(23-06-2017, 13:49)Kreutzberg schrieb: Für mich wäre es an dieser Stelle wissenswert wann die Trennung zw. der bibeltreuen Lebensführung zur liberalen christlichen Lebensführung begonnen hat.
Man muss sich vor Augen halten, dass das NT zu Zeiten des Paulus nicht existierte. Wenn Paulus von "Schriften" redet, meint er die Septuaginta, das griechische Alte Testament. Das ist, was er zitiert. Evangelien kennt er kein einziges, ausser seinem eigenen. Wer weiss, es ist durchaus moeglich, dass er das Christentum erst "erfunden" hat.
(23-06-2017, 13:49)Kreutzberg schrieb: Paulus dass dürfte wohl unstrittig sein kam es tatsächlich um die Reinheit der Lehre an.
Das ist ein schwieriges Thema. Die Frage ist, welcher Lehre. Ob die Lehre des Paulus unveraendert ueberliefert wurde, ist mit grossen Fragezeichen zu sehen. Die Paulusbriefe wurden z.B. im 2. Jahrhundert von den Marcioniten gesammelt (10 davon, die Pastoralbriefe waren damals wohl noch unbekannt) und mit einem Evangelium (das hiess einfach nur so) gebuendelt und wohl als erste Form eines "Neuen Testaments" von Marcion veroeffentlicht. Justin der Maertyrer, einer der bedeutendsten Kirchenvaeter des 2. Jahrhunderts, hat Paulus nie in seinen Apologien zitiert. Noch Tertullian, der mehr oder weniger Begruender des lateinischen Christentums war, nannte Paulus nach dem Jahre 200 den "Apostel der Haeretiker". Das macht man sich heute nicht mehr so klar.
Was man heute noch sieht, ist, dass Paulus nie ein Ereignis aus den Evangelien erwaehnt (ausgenommen die Abendmahlsformel), und dass die Apostelgeschichte nie erwaehnt, dass Paulus je irgendetwas geschrieben haette. Wir sollten uns damit abfinden, dass die Fruehgeschichte des Christentums wohl weitaus komplizierter war, als es heute erscheint. Genau wie die Texte wurde auch die fruehe Geschichte des Christentums irgendwann mal einer Revision unterzogen.