08-11-2013, 18:57
Hallo Niyaha! Von mir erst einmal ein herzliches Willkommen im Forum.
Ich halte es für denkbar, dass dies eines der Dinge ist, in denen Kinder besser sind als Erwachsene. Für viele Erwachsene ist ihr persönlicher Glaube etwas unheimlich Wichtiges, das es zu schützen gilt. Oft äußert sich das dann so, dass der eigene Glaube teiweise heftigst verteidigt wird, und an mancher Stelle erwächst dadurch leider eine Isolation im eigenen Glauben, die von anderen Gläubigen und anderen Religionen abschottet und von Toleranz abhält. Für Kinder, die den Glauben erst lernen, ist das noch nicht so. Ich glaube, wenn ein Kind nicht gerade die Intoleranz aus dem Elternhaus mitbekommt, ist für das Kind selbst die Religion ersteinmal eine Geschmacksentscheidung. Ich vergleiche das mal ganz lapidar mit der Lieblings-Eissorte. Meiner Erfahrung nach sind Kinder sehr gut dazu in der Lage, zu begreifen, dass die anderen Kinder eine ganz andere Geschmacksentscheidung getroffen haben, dass es dazu verschiedene mögliche Positionen gibt und alle davon legitim sind.
So kann man argumentieren. Und wenn religiöser Glaube etwas ist, das für dich nur in den privaten Raum gehört, kann ich das natürlich auch nachvollziehen. Will man den Menschen aber erlauben, ihren Glauben auch öffentlich zu leben, muss man das allen Menschen gleichermaßen erlauben. Und dann sollten die religiösen Feste eben alle gemeinsam (d.h. öffentlich) gefeiert werden können, nicht nur die christlichen - so ist zumindest meine Meinung. Ansonsten müsste man es untersagen, das religiöse Feste im öffentlichen oder halböffentlichen Raum wie einem Kindergarten ihren Ausdruck finden. Aber das ist natürlich eine Frage der individuellen Position. Ich persönlich fände das nicht gut.
Natürlich kann man von kleinen Kindern kein Theologiestudium erwarten, aber ich denke, auf einer einfachen Basis sind Kinder mit den verschiedenen Glaubensrichtungen nicht überfordert. Es ist ja auch nicht so, dass ein Kind in den ersten Lebensjahren sofort alle Inhalte der eigenen Religion aufsaugt; das Niveau der Religionskenntnis steigt mit dem Alter und der wachsenden Schulbildung. So könnte das auch für andere Religionen sein. Und ich würde sogar noch weiter gehen: Meiner Meinung nach gehört in unserer heutigen Gesellschaft zur "guten Entwicklung" eines Kindes dazu, dass es begreift, dass der theistische Gott keine Tatsache, sondern ein Gottesbild auf einer Glaubensbasis darstellt.
Ich denke, gerade verschiedene religiöse Feste im Kindergarten könnten für die Kinder eine Gelegenheit sein, das unmittelbar zu erfahren. Idealistisch weitergedacht: Wenn eine Gesellschaft ihren jüngsten Mitgliedern glaubhaft vermitteln kann, dass anderslautender Glaube zur gesellschaftlichen Vielfalt beiträgt und zu respektieren ist, schafft das die Grundlage für eine sowohl religionsmündige als auch tolerante neue Generation.
(08-11-2013, 18:22)Niyaha schrieb: Meiner Meinung nach ist der Glaube etwas sehr persönliches und individuelles. Es ist unmöglich, alle verschiedenen Glaubensrichtungen unter einen Hut zu bekommen. Das gelingt ja nicht einmal uns Erwachsenen - und dann wollen wir es von Kindern erwarten??
Ich halte es für denkbar, dass dies eines der Dinge ist, in denen Kinder besser sind als Erwachsene. Für viele Erwachsene ist ihr persönlicher Glaube etwas unheimlich Wichtiges, das es zu schützen gilt. Oft äußert sich das dann so, dass der eigene Glaube teiweise heftigst verteidigt wird, und an mancher Stelle erwächst dadurch leider eine Isolation im eigenen Glauben, die von anderen Gläubigen und anderen Religionen abschottet und von Toleranz abhält. Für Kinder, die den Glauben erst lernen, ist das noch nicht so. Ich glaube, wenn ein Kind nicht gerade die Intoleranz aus dem Elternhaus mitbekommt, ist für das Kind selbst die Religion ersteinmal eine Geschmacksentscheidung. Ich vergleiche das mal ganz lapidar mit der Lieblings-Eissorte. Meiner Erfahrung nach sind Kinder sehr gut dazu in der Lage, zu begreifen, dass die anderen Kinder eine ganz andere Geschmacksentscheidung getroffen haben, dass es dazu verschiedene mögliche Positionen gibt und alle davon legitim sind.
(08-11-2013, 18:22)Niyaha schrieb: Der Glaube sollte in der Familie gelebt werden und die Kinder lernen die verschiedenen Glaubensrichtungen doch noch früh genug kennen!
So kann man argumentieren. Und wenn religiöser Glaube etwas ist, das für dich nur in den privaten Raum gehört, kann ich das natürlich auch nachvollziehen. Will man den Menschen aber erlauben, ihren Glauben auch öffentlich zu leben, muss man das allen Menschen gleichermaßen erlauben. Und dann sollten die religiösen Feste eben alle gemeinsam (d.h. öffentlich) gefeiert werden können, nicht nur die christlichen - so ist zumindest meine Meinung. Ansonsten müsste man es untersagen, das religiöse Feste im öffentlichen oder halböffentlichen Raum wie einem Kindergarten ihren Ausdruck finden. Aber das ist natürlich eine Frage der individuellen Position. Ich persönlich fände das nicht gut.
(08-11-2013, 18:22)Niyaha schrieb: Kinder brauchen doch erstmal gute Wurzeln und eine gute Entwicklung. Ich glaube, Kindergartenkinder sind mit so vielen verschiedenen Glaubensrichtungen schlichtweg überfordert!
Natürlich kann man von kleinen Kindern kein Theologiestudium erwarten, aber ich denke, auf einer einfachen Basis sind Kinder mit den verschiedenen Glaubensrichtungen nicht überfordert. Es ist ja auch nicht so, dass ein Kind in den ersten Lebensjahren sofort alle Inhalte der eigenen Religion aufsaugt; das Niveau der Religionskenntnis steigt mit dem Alter und der wachsenden Schulbildung. So könnte das auch für andere Religionen sein. Und ich würde sogar noch weiter gehen: Meiner Meinung nach gehört in unserer heutigen Gesellschaft zur "guten Entwicklung" eines Kindes dazu, dass es begreift, dass der theistische Gott keine Tatsache, sondern ein Gottesbild auf einer Glaubensbasis darstellt.
Ich denke, gerade verschiedene religiöse Feste im Kindergarten könnten für die Kinder eine Gelegenheit sein, das unmittelbar zu erfahren. Idealistisch weitergedacht: Wenn eine Gesellschaft ihren jüngsten Mitgliedern glaubhaft vermitteln kann, dass anderslautender Glaube zur gesellschaftlichen Vielfalt beiträgt und zu respektieren ist, schafft das die Grundlage für eine sowohl religionsmündige als auch tolerante neue Generation.
Überzeugungen sind gefährlichere Feinde der Wahrheit als Lügen. (Friedrich Nietzsche)