(15-12-2018, 10:57)Sinai schrieb: Der im Jahr 1968 in Mode gekommene Begriff "Sondergut" klingt etwas abfällig (siehe Sonderschule, Strandgut) und man sollte besser "Einzelberichte" dazu sagen
Bevor Du hier Begriffe "verschlimmbesserst", ueberleg' doch einmal kurz, was der Begriff eigentlich besagt. Es ist Textgut, das eine Besonderheit fuer ein einziges Evangelium darstellt.
(15-12-2018, 10:57)Sinai schrieb: Es sei auch angemerkt, daß die Evangelisten keine Abschreiber waren und somit ist es sehr positiv und ein Echtheitsbeweis, daß jeder Evangelist solche Einzelbeobachtungen niederschrieb.
Natuerlich waren die Evangelisten Abschreiber. Das Matthaeus-Evangelium enthaelt den groessten Teil des Markus-Evangeliums in denselben Formulierungen und derselben Reihenfolge. Der Text des Matthaeus enthaelt einige Korrekturen und ein paar Erlaeuterungen, aber ansonsten sind die Abweichungen im Rahmen der gewoehnlichen Varianz zwischen Manuskripten, da kein Manuskript dem anderen gleich war. Die Texte sind so aehnlich, dass es heute fuer eine Plagiatsklage reichen wuerde.
Das Lukas-Evangelium enthaelt auch grosse Teile des Markus-Evangeliums, allerdings ohne die Duplikationen, die unser heutiges Markus-Evangelium enthaelt und die es auch in das Matthaeus-Evangelium geschafft haben. "Lukas" hat wohl eine aeltere Version des Markus-Evangeliums als Vorlage benutzt (oder die Duplikationen entfernt).
Woher das Sondergut kommt, ist unklar. Die Evangelisten haben wohl einige Perikopen selbst erfunden, wie das fuer literarische Werke der Zeit normal war.