30-08-2020, 13:27
(30-08-2020, 11:18)Bion schrieb: Wenn man sein Handeln in dieser Sache betrachtet, scheint es doch sehr merkwürdig, dass er gut ein Jahrzehnt zuvor die Aburteilung eines einzelnen Aufrührers mit so viel Sorgfalt und Aufwand betrieben haben soll.
Wenn Du damit den Jesus-Prozess meinst, lag der ja nicht lange vor dem Garizim-Einsatz, höchstens 3 Jahre*. Die Römer duldeten keine Hauruck-Verfahren (habe ich schon mal erwähnt); sie hatten ein überliefertes Straf- und Prozessrecht, nachdem sie ihre Strafverfahren durchführten. Sogar der Gerichtsstuhl, auf dem sie ihre Urteile fällten, war in der Form bekannt. Aus den Paulus-Briefen ist uns geläufig, dass ihn als Römer eine ehrenhaftere Todesstrafe als die Kreuzigung erwartete.
Was bei Pilatus/Kajaphas so augenfällig ist, beweist die 10-jährige Zusammenarbeit der beiden. Sie muss einfach gut gewesen sein, was auch den wahren Prozessverlauf Jesu beeinflußt haben dürfte. Die Präfekten hatten das Recht, den Hohepriester zu bestimmen und ihn auch abzusetzen, das ist den wenigsten Sonntagschristen bekannt. Pilatus hätte ihn längst abgesägt, hätte K. nicht mit ihm kooperiert. Sogar sein Festtagsgewand musste der Hohepriester bei ihm erbetteln; er, Pilatus, hatte es in Verwahrung.
Bei dem Massaker am Garizim habe ich beim obigen Beitrag übrigens auch übersehen, dass dort Enthauptungen nach Prozessen und nicht Kriegsmetzeleien für den Judenprotest verantwortlich waren.
Über allem steht der grundsätzliche Judenhass, der dem Pilatus nachgesagt wird, trotz seines Verhältnisses mit Kayjaphas. Er nahm auf die Glaubensgefühle der Juden keinerlei Rücksicht.. Seine Truppen waren übrigens auch keine waschechten Römer sondern Ausgehobene unter den Hellenisten und Juden in Judäa. Sie waren im ganzen Land nur 3000 Mann, was für einen Volksaufstand nicht gereicht hätte.
Darum auch das prophylaktische Vorgehen bei schon geringer Unruhe wie bei Jesus Einzug in Jerusalem und der Tempelreinigung??
Ja, der wenig gute Pilatus, der römischste aller Präfekten, wirft heute immer noch viele Fragen auf.
MfG
*Wobei ich vom Todesjahr 33 ausgehe.