10-07-2015, 14:46
(10-07-2015, 00:21)Rob schrieb: Dieses Rätsel der biblischen Textkritik ... hat schon viele Personen beschäftigt.
Einige Fachgelehrte sind der Meinung, dass schon Eusebius eben diese Geschichte vor Augen hatte, als er (in KG III 39,17) zu Papias' Texten anmerkte:
Ferner führte er aus dem Hebräerevangelium die Geschichte eines Weibes an, das wegen vieler Sünden vor dem Herrn angeklagt worden war.
Dazu merkte M. Theobald (in: Das Evangelium nach Johannes, Bd I, Kap. 1-12, 2009 Regensburg, Pustet Verl., S. 551) an:
Ein in 1941 in Tura bei Kairo gefundener Papyrus mit dem Kohelet-Kommentar des Didymus von Alexandrien (ca. 313-398) bestätigt indes die Annahme, dass unsere Erzählung tatsächlich aus einem apokryphen Evangelium stammt. Der fragliche Text (bei Luhrmann, Fragmente 50f.) lautet:
Wir berichten nun in gewissen Evangelien. Eine Frau wurde, heißt es, verurteilt von den Juden aufgrund einer Sünde und, um gesteinigt zu werden, an den Ort getrieben, wo das zu geschehen pflegte. Als der Erlöser, heißt es, sie erblickte und sah, dass sie bereit waren, sie zu steinigen, sagte er zu denen, die sie mit Steinen bewerfen wollten: "Wer nicht gesündigt hat, hebe einen Stein auf und werfe ihn. Wenn jemand sich gewiss ist, nicht gesündigt zu haben, nehme er einen Stein und treffe sie". Und niemand wagte es. Indem sie sich selbst überprüften und erkannten, dass auch sie verantwortlich waren für einiges, wagten sie nicht, jene (zu bewerfen).
Ohne Zweifel handelt es sich um dieselbe Geschichte wie in Joh 7,53-8,11.
MfG B.