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Gibt es einen Grund für religiöse Zuversicht?
#5
(24-05-2014, 23:19)Ekkard schrieb: Ich denke, hier handelt es sich um ein Missverständnis."Religiöse Zuversicht", sagen wir mit Paulus "Hoffnung" halte ich durchaus für gerechtfertigt. Es handelt sich um die praktische "Anwendung" von transzendenten Vorstellungen. Die wirken ungefähr so wie (wenn nicht identisch mit) Meditation - antidepressiv.
Religion als 'Opium des Volkes', sozusagen...

(25-05-2014, 10:22)Keksdose schrieb: Gibt es wirklich einen nachvollziehbaren Grund für (religiöse) Zuversicht?
Gegenfrage: Was wäre denn die Alternative? Enttäuschung, Frustration, Verbitterung, Verzweiflung...? Da bleib' ich lieber zuversichtlich...

(25-05-2014, 10:22)Keksdose schrieb: Wenn wir davon ausgehen, dass keine Frage zur Seinsweise Gottes irgendwie sinnvoll beantwortbar ist, dann bedeutet das doch, dass wir nichts von ihm wissen können.
Wir...?! Du vielleicht, ja.

(25-05-2014, 10:22)Keksdose schrieb: Seine Existenz eingeschlossen. Woher sollte man hier die Zuversicht nehmen?
Merke: Religion != Theismus. Ist schon immer wieder amüsant, wie schnell sich Diskussionen über Religion plötzlich in einem Diskurs über Gott erschöpfen.

Und Theismus - der bloße Glauben an Gott - hat in der Regel auch tätsächlich mehr mit Autoritätshörigkeit denn mit Zuversicht zu tun. Durch Zuversicht motiviert wird weniger der Glaube an Gott, sondern bspw. der Glaube an eine gewisse Form der ausgleichenden Gerechtigkeit im Jenseits - wie genau man sich das vorzustellen hat, wäre jetzt ein wenig Kaffeesatzleserei (Ewiges Leben, Wiedergeburt, etc. pp. ...), aber offenkundig wäre es für viele Menschen herzlich wenig tröstlich, wenn es bspw. zwar einen Gott gäbe, aber kein Leben nach dem Tod...

(25-05-2014, 10:22)Keksdose schrieb: Ich glaube, die einzige Grundlage für religiöse Zuversicht ist die Tradition religiöser Zuversicht. Das letzte Argument, das Religion und den Glauben an das fliegende Spaghettimonster trennt, ist die Dauer der Tradierung.
Nö, da bringst du gehörig was durcheinander. Also erstens mal ist Gott nicht allein dadurch erklärt, ein Fabelwesen zu sein. Genauso wenig ist es bspw. die Sonne, woran auch weder 'Ra' noch 'Huitzilopochtli' etwas ändern. Du argumentierst hier quasi wie eine Blinde, welche zwar vllt. die Wärme der Sonne wahrzunehmen vermag, die Existenz derselbigen allerdings leugnet, da die Existenz der Sonne - für dich als Blinde - erstens gar nicht belegbar sei, und man zweitens deiner Meinung nach, statt an Ra oder Huitzilopochtli, genauso gut auch an das FSM glauben könne. Das ist natürlich Unsinn, denn Ra und Huitzilopochtli sind lediglich Personifikationen der Sonne, so Hylozoismus und Anthropomorphismen zu damaliger Zeit eben in Mode waren und - leider - bis in die heutige Zeit hinein tradiert wurden (abrahamitische Religionen). Wenn du nun ebenfalls glaubst, Sonne oder Gott erschöpften sich allein darin, Fabelwesen zu sein, ist das allein dein Bier und hat mit dem, was mit jenen Begrifflichkeiten eigentlich gemeint ist, herzlich wenig zu tun.

So wie ich das sehe, hast du dich also immer noch nicht so ganz von deinen katholischen Denkmustern und Vorstellungen emanzipiert, und verkennst - wie übrigens auch die große Mehrheit der Theisten - den eigentlichen Kerngedanken hinter dem Gottesbegriff, wie er vllt. besser beim Begriff 'Schöpfer' zum Ausdruck käme, was allerdings immer noch ein erheblich mit Anthropomorphismen überfrachteter Begriff wäre. Etwas treffender haben es Denker wie Aristoteles oder Thomas von Aquin auf den Punkt gebracht: Gott bezeichnet nichts weiter als den Ursprung allen Seins, aus dem die gesamte Wirklichkeit - unterschieden von der bloßen Möglichkeit - hervorgeht. Die scholastische Philosophie sprach hier vom 'primum movens', Aristoteles vom 'unbewegten, ersten Beweger', manche sprechen von 'Gott', und einige Hinterwälder stellen sich darunter irgendwie ein allmächtiges, allwissendes, allgütiges Fabelwesen* vor.

Insofern ist der Vergleich zum FSM nicht nur einer, der hinkt, sondern bereits förmlich auf dem Bauche kriechen tut.

*wobei hier im Kern durchaus ein Körnchen Wahrheit enthalten sein könnte, aber das würde jetzt viel zu weit führen...

(25-05-2014, 10:22)Keksdose schrieb: Kinder können Vertrauen an Gott lernen, weil ihre Eltern das tun und die Generationen vor ihnen.
Das bezweifle ich. Da verwechselst du wohl 'Vertrauen' mit 'blindem Glauben' und 'Autoritätshörigkeit'.

Ob man sein Vertrauen in Gott steckt... in die Natur der Dinge... oder in das Schicksal... halte ich übrigens für Jacke wie Hose. Es ist nicht so wichtig, worin man sein Vertrauen steckt, es ist eher das Vertrauen selbst, das meines Erachtens eine gewisse Religiösität ausmacht: Das Urvertrauen, dass, völlig egal, welch' Schicksalsschläge Einen im Leben schon getroffen haben oder noch treffen mögen, am Ende alles gut werden wird.

(25-05-2014, 10:22)Keksdose schrieb: Aus einem atheistischen Vakuum heraus gäbe es keinen Anlass, auf einen oder gar einen spezifischen Gott zu vertrauen.
Wie kam es dann in Laufe der Geschichte überhaupt zu jenem 'Vertrauen in Gott'...? Ein 'atheistisches Vakuum' hatten wir ja schon - etwa im Neolithikum. Kam da vllt. eine Delegation von theistischen Außerirdischen und hat die Menschen damals alle indoktriniert? Icon_lol

(24-05-2014, 23:19)Ekkard schrieb: Was haltet ihr davon? Hat ein Gläubiger gute Gründe für seine Zuversicht? Bin sehr gespannt auf eure Meinungen.
Mangelnde Zuversicht mündet in einem phlegmatischen und lethargischen Zustand der Resignation und Ohnmacht. Genügt das als Grund für (religiöse) Zuversicht...?
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RE: Gibt es einen Grund für religiöse Zuversicht? - von Noumenon - 26-05-2014, 03:23

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