22-02-2005, 12:26
waldnymphe schrieb:....vorlagen ?Du hast wohl Recht, Waldnymphe,
eigentlich sollte man sich IN DER WELT IN DER MAN LEBT so gut als möglich einrichten .
so eine welt wie sie heute existiert gab es noch nie , also gibt es auch KEINE VORLAGEN , denn die alten vorlagen sind aus einer welt/zeit die nicht mehr da ist und passen daher nicht mehr ( moralvorstellungen ) , es gibt natürlich "vorlagen " die immer passen zb. 10 gebote (AUßER " du sollst keinen anderen gott haben außer mir" )....
hier liegt ein entscheidender Punkt.
Ich sehe allerdings eine Menge mehr "Vorlagen" als die 10 Gebote minus Ausschließlichkeit des einen Gottes.
Wenn du sagst, "so eine welt wie sie heute existiert gab es noch nie",
dann trifft das vielleicht auf die äußeren Erscheinungen zu,
die Grundmuster oder "Vorlagen" wiederholen sich in meiner Sicht so, dass ich sagen würde,
wir erleben die alten Verhältnisse in immer neuen Gewändern.
Es geht immer wieder neu um Herrschaft und Versklavung,
um Herren und Knechte, Macht und Ohnmacht, um Gehorsam und Befehlen, um Kriecher und Widerständler usw.,
egal, ob da ein Bush und sein Imperialismus im Zetrum steht oder ein römischer Kaiser mit dem seinen.
Ich finde die Anzahl der Wiederholungen erschreckend,
so dass man fast sagen könnte,
der Mensch lernt aus der Geschichte nahezu gar nichts.
Wertungen und Interpretationen
werden damals wie heute für die Allgemeinheit durch die Brille der Mächtigen vorgenommen oder durch die anerkannter Denker,
die aus ihrer Sicht die Realität und ihre Zusammenhänge deuten.
So ist z.B. für die einen die Nazizeit eine Folge der Arbeitslosigkeit, für andere eine Folge des deutschen Kadavergehorsams,
für wieder andere eine Folge des ersten Weltkriegs usw..
Die Realität ereignet sich unabhängig von unseren Deutungen, die wir hinterher vornehmen.
Hier, bei der Deutung und Wertung der Realität
hat die Religion ihren Sitz.
Christen wären demnach Menschen,
die bei der Frage nach Herrschaft und Knechtschaft
auf die Knechte setzen und nicht auf die Herren (schon im römischen Reich, heute bei der Ablehnung des Irak-Krieges usw.),
Menschen, die bei der Frage nach Ursachen realer Verhälttnisse nach Liebe und Gerechtigkeit suchen
und deren Fehlen für unmenschliche Folgen verantwortlich machen,
Menschen, die Widerstand leisten müssen, wenn Gerechtigkeit und Nächstenliebe verletzt werden,
und wenn es ihr Leben kostet.
Klar, kannst du nun sagen:
Das könnten sie auch aus vernünftiger Einsicht machen.
Nur: Die Vernunft setzt nicht auf die Armen und Schwachen als Maßstab für die Entwicklung eines Staates,
sondern zeigt nur, was welche Folgen hat.
Die Wertungen kommen aus der Ethik,
aus einem wie auch immer orientierten Glauben,
der aus dem Umgang mit früheren alten archaischen Mustern Orientierungshilfen für gegenwärtiges Handeln ableitet.
Vielleicht bekommt bei der Orientierungssuche sogar das "Du sollst keinen anderen Gott haben außer mir" seinen Sinn:
Nächstenliebe verträgt sich nun mal schlecht mit Egoismus oder Machtgeilheit, selbst mit weitsichtigen Befürchtungen.
Es gäbe noch viel zu sagen,
wie frei und unabhängig von Mächten und Zwängen ein Glaube bei der Wertung von Wirklichkeit machen kann,
aber das soll erst einmal genügen.
"Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche!" (Gustav Mahler nach Thomas Morus)


