessant was Du zum Vorgang des Einrauchens von Holzpfeifen schreibst. Das mit dem Kaliumcarbonat ist interessant!

Ich gestatte mir, auch Dir meine Erfahrungen und Gedanken mitzuteilen:


Zum Einrauchen von Bruyèrepfeifen

Ich habe früher einige Zeit Pfeife geraucht, die Bruyèrepfeife war mir zu stressig (entweder ging die Pfeife alle zehn Minuten aus oder ich zog laufend daran um das Ausgehen zu vermeiden und dann bildete sich wegen der bald auftretenden Überhitzung Teer im Pfeifenkopf in derartiger Menge, daß das Teer beim Saugen sogar hörbar zu blubbern begann) und ich kaufte mir eine Meerschaumpfeife die problemlos zu rauchen war, da Meerschaum porös ist und das Kondensat (Teer) wie ein Schwamm aufsaugte.
Die Meerschaumpfeife war vergnüglich (da trocken ohne Saft) zu rauchen. Sie war ihr Geld wert!
Allerdings verfärbt sich ein ursprünglich kreideweißer Meerschaumkopf durch die laufende Aufnahme des Kondensats allmählich und wird Elfenbein, dann Ocker und dann Braun. Sieht interessant aus.
Dann ist die Lebensauer der sündteuren Pfeife beendet: die Poren sind verstopft, da der Stein gesättigt ist - und nimmt kein Kondensat mehr auf. Da kann man dann gleich eine billige Pfeife mit Porzellankopf rauchen. Daher nahm ich den Meerschaumkopf ab, verstopfte das kleine Loch fest mit Knetmasse Fimo, füllte den aufgestellten Kopf mit Salz, goß Isopropanol hinein (es geht auch hochprozentiger Trinkalkohol, aber das ist wegen der extremen Besteuerung viel zu teuer) und bedeckte die Große Bohrung oben mit Nylon und Gummiringerln. So ließ ich den zwischen Schachteln eingekeilten Pfeifenkopf 48 Stunden lang stehen. . .
Als ich dann die dünne Nylonfolie entfernte, war das Salz braun - und der Pfeifenkopf zwar nicht neu, aber nur mehr Elfenbein bis Ocker. Ich wiederholte den Vorgang und dann war der Pfeifenkopf zur Gänze Elfenbein. Die teure Pfeife war regeneriert. Dieses Prozedere wiederholte ich regelmäßig wenn die Pfeife zu safteln begann

Man kann auch eine Holzpfeife mit Meerschaumeinlage kaufen. Extrem preiswert da die Einlage dünnwandig ist und das Holz nicht feuerfest zu sein braucht. Außerdem bruchsicher beim herunterfallen und bruchsicher dort an der neuralgischen Stelle wo der Holm rein und rausgedreht wird! Eine hochelegante Lösung. Allerdings weiß ich nicht, ob man solche Verbundpfeifen mit Isopropanol oder Trinkalkohol reinigen darf. Ich hätte die große Sorge, daß dann die Verklebung zwichen Meerschaumeinlage und Holzmantel aufgelöst wird und dann der Meerschaumeinsatz nicht mehr fixiert ist. Habe es aber nicht ausprobiert. Einen Tropfen Leim kann man ja selber reingeben. Aber es müßte ein hitzefester Leim sein (falls es so was gibt). Ein solches Wunderwerk der Chemie ist aber problematich, da es sofort vom Meerschaum aufgesogen wird und dann entsteht beim Rauchen wohl fürchterlicher Gestank und Krebsgefahr . . .

Ich kaufte mir eine klassische Bruyèrepfeife für Spaziergänge. Robust, allerdings mit Holzoberfläche an der der Glut zugewandten Seite! Es war eine echte Savinelli Punto Ora (Viva Italia !) allerdings Originalholzoberfläche innen ohne Einrauchpaste. Ein Qualitätsmerkmal, da Einrauchpaste auch zum Vertuschen von Holzfehlern (Kittstellen von Wurmlöchern) verwendet werden kann.
Allerdings war der Kopf untypisch hell, sah unhübsch aus, aber dieses Holzkraut soll ja feuerfest sein und nicht "schön". Zumindest interessant sah es aus. Da ich mich nicht dazu entschließen konnte, das Stück zu gefährden, entschloß ich mich, nach langem Studium von Pfeifenliteratur eine Einrauchpaste selbst herzustellen:

Es wurden dann 2 Einrauchpasten (ein zweistufiges Verfahren)

1. Stufe
Zuerst kaufte ich im Chemikalienhandel ein kleines Fläschchen Kaliwasserglas 34/35° und eine kleine Dose Aktivkohle.
Mit gummihandschuhgeschützten Händen und auch seitlich geschützter Chemikerschutzbrille trug ich einen Tropfen reines Wasserglas (ohne Aktivkohle) auf einem Stück Bastelholz auf - am nächsten Tag war es schwarz! Somit war erwiesen, daß die Pfeife nicht mit Wasserglas imprägniert worden war.
Nun erzeugte ich mit obigen Schutzmaßnahmen in einer Eprovette ein Gemisch 2 TL Wasserglas und 1 gestrichenem TL Aktivkohle, verschloß es und schüttelte stark. Mit einem Pempsel trug ich einen Tropfen innen in der Brennkammer auf und ließ den Pfeifenkopf (Mündung unten) aufgebockt einen Tag lang trocknen.
Wasserglas ist zum Brandschutz; die Aktivkohle dient dazu, daß es zu keiner Versiegelung kommt - da würde das Holz nämlich kein Kondensat mehr aufnehmen und da kann ich gleich eine billige Porzellanpfeife oder Alupfeife etc. kaufen . . .

2. Stufe
Ich erzeugte ein Gemisch von 2 TL 80 % Rum und 1 gestrichenem TL Aktivkohle und 1 gestrichenem TL Honig. Wieder Lagerung Kopf unten mit Lüftung unten. Es bildete sich eine verwachste Schicht, der Alkohol verdunstet und es entsteht eine zähe wachsartige Schicht, die wegen des Zuckergehalts beim Rauchen eine treffliche Schutzschicht bildete. Eine hervorragende Pfeife!

Um nach dem kleinen Exkurs in die Welt der Pfeifenraucher und vielleicht auch Innen zum Thema feuerfestes Holz zurückzukehren, möchte ich sagen, daß das wirklich ein Wunder der Natur ist. Wie Ekkard in Beitrag #4 witzelte, daß Gott mit dem Bruyèreholz den Pfeifenrauchern ein Geschenk machen wollte mag ich nicht glauben - denn der Qualm ist gesundheitsschädlich.
Da ist ein Vorgang irgendeiner Evolution (nach jahrtausendelangen Folgen von Buschbränden im Mittelmeerbecken entsteht allmählich eine feuerfeste Holzart; es gibt ja auch Tiere die in heißen Quellen leben können und der Fuchs wechselt ja auch im Spätherbst die Farbe und wird weiß  und im Frühling wird er wieder fuchsrot) glaubhafter.
Außer Gott wollte auch mit diesem Baum die Menschen auf die Probe stellen
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RE: Bruyère-Holz - ein Wunder der Evolution ? - von Sinai - 21-12-2020, 10:59

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