28-01-2013, 22:35
(28-01-2013, 21:46)dalberg schrieb: Es wurde doch schon von anderen darauf hingewiesen, dass selbst ein Denker wie Kant davon überzeugt war, dass schon einen rechter Gottesglaube allein für sich gesehen, für das Zusammenleben der Menschen gut und hilfreich ist. In diesem Sinne ist es doch gar nicht wichtig, ob Gott nun wirklich existiert oder nur ein Phantom ist.
Peter Strasser hat es mal so ausgedrückt:
"Aus meiner Kultur kenne ich eine Verwendungsweise des Wortes "Gott", die keinen Anlass gibt, begriffsstutzig zu reagieren.
Die Leute sagen oft, dass sie den lieben Gott um dies und das bitten oder dass sie sich in dieser
oder jener Angelegenheit dem lieben Gott anvertrauen.
Leute, die so reden, sind oft weder dumm noch gedankenlos, und in der Regel sind sie auch keine
religiösen Fanatiker.
Religiöse Fanatiker haben keinen "lieben" Gott. Sich auf Gott zu berufen,
ist eine in unserer christlichen Kultur eingeübte Technik mit dem Ziel,
die Hoffnung auch dann nicht aufzugeben, wenn vom menschlichen Standpunkt aus schon nichts
mehr getan werden kann.
...
Jetzt kann nur noch der liebe Gott helfen!
Aus diesem Grund gehen Menschen in die Kirche, sie beten,...
Was antworte ich dem Hellen Kopfe, der dazu bloß den Kopf schüttelt und sagt:
"Alles Aberglaube! Es gibt keinen Gott, daher könnten sich die Leute ihre Bitten, Gebete,
Kniefälle genauso gut ersparen. Sie sind zwecklos. Besser wäre es, sich mit den
Tatsachen abzufinden!"
Ich denke, ich antworte ihm am besten gar nichts. Denn der Helle Kopf scheint nicht
zu kapieren, dass der Zusammenhang zwischen dem Aufstellen einer Existenzbehauptung("Gott existiert")
und dem Versuch, durch eine religiöse Praxis Hoffnung zu gewinnen, logisch
ebenso simpel wie pragmatisch komplex ist.
Wer Gott um Hilfe bittet, setzt die Existenz Gottes voraus.
Aber wer oder was mit dem lieben Gott gemeint ist, ist für den Gläubigen nur im Rahmen seiner
Glaubensausübung, seinen Hoffnungsstiftungsrituals evident.
Außerhalb dieses Rahmens wird auch für den Gläubigen die Bedeutung Gottes unausdrückbar;
sie wird, wie die Existenz Gottes selbst, zu einem Mysterium.
Willst du wissen, was der Glaube an Gott bedeutet, dann musst du - so riet schon Blaise Pascal dem
Ungläubigen - dich zur Messfeier bequemen und auch sonst wie ein Gläubiger verhalten."