09-09-2020, 15:59
(09-09-2020, 12:06)Ulan schrieb: Sein Vorgaenger Valerius Gratus - uebrigens auch 11 Jahre im Amt - versuchte wohl die Macht in Jerusalem in den Griff zu bekommen, indem er die Hohepriester dauernd auswechselte.
Dahinter verstecken sich zwei Botschaften:
1.) die lange Amtsdauer beider Präfekten (Gratus und Pilatus) von über 10 Jahren. Das lag in erster Linie an der Taktik des römischen Langzeit-Kaisers Tiberius, der bei der Bestallung seiner Präfekten in den Besatzungsgbieten nach dem Blutsauger-Prinzip handelte.
Er verglich die steuereintreibenden Statthalter mit Schmeißfliegen auf der Wunde eines seiner Soldaten. Haben sie ihr Opfer erst genügend ausgesaugt, werden sie satt und lassen sie es in Ruhe. Da die Statthalter die Steuern in erster Linie für die Kasse der Caesaren eintrieben (und sich dabei natürlich selbst auch bedienten) ließ er sie träge und nicht mehr so gierig länger im Amt. Das ist auch bei beiden der Hauptgrund ihrer langen Amtszeit (11und 10 Jahre).
2.) noch mehr ins Eingemachte vordringend: die Amtszeiten der ersten Hohepriester des Gratus war zwar kurz aber nicht ungewöhnlich. Erst als Gratus Kajaphas ernannte, kam Ruhe in die Hohepriester-Front. Er war, glaube ich, neun Jahre unter ihm in dieser Funktion. Und Pilatus war nur gut beraten, den offenbar gefügigen Kajaphas (siehe die Zustimmung zur Wasserleitung in Jerusalem und den Prozess Jesu) zehn weitere Jahre im Amt zu belassen. Sinnigerweise wurde der erst ausgetauscht, als auch Pilatus abgelöst war. Auch diese Tatsache stützt die Abberufungstheorie Pilatus' nach Rom.
Irgendwie läßt sich so jeder gordische Knoten doch zerschlagen.
MfG