04-06-2012, 12:23
(03-06-2012, 14:17)Nele1234 schrieb: Christian Kummer versucht die Evolutionstheorie mit der Schöpfungstheorie zu vereinen:Soweit ich das verstehe, interpretiert Christian Kummerer Teile des Werks von Teilhard de Chardin. Ferner muss man voraus setzen, dass Autoren und Leser der unbedingten Überzeugung sind, dass ein Gott Urheber der Welt ist und dieser Gott jener ist, der in der Heiligen Schrift bezeugt wird. Anderenfalls wird die dargestellte Konstruktion sinnlos.
Evolution – ein Segen für die Theologie
Die Kernthese lautet: Gott hat die Welt so geschaffen, dass sich die Dinge selbst machen, sich anpassen, ordnen und damit verbessern. Grundlage dazu ist eine ständig einwirkende, unaufhörliche Kraft, die Veränderungen zulässt und damit auch Verbesserungen. Teilhard denkt sie sich als Attribut des Seins. Andere Attribute (des menschlichen Seins) sind Wahres und Gutes. Nach Teilhard ist die Schöpfertätigkeit von grundsätzlich anderer Natur, als die des Handwerkers, der zuerst plant und danach die Dinge bearbeitet. Nein, Gott setzt die Ursache dafür, dass sich die Dinge (auch das Leben) entwickeln. Man muss sich das ganz real als Ur-Sache denken, wobei das Wann nicht früh genug gedacht werden kann, nämlich in der Ur-Zeit. Daraus leitet sich auch ab, dass die Dinge sich in jede denkbare Richtung – auch hin zur Verbesserung ihres Daseins – entwickeln.
Gott wirkt (schöpft) nach Teilhard aus dem innersten Wesen der Dinge heraus. Damit ist ER zugleich interessiert (innerlich beteiligt, mitleidend). Vor allem stellt ER keinen allein regierenden (orientalischen) Herrscher dar, sondern ist "Aufgabensteller" für alle Dinge, insbesondere für die Lebewesen. Damit werden die Dinge (insbesondere die Lebewesen) in die Welt hinein freigelassen, wo sie der Veränderung unterliegen, die offenbar auch den Tod sinnvoll einschließt.
Christian Kummer sieht aufgrund dieser Betrachtungen (Teilhards) die Evolution nicht mehr als Bedrohung der oder Widerspruch zur Schöpfungslehre an, weil sich die Welt und ihre Dinge so ergeben, wie Gott sie "wollte" (werden ließ). Das sei nicht einmal neu, weil in der Bibel über das "handwerkliche Wie" gar nichts ausgesagt wird. Es wird sogar für das Schaffen Gottes ein Wort verwendet, das niemals für das (handwerkliche) Schaffen des Menschen verwendet wird.
Die mythologischen Geschichten der Bibel wollen das Sein des Menschen im Glauben an den Einen, Ewigen beschreiben und ihm Sinn und Ordnung verleihen. Das aber ist nichts, was wiederum die Evolutionslehre betrifft; denn es handelt sich um Systemeigenschaft der menschlichen Gesellschaft. Diese werden im vorliegenden Sinne als von Gott zugelassen betrachtet.
Christian Kummer diskutiert danach die biblischen Bilder (Töpfer, Künstler) im neuen Licht. Vor allem hat es ihm der Weg von der künstlerischen Idee bis zur materiellen Ausführung angetan, den man bei Jeremia findet.
(03-06-2012, 14:17)Nele1234 schrieb: - ich würde sagen, dass Gott an sich die Voraussetzung für das leben erschaffen hat. Er hat das leben erschaffen lässt ihnen aber die Entwicklung. Er lässt sie sich alleine entwickeln. Ein Geschöpfen ist eine gewissen Eigenständigkeit geboten. Gott ist jedoch nicht so dass er die Menschen alleine lässt bei der Entwicklung denn er ist allgegenwärtig er ist überall und immer bei dem Menschen.Richtig ist die Anmerkung, dass Gott die Voraussetzungen für das Werden (nicht nur des Lebens) geschaffen hat. Die genannte Eigenständigkeit ist die Folge einer innerlichen Freiheit der Dinge und des Geschehens, in das sie eingebunden sind. Hier kommt ein pantheistischer Ansatz zum Zuge: Gott in den Anfängen aller Wirkungen. Und: Gott als Summe und Zielpunkt allen Wirkens.
(03-06-2012, 14:17)Nele1234 schrieb: Welche Begründung benutzt er für seine Sichtweise?"Töpfer" und "Stoff" finden sich in der Bibel öfters als Sprachbild für Gottes Tätigkeit. Für eine bestimmte Sichtweise bzw. Überzeugung gibt es keine Letztbegründung, sondern nur die "Konsonanz" (den Mitklang) mit traditionellen, religiösen Bildern. Christian Kummerer zeigt für viele Stellen der (biblischen) Tradition, dass die Evolution durchaus im Einklang steht mit deren Bildern. Man kann umgekehrt folgern: Wer sich gegen die Anerkennung der Evolution stemmt, stemmt sich nicht nur gegen gegenwärtige Erkenntnisse von Chemie und Biologie, sondern auch gegen eine Vielzahl biblischer Zeugnisse.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard


