(16-03-2020, 22:55)edi schrieb: "der mensch kann keinen wurm erschaffen, doch dutzende von göttern.
Ich habe vor Jahrzehnten in meinem Schulbuch gelesen:
"Man can create rockets, but not a tiny mouse"
(Dies war damals ein beliebter Spruch in allen Englischen Schulbüchern wohl auf der ganzen Welt - ein Schulbuchautor übernahm den Spruch vom anderen, solche Sprüche wurden damals noch nicht gesetzlich geschützt)
Dies sollte die Schüler demütig machen. Zwar kann der Mensch phantastische Mondraketen bauen, aber er soll nicht hochmütig werden - denn er ist kein Gott - er kann nicht einmal eine winzige Maus machen . . .
Die vielen Götter der Frühantike wurden übrigens nicht von Menschen erschaffen (ein falsches Wort), sondern der Vorgang war wohl so, daß die Kinder ihre Eltern und Großeltern verehrten, und als diese starben, sich ehrfürchtig an sie erinnerten. Da war halt ein Vater, der ein furchtloser Kämpfer war und die Kinder vor Sklavenhändlern errettete, indem er sie in seiner Wut erschlug. Mit großer Dankbarkeit erzählten sie das ihren Kindern, diese ihren Enkeln. Man nennt dies Ahnenverehrung
Langsam wurde den bekanntesten Ahnen der Familie eine Blume aufs Grab gepflanzt, ein Kult entstand - der Ahnenkult
Nach weiteren Generationen begann einer in seiner Not, den Namen des Verehrten auszurufen
Ein Gott entstand
Man begann einen Gott aus Ton zu formen (einige Zentimeter groß, man konnte sie in die Satteltasche stecken)
Vor 4000 Jahren war das in Mesopotamien üblich, man denke an die kleinen Götterskulpturen (Figurinen) der Rahel - die Bibel berichtet darüber
"Bei wem du aber deine Götter findest, der soll nicht am Leben bleiben. In Gegenwart unserer Brüder durchsuche, was ich habe, und nimm, was dein ist. Jakob wusste nicht, dass Rahel die Götter gestohlen hatte." 1 Mose 32:32 Einheitsübersetzung
"Rahel hatte die Götterbilder genommen, sie in die Satteltasche des Kamels gelegt und sich darauf gesetzt. Laban durchstöberte das ganze Zelt, fand aber nichts." 1 Mose 31:34 Einheitsübersetzung
Diese Übersetzung ist nicht besonders gut, denn erstens waren es keine zweidimensionalen "Götterbilder", sondern Götterskulpturen und zweitens gab es dort damals noch keine "Kamele" (die kamen erst viel später auf dem Wege des südlichen Stranges der Seidenstraße aus dem Gebiet der Mongolen) - im bibelhebräischen Originaltext steht ganz prosaisch גָּמָל gâmâl und das bedeutet ganz einfach Lasttier (damals Esel oder Maultier; erst später sagte man zu dem neuen Tier der Seidenstraße Kamel)
Dennoch zeigt diese Übersetzung, dass damals Figurinen von Ahnen verehrt wurden - der spätere Moses findet keinen Anstoß daran
In Rom gab es die Laren und Penaten als Hausgötter
Die Laren "wurden bei allen Familienfesten verehrt und begleiteten die Familie, wenn diese fortzog." Laren - Wikipedia
"Da die Penaten die Seelen verstorbener Vorfahren waren, waren sie an ihre Familie gebunden und gingen mit, wenn die Familie
umzog." Penaten - Wikipedia
Genau so, wie ein gutes Jahrtausend früher die Rahel die Figurinen in die Satteltasche packte
Wie gesagt, ist das ein Hinweis, dass sie klein gewesen sind
Man nimmt an, daß der Besitz der Figurinen den Besitzer als Erben legitimierten (so wie heute der Besitz einer Rechnung den Besitzer zu Garantieansprüchen legitimiert)
Wer die Figurinen besaß, galt als Herr des Familienbesitzes und Herr der Familie

