06-01-2015, 23:16
(06-01-2015, 21:39)Geobacter schrieb: Glauben oder nicht glauben kann man nur Informationen.Selbst, wenn man hier "für wahr halten" mit Glaube verwechselt, so kann man nur Aussagen "glauben". "Information" ist das, was eine Aussage (Sendung) beim Empfänger auslöst. Nur, wenn man berechtigter Weise annehmen kann, dass eine Aussage zutrifft, wird man (dauerhaft) informiert, bis etwas anderes festzustellen ist.
(06-01-2015, 21:39)Geobacter schrieb: Nur Informationen, die inhaltlich nicht geprüft werden können, ob sie inhaltlich wahr sind, kann oder muss man glauben. Informationen die inhaltliche wahr sind, muss, b.z.w. braucht man also gar nicht erst glauben.Nein. Hier werden die Begriffe durcheinander gebracht. Abgesehen davon ist (weltanschaulicher) Glaube etwas ganz anderes, nämlich Teilhabe an einer kulturell/religiösen Wertevorstellung. Ein Gemeindeglied glaubt keine Aussagesätze, sondern vertritt Beurteilungskriterien innerhalb einer Gesellschaft. Natürlich ist häufig festzustellen, dass Gläubige mythologische Aussagen ("heiliger" Texte) für wahr halten, was aber genau genommen Unfug ist.
(06-01-2015, 21:39)Geobacter schrieb: Es ist auch völliger Unsinn und ein gefährlicher noch dazu, den Glauben selbst zu vergötzen. Wozu und für wen sollte das nützlich sein, außer für die eigenen Egozentrik?Richtig! Es kommt allein darauf an, die Wertmaßstäbe mit Leben zu erfüllen, und, wo das nicht funktioniert, die Wertmaßstäbe zu revidieren. (Das Prozedere darf ja ruhig schwierig sein, damit eine gewisse Stabilität erreicht wird.)
(06-01-2015, 21:39)Geobacter schrieb: Das Gewissen ist nichts anderes, als das uns angeborene und von gesellschaftlichen Konventionen missbrauchte Schamgefühl. (Wenn man an das Gewissen seiner Mitmenschen appelliert, dann appelliert man an deren Schamgefühl.)Das kann so sein. Aber ein geschultes Gewissen verinnerlicht und stützt sich auf Wertvorstellungen der menschlichen Umgebung.
(06-01-2015, 21:39)Geobacter schrieb: Wahrheit hat nichts mit Glaube zu tun.Natürlich nicht! Denn "Wahrheit" ist die Eigenschaft einer Aussage und Glaube die Verinnerlichung von Konventionen.
(06-01-2015, 21:39)Geobacter schrieb: Ich persönlich bin und bleibe aber davon überzeugt, dass gute und altruistische Menschen sich vor allem dadurch auszeichnen, indem sie an Gott zweifeln.Hier pflegst du aber Gottesbilder, die bestenfalls Volksglauben repräsentieren. Einen Gott, der die "Geschöpfe einander als Nahrung überlässt", gibt es nicht, genauso wenig, wie einen Gott, der Menschen als Diener braucht. Alle Gottesaussagen sind bestenfalls Verehrungsformen, einer unendlich vielfältigen, zeitlosen Größe, die wir Menschen als "außer uns" empfinden, welche das Werden in unserer Welt repräsentiert. Und damit in unseren Menschengesellschaften etwas Vernünftiges werden kann, braucht es die Anerkennung von vernünftigen Normen, die immer wieder kritisch hinterfragt werden müssen, ob sie die Gemeinschaft erhalten können.
Weil ein Gott, welcher seine Geschöpfe einander als Nahrung überlässt und denen die ihm die Füße und noch sonstwas lecken, die besten Plätze in der ersten Reihe verspricht, kein guter und gerechter Gott sein kann.
Insofern ist der Zweifel nicht gottrelevant, sondern gesellschaftsrelevant.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

