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Islam-Apologetik
#26
(23-02-2014, 18:57)Harpya schrieb:
(22-02-2014, 18:50)Vitoria schrieb: Was die Taqiyya angeht, so gilt sie laut Koran ausschließlich bei Gefahr für Leib und Leben. Soweit ich weiß, sind die mittelalterlichen Kommentatoren nicht davon abgewichen. Es gab aber in der frühen Neuzeit Fatwas, die sie im Fall allgemeiner Unterdrückung (ohne Gefahr für Leib und Leben) rechtfertigten. Da ein solcher Fall heutzutage bei uns nicht vorliegt, ist die Taqiyya m.W. nicht erlaubt. (Die Salafis sehen das natürlich anders.)
Bischen schwieriger, da gibts die politische und die perönliche Ausprägung.

Solche Ausprägungen gibt es zu so gut wie allem, überall und zu jeder Zeit. Die Frage ist für mich: Worum geht es hier in unserer Diskussion? Um das Herausarbeiten der Grundlagen bestimmter muslimischer Anschauungen und Verhaltensweisen oder um eine individuelle Interpretation dieser Grundlagen, die sich um Vorgaben nicht schert, durch Muslime? Oder um das, was als Konsens der (mittelalterlichen) Islamgelehrten Bestandteil des traditionellen Islams geworden ist?

Mir geht es vor allem um letzteres.

Harpya schrieb:Der Koran spricht sozusagen vom allgemeinen Gegner.

Im Zusammenhang mit Taqiyya spricht er allein von Zwang und Furcht (Zitate nach Paret):
In 16:106, der Grundlage für die Taqiyya, heißt es, dass über Apostaten Gottes Zorn komme und sie "eine gewaltige Strafe zu erwarten" hätten - außer wenn einer (äußerlich zum Unglauben) gezwungen wird, während sein Herz (endgültig) im Glauben Ruhe gefunden hat".

In 6:118 geht es darum, dass der Gläubige nur Fleisch essen darf, das halal ist, "außer wenn ihr euch in einer Zwangslage befindet". Das lässt sich natürlich analog auf andere Ver- und Gebote ausweiten.

Äußerer Zwang ist unabdingbar. Und es geht dabei um die Verleugnung des eigenen Glaubens als persönlichen Schutz (bzw. den der Familie), nicht um um die Verleugnung von (politischen) Zielen im Namen dieses Glaubens, zu dem man sich öffentlich bekannt hat. Das ist nach meinem Wissen von der traditionellen Auffassung von Taqiyya nicht gedeckt.

Harpya schrieb:Privat muss man da schon zwischen Shia , Sunna und Ahlu bait
unterscheiden.

Wieso? Für Schia und Sunna gilt hier dasselbe, und was hat die Familie Muhammads damit zu tun?

Harpya schrieb:Eigentlich kommt das von der Shia, franst aber aus.

Es ist mir nicht klar, was Du mit dem "Ausfransen" meinst. Aber Du hast natürlich recht, wenn Du sagen willst, dass das Konzept erstmals von der Schia entwickelt und angewandt wurde, da die ihr Angehörenden ja von ihren sunnitischen Glaubens"brüdern" lange Zeit blutig verfolgt wurden.
Aber es gab - viel später - auch Sunniten, die sich in einer solchen misslichen Lage befanden: Die spanischen Moriscos im 16. Jahrhundert.

Harpya schrieb:Mit Leib und Leben kann man da weit argumentieren, wo eine Bedrohung anfängt.

Sicher. Aber wenn Muslime als Minderheit in einer demokratischen Gesellschaft mit funktionierender Polizei und Justiz leben, herrscht zu wenig Spielraum, um Taqiyya - zumal als Kampfmittel - zu rechtfertigen.

Harpya schrieb:Schon da wo der Glaube bedroht ist, weil die Menschen da wo ich hingehe
kein Verständnis aufbringen umd meinen Glauben nicht annehmen wollen, kanns anfangen.

Diese Interpretation ist mir unbekannt. Die Voraussetzung ist Zwangsausübung.

Harpya schrieb:Erst mal aus eigener Erfahrung. Ohne länglich zu werden,
die hier seit 30 Jahren lebenden Türken sind eine ganz andere
Nummer als die aus nordafrikanisch/orientalischen Räumen
kommenden Glaubensausprägungen.

Klar. Die Türken sind Hanafiten, die Nordafrikaner Malikiten.

Harpya schrieb:Afrika kenne ich ganz gut, natürlich nicht alles, bischen gross.
Christen gegen Islam mag sich gut anhören, eigentlich stehen da fast
immer ethnische Konflikte hinter.

Ich denke auch, dass es sich vorwiegend um ethnische Auseinandersetzungen handelt. Ist natürlich immer dann schwer auseinanderzuhalten, wenn die ethnischen Trennlinien mit den religiösen identisch sind.

Harpya schrieb:Afrikanische Christen sind auch etwas spezieller als die hiesigen.
Die Mentalität in Afrika ist einfach anders.

Besonders in Westafrika.

Harpya schrieb:Was auch offensichtlich ist, das diese Islamkritik in der Form,
erst in den letzten Jahren hochgekommen ist.

Stimmt. Ich denke, 9/11 war der Auslöser. (Und zusätzlich hier in Deutschland die hiesigen Muslim-Verbände.)

Harpya schrieb:Die Meisten sind aber auch nur Ausweismuslime, wie üblich machen Minderheiten die eigentlichen Animositäten aus.Wird dann schnell mal verallgemeinert.
So nach dem Motto "Wehret den Anfängen"

Diese Minderheiten sind leider ziemlich lautstark, und einige von deren Anhängern haben bereits mehrere junge Menschenleben auf dem (offenbar nicht vorhandenen) Gewissen, weil sie sie so weit radikalisiert haben, dass sie meinen, in Syrien den Märtyrertod suchen zu müssen.
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