(05-01-2014, 18:40)paradox schrieb: Du meinst - wenn ich das richtig verstehe - dass eine Veränderung eben schon vor der Umweltveränderung stattgefunden haben muss. Eine nachträgliche Anpassung wäre zu spät.
Richtig. Du musst eine Umweltveraenderung schliesslich ueberleben, um nicht auszusterben. D.h., die Moeglichkeit, die Veraenderung zu ueberleben, muss in diesem Moment schon existieren. Wenn Du z.B. an Dein Kiemenbeispiel denkst, so muessten die bei einer vollkommenen Ueberflutung der Erde schon da sein, sonst wuerdest Du einfach ertrinken. Du kannst nicht erst anfangen, Kiemen zu entwickeln, wenn Du schon unter Wasser bist.
(05-01-2014, 18:40)paradox schrieb: Diese Aussage verwirrt mich wiederum. Wenn sie nichts umbringen konnte, dann setzt die Evolution weitgehend aus? Bedeutet das, dass Evolution nur dort auftritt, wo ein Lebewesen nicht "gut angepasst" ist?
Wenn Evolution rein zufällig geschieht, wieso verändern sich manche Lebewesen im Laufe der Zeit eher weniger als andere Lebewesen?
Evolution betrachtet Populationen, nicht Individuen. Eine Art erlischt, wenn alle Individuen einer Population ohne Nachkommen verstorben sind. Evolution ist, in kuerzester Definition, das Zusammenwirken von Mutation + Selektion. Wenn es keinen Selektionsdruck gegen eine existierende Population gibt, stirbt diese nicht. Nautilus (oder besser, die Nautiloiden, also nahe verwandte Arten) z.B. lebt in der Tiefsee, und anscheinend hat sich sein Lebensraum ueber die letzten 200 Jahrmillionen nie gross geaendert, so dass es nie passiert ist, dass alle vorhandenen Nautilusse gestorben sind. D.h. nicht, dass es keine Evolution gab. Nautilus ist ein sehr urspruenglicher Kopffuessler, und die Ammoniten waren wahrscheinlich seine Nachfahren (oder besser, die Nachfahren irgendeines sehr urspruenglichen Nautiloids), viel art- und zahlreicher, besetzten unzaehlige Nischen in der Welt. Nur sind diese alle irgendwann wieder ausgestorben.
Das ist der immerwaehrende Konkurrenzkampf zwischen Spezialisten und Generalisten. Spezialisten haben die Oberhand in stabilen Verhaeltnissen, weil sie bestehende Umgebungen besser ausnutzen koennen und deshalb Generalisten in Nischen verdraengen. Aendert sich aber die Umwelt, sterben Spezialisten oft aus, weil ihre Anpassung ihnen ploetzlich nichts mehr nutzt. Das ist dann die Stunde der Generalisten. Wie Nautilus.