16-12-2018, 00:03
(15-12-2018, 13:34)Ulan schrieb:(15-12-2018, 10:57)Sinai schrieb: Es sei auch angemerkt, daß die Evangelisten keine Abschreiber waren und somit ist es sehr positiv und ein Echtheitsbeweis, daß jeder Evangelist solche Einzelbeobachtungen niederschrieb.
Natuerlich waren die Evangelisten Abschreiber. Das Matthaeus-Evangelium enthaelt den groessten Teil des Markus-Evangeliums in denselben Formulierungen und derselben Reihenfolge.
Wenn die Evangelien voneinander abweichen, heißt es das seien Widersprüche
Wenn die Evangelien übereinstimmen, heißt es da gab es Absprachen
(15-12-2018, 13:34)Ulan schrieb: Die Texte sind so aehnlich, dass es heute fuer eine Plagiatsklage reichen wuerde.
Hier ist zu sagen, daß die Evangelisten ja keine Romanschreiber waren - wo einer dem anderen aus Geldgier eine Plagiatsklage anhängt.
Die Evangelisten zogen am selben Strang - und wollten das Evangelium verkünden !
Da ging es nicht um Geld - die Evangelisten hatten keine Gewinnabsicht, im Gegenteil, sie nahmen Verfolgung und Zerstörung der bürgerlichen Existenz in Kauf
Die Apostel waren - trotz mancher späterer unterschiedlicher Auffassungen betreffend Heidenmission - eine verschworene Gemeinschaft und arbeiteten natürlich eng zusammen. Da war kein Platz für eigene Lehren !
Ich denke, die zahlreichen Unterschiede sind ein Echtheitsbeweis (das sind authentische Schriften von vier real existierenden Evangelisten und keine vier hirnlose Abschriften).
Und zum Thema "Absprachen" wäre zu sagen, daß es ja ganz normal und wünschenswert war, daß sich die Apostel häufig trafen und zusammenarbeiteten. Sie waren ja Schüler desselben Lehrers Jesus und verkündeten dieselbe Lehre. Und wenn sie Reden Jesu ziemlich gleichlautend widergaben, ist das ein Zeichen daß sie aufmerksam zugehört hatten und sich wahrscheinlich in den nächsten Tagen oder gar am selben Tag Notizen machten
Das Evangelium lebt eben. Keine 4 Kopien, sondern da steckt viel eigenes Gehirnschmalz drinnen. Und auch differierende Präferenzen, weil es eben reale Menschen waren. Menschen mit unterschiedlichen Charakteren. Kein Mensch ist gleich! So hat jedes der vier Evangelien eine andere Ausstrahlung.
Und daß manches sehr gleichlautend ist, ist ein Zeichen der Einmütigkeit - und auch ein Zeichen der wahrheitsgetreuen Widergabe
Daß es eben unterschiedliche Auffassungen zu bestimmten Themen schon zu Lebzeiten der Apostel gab, ist bekannt, und zeigt, daß es keine diktatorische Sekte war, sondern daß unterschiedliche Ideen Platz hatten
Das Apostelkonzil zum Thema "Heidenchristen" zeigt das sehr schön
Für Juden war nach dem Jahre 35 das Christentum nicht mehr attraktiv (es gab dann wohl nur mehr einzelne neue Judenchristen) - aber für Heiden war das Christentum äußerst attraktiv und wurde später zur Staatsreligion des Römischen Reiches und später zur Weltreligion

