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Mögliche diesseitige Folgen monotheistischer Jenseitsvorstellungen
#11
Ekkard schrieb:
Erich schrieb:Auch in Anbetracht dieser Gegebenheiten verzichte ich darauf, mir zu suggerieren, dass irgendeine Religion Wahrheit verkündet und verzichte damit auch auf die m.M.n. eh vollkommen irreale Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod.
... und schon ersetzt du eine fatale Ideologie durch eine andere!

Religionskritik ist meiner festen Überzeugung nach ebensowenig eine Ideologie – und schon gar keine „fatale“ - wie Kritik am Nationalsozialismus oder am Kommunismus.

Ekkard schrieb:
Erich schrieb:Die beiden weltgrößten Religionen, Christentum und Islam, versprechen ihren den jeweiligen Geboten folgenden Gläubigen ein Leben nach dem Tod in ewigem Glück und drohen Ungläubigen, die ihre religiöse Botschaft kennen, und eigenen Gläubigen, die unbereut gegen ihre religiösen Vorschriften verstoßen mit Fegefeuer und Hölle (von moderner christlicher Theologie auch oft als Gottferne oder ewiger Tod verstanden).
Ich bin nicht davon überzeugt, dass "ewiges Leben" (Hoffnung, Trost) und "Höllenstrafen" (Erziehungsmittel) irgend etwas miteinander zu tun haben, außer dass diese Verbindung gelegentlich vorgebracht wird.

Also das erstaunt mich schon ein wenig. Es mag ja sein, dass die EKD die Frage zum Leben nach dem Tod  heute etwas aus dem Vordergrund drängt, die größte christliche Konfession, die RKK, in der ich aufwuchs, sowie annähernd der gesamte Islam sehen darin aber einen der Schwerpunkte ihres Glaubens. Was wäre denn monotheistische Religion ohne Versprechen ewigen Glücks für die Gläubigen, so diese die einschlägigen Gebote befolgen oder wenigstens bereuen und der Drohung ewiger Pein (resp. Gottferne oder ewiger Tod) für die Sünder und teils auch Ungläubigen? Lies z.B. `mal den katholischen Katechismus!

Ekkard schrieb:Ich räume ein, dass die Abwertung des Lebens im Diesseits oder besser die Überbewertung eines transzendenten, jenseitigen Lebens, ideologische Gefahren birgt. Aber es handelt sich um politisch motivierte Ideologie, die "Gläubige" zu Guten und Ungläubige zu Bösen macht.

Politisch motiviert? Also das sehe ich anders. Gepredigt wird meist die eigene Überzeugung, jedenfalls in der RKK, bei den Evangelikalen und im Islam. Da gilt als wörtlich wahr, was geschrieben steht, naja, in der RKK von heute mit Ausnahme von neu interpretierten Bibel-Storys, deren wörtliche Wahrheit durch die Wissenschaft widerlegt ist.

Ekkard schrieb:Von der Vergangenheit zu reden, hat bestenfalls historische Dimensionen. Sie hervor zu kramen dient wiederum der ideologischen Verbrämung politischen Wollens: 'Die bösen Icon_exclaim Christen mit ihren Kreuzzügen' oder 'die sehr viel besseren Freigeister'. Es wäre schon viel gewonnen, wenn Menschen lernen könnten, dass Extreme (Bindungen, wie Bindungslosigkeit) unmenschlich machen.

Die Geschichte der Religionen unerwähnt zu lassen, wäre ebenso ein Fehler, wie das Vergessen des nationalsozialistischer Greuel. Es sollte uns darum gehen, dass wenigstens in der EU nicht mehr geschieht was geschah und was heute noch in vielen islamisch dominierten Staaten Gegenwart ist und was auch noch manche christliche Konfessionen (hauptsächlich RKK und Evangelikale) erreichen wollen (gerade aktuell: Aufhebung des Verbots der Homoehe in Irland gegen den Widerstand der RKK), auch wenn die heutigen Forderungen christlicher Konfessionen nur ein Minimum früherer Auswüchse christlicher Macht darstellen.    

Ekkard schrieb:
Erich schrieb:Das Leben im Diesseits ist im Vergleich mit der Ewigkeit weniger als ein kurzer Augenblick. Gleich ob man hier durch ein Jammertal geht oder in der Lage ist, das Leben in vollen Zügen zu genießen – das Diesseits ist für fest an die Botschaft ihrer jeweiligen Religion Glaubende nicht relevant.

Sagen wir: "war" nicht relevant. Ich wüsste nicht, dass diese heute noch so ist. Was bei uns von den Kanzeln gepredigt wird, deutet nicht auf einen solchen Fatalismus hin.

Selbst das Verhalten fanatisierter Gotteskrieger spricht gegen diese Annahme. Denn nichts soll für das Paradies erstritten werden, sondern alles für ein besseres Leben hier. Wer sich (in deinem Beispiel, jesidische) Frauen untertan macht, will sie hier für sich haben!!! Alle ideologie-getränkte Begründung ist das dumme Geschwätz eines gewalttätigen (ideologisch) "Guten".

So etwas kann sich nur leisten, wer eine Kalaschnikow im Anschlag dabei hat. Im normalen Leben gehört er zu den Bösen!

Nun, „von den Kanzeln gepredigt“ wird auch heute noch Schuld und Sühne – und das zumindest von evangelikalen Kanzeln und denen der RKK (und wahrscheinlich auch denen der Orthodoxie), wobei die Gläubigen in kath. Messen bekennen, was ich in den 50`ern als Ministrant zu meinem schon damaligen Unverständnis mit „mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa“ bekannte, nur eben in Deutsch mit „meine Schuld, meine Schuld, meine übergroße Schuld“. Die Jenseitsorientierung ist damit zumindest in den überwiegenden Teilen des Christentums gegeben. Man kann da eigentlich nicht vom „dummen Geschwätz“ sprechen.

Und der IS folgt dem in der Sunna berichteten Leben des Propheten, der als untadelig, als sakrosankt für annähernd alle Muslime gilt. Als von Gott erlaubt, sogar als vorbildgebend gilt, was Mohammed lt. Sunna sagte und tat. Und diesem Beispiel folgt der IS und mehrere andere islamische Gruppierungen auch im Hinblick auf die Versklavung ungläubiger Frauen und sie sehen in sich die „Guten“, weil sie nach Gottes Willen handeln, auch wenn sie für den Rest der Welt die „Bösen“ sind.

Und natürlich wollen die Mitglieder des IS, Al-Quaida, Boko-Haram, Hisbollah, Muslimbrüder, Hamas, Taliban ...  für sich „das Paradies erstreiten“. Dass sie sich aus ihrem Kampf heraus auch irdische Macht versprechen, erscheint mir als Nebeneffekt, den z.B. Selbstmordattentäter definitiv nicht geltend machen.  

Ekkard schrieb:Es ist die Ideologie, die aus mehr oder weniger guten Menschen ausschließlich Böse macht. Dass dies mit einem etwas einfach gestrickten Glauben gut funktioniert, ist bedauerlich, würde aber mit jeder anderen gemeinsamen Vorstellung genau so funktionieren.

Ich stimme Dir insoweit zu, dass natürlich auch weltliche Ideologie „das Böse“ hervorbringen kann. Stalinismus und, noch mehr, Nationalsozialismus sprechen da eine deutliche Sprache. Aber dies kann schließlich nicht dazu führen, einschlägige Aktivitäten und Überzeugungen religiöser Ideologien zu relativieren.
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RE: Mögliche diesseitige Folgen monotheistischer Jenseitsvorstellungen - von Erich - 24-05-2015, 23:20

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