22-11-2011, 00:00
(21-11-2011, 22:43)NegatroN schrieb: Natürlich muss man sich nicht moralisch verhalten. Das bedeutet aber nicht, dass Wissenschaft nicht beurteilen kann, was moralisch gut und was moralisch schlecht ist. Das ist ja sein Punkt."Wissenschaft" ist eine Methodenlehre. Was in die Methoden an Maßstäben und Standpunkten nicht hinein gesteckt wird, kann bei Messergebnissen nicht heraus kommen und nicht beurteilt werden.
Speziell die naturwissenschaftliche Methode beruht auf einigen wenigen Maximen, die alle miteinander jegliche Bewertungen insbesondere weltanschaulicher Art vermeiden. Also eignen sich die strengsten aller Wissenschaften nicht, um etwas zu bewerten.
Naturwissenschaftliche Fakten sind für sich genommen wertneutral. Es kommt darauf an, was der Anwender damit will, und ob dies nach allgemeiner Einschätzung akzeptabel ist.
Und die "allgemeine Einschätzung" ist eine intersubjektiv wirkende Angelegenheit nicht der Wissenschaft, sondern der (menschlichen) Gesellschaft.
Ich könnte mir allenfalls vorstellen, dass Humanwissenschaften (Beispiele: Medizin, Psychologie, Pädagogik) entgegen den Prämissen der Naturwissenschaften implizite Wertmaßstäbe enthalten, weil sie u. a. für den Menschen gut sein sollen.
Aber selbst das bezweifle ich. Denn solche impliziten Wertvorstellungen zensieren Ergebnisse, friesieren sie gar. Dies vernebelt Faktenwissen, welches vielleicht in anderen Zusammenhängen und zu anderen Zeiten "gut" ist.
Somit wäre ernsthaft in Zweifel zu ziehen, dass Wissenschaft feststellen kann, was moralisch ist und was nicht. Gewiss kann man Wirkungen auf der einen und Wertmaßstäbe auf der anderen Seite miteinander in Beziehung setzen - meinetwegen auch statistisch (numerisch). Die Tätigkeit des Vergleichens mag wissenschaftlich sein. Aber die Wertmaßstäbe sind es nicht.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard