06-03-2020, 23:19
(02-03-2020, 09:24)Thomas der Ungläubige schrieb: Was mir die Beschäftigung mit Erkenntnistheorie gelehrt hat ist, dass es keine unveränderlichen und absoluten Wahrheiten gibt. Wenn man wirklich eine allgemeine philosophische Diskussion führt, muss man diesen Befund ernst nehmen. Die Frage, ob Rationalisten oder Irrationlisten Recht haben, ist nur eine sprachphilosophische Spielerei (Wittgenstein würde mir hier zustimmen). Diese sprachphilosophische Spielerei ist aber nicht ohne Nutzen, denn sie kann ein Brücke zwischen Gottgläubigen und Wissenschaftsgläubigen bauen. Die Religionsfeindlichkeit einiger Antikreationisten steht der Wissenschaftsfeindlichkeit der meisten Kreationisten in nichts nach.ich halte deine ansicht für kurzsichtig, oder du bist schlecht informiert.
Wir haben auf der Welt praktische Probleme zu lösen und das schaffen wir nur mit einem herrschaftsfreien sachlichen Diskurs. Die Idee des Kreationismus ist unproblematisch. Die Begleiterscheinungen wie Verschwörungstheorien und Wissenschaftsfeindlichkeit sind aus ethischen Gründen das Problem. Hier zu differenzieren wäre für mich ein erster Schritt zu einem Konsens.
am beispiel der USA:
die antiaufklärerische haltung der protestanten ist die ursache, dass die vermittlung von aufklärerischen gedanken und neuen wissenschaftlichen erkenntnissen durch gesellschaftliche und staatliche organisationen wie schulen und universitäten nicht nur kritisiert sondern auch gelegentlich verhindert werden. ("affenprozess")
das gilt nicht nur für die evolutionstheorie, deren lehre und verbreitung in den staatlichen schulen abgelehnt wurden und zum teil immer noch werden, weil sie mit der bibliischen schöpfungsgeschiichte nicht vereinbar ist. abgelehnt und bekämpft werden auch gesellschafts und sexualpolitische reformen, die den gedanken der aufklärung verpflichtet sind, aber nicht mit mit den religiösen dogmen übereinstimmen. abgelehnt wird von einigen protestantischen kirchen auch die frauenemanzipation und zum teil bis heute die staatliche anerkennung gleichgeschlechtlicher lebensgemeinschaften und die nichtbestrafung von bestimmten geschlechtlichen verhaltensweisen und sexuellen praktiken, die in der bibel als sündig angesehen werden.
das hat dazu geführt, dass sich protestanten zu einer organisierten abwehrfront zusammengeschlossen haben. ("christian right" oder "christliche rechte.")
hier droht ein kulturkampf zwischen fundamentalistischen kirchen und dem laizistischen staat.
edi