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... Aber ich sage Ihnen ... das Evangelium der Gegensätze und Kontrapunkte
#76
(19-12-2018, 00:29)Sinai schrieb:
(18-12-2018, 20:06)Ulan schrieb: Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass das Verhaeltnis Jesu zur Tora dem von Hillel entspricht

Dem kann ich nicht folgen.
Rabbi Jesus verstieß zwar nicht gegen die Thora, aber er lehrte sie anscheinend (oder scheinbar?) nicht explizit.
Rabbi Hillel jedoch verstieß nicht nur nicht gegen die Thora, sondern er lehrte sie explizit und hartnäckig

Anm.: daß Jesus ein Rabbi war, ergibt sich daraus, daß er gemäß NT von seinen Jüngern als Rabbi angeredet wurde  Icon_smile

Zunaechst einmal: Weder Hillel noch Jesus waren Rabbis im Sinne des rabbinischen Judentums, das es damals nicht gab. Im ersten Jhdt. war Rabbi lediglich ein Ehrentitel ("Meister"), kein formaler. Auch Hillel war kein Rabbi. Auch wenn ihn einige moderne Schriften so bezeichnen, tun das klassische Schriften nicht. Das Thema hatten wir aber auch schon x-mal.

Ansonsten geht es hierbei nicht darum, dass jemand die Tora lehrt, sondern um deren Auslegung (Halacha). Die Fragen, die Jesus von Pharisaeern gestellt bekommt, sind typisch halachische Fragen. Dass Jesus Hillel hundertprozentig folgte, ist sicherlich nicht korrekt, stimmt; ich hatte bereits darauf hingewiesen, dass er in Scheidungsfragen z.B. Schammai folgte.

Dass Jesus ein Hillel war, habe ich ebenfalls nirgendwo gesagt, bzw. sogar explizit verneint. Das NT ruht eher auf den prophetischen Buechern.

Bei den "Verstoessen" Jesu gegen die Tora muss man genauer hinschauen. Z.B. bekommt das Pfluecken der Aehren am Sabbat, also ein scheinbarer Bruch des Sabbatgebotes, ja seine Erklaerung: der Sabbat ist fuer den Menschen da, nicht der Mensch fuer den Sabbat. Er gibt ja auch Davids Essen der Schaubrote als Beispiel, wo etwas akzeptiert war, was garantiert gegen das Gesetz verstiess, waehrend Aehrenpfluecken am Sabbat nicht mal explizit in der Tora verboten war, sondern nur allgemein Arbeit; das zu differenzieren ist dann eine Auslegungsfrage (hier also: Hunger geht vor). Auch hier schauen wir also auf Tora-Auslegung.

Man beachte auch die genaue Formulierung dessen, was die Juenger Jesu hier tun. Ein Satz, der tatsaechlich in der Tora steht, ist: "26 Wenn du in die Saat deines Nächsten gehst, so magst du mit der Hand Ähren abrupfen; aber mit der Sichel sollst du nicht darin hin und her fahren." Der Satz in der Tora (Deut 23) besagt ja ausdruecklich, dass man unmittelbaren Hunger stillen darf, dringende menschliche Beduerfnisse also Vorrang haben (hier z.B. auch vor dem Gebot: Du sollst nicht stehlen; nur bereichern darf man sich auf Kosten des Naechsten nicht). Auch dieses Tora-Gebot stellt Menschliches ueber die sogenannten 10 Gebote.

Also noch einmal: Ich hatte lediglich darauf hingewiesen, dass Jesus in den Fragen des Gesetzes in der uns ueberlieferten Auslegungsform des Hillel folgte, und hier explizit der Betonung der Naechstenliebe als Fokus, durch den man die gesamte Tora anschauen muss. Dass Jesus weder den Rang eines Hillel innehatte noch seine Betaetigung besonders aehnlich war, ausser dass er Schueler um sich sammelte, ist klar. Hier im Thread geht es aber nur um Auslegungsfragen der Tora, nicht um das gesamte Leben Jesu.


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