21-11-2011, 20:40
Dass Dawkins mit seiner Kritik zu weit geht, mag richtig sein. Aber wie gesagt, wenn man sich mit den Debatten in den USA auseinandersetzt, kann man das gut nachvollziehen. Wenn man die ganze Zeit mit wirklich extremen Meinungen konfrontiert wird, fällt es nicht mehr leicht zu sehen, dass es auch noch andere gibt.
Ich möchte aber noch auch was anderes hinweisen. Bei der Debatte um den New Atheism sind die meisten immer auf Richard Dawkins fixiert. Dabei ist der eigentlich der uninteressanteste der Four Horsemen. Dawkins ist gut für den Einsteiger, weil er sehr einfach zu lesen ist. Was ich an ihm mag, ist seine kindliche Begeisterung und Faszination für Wissenschaft und die ganzen Rätsel, die das Universum uns aufgibt. Genau da liegt auch sein Atheismus begründet. Er kann schlicht nicht verstehen, wie man diese Faszination gegen den tumben und rückständigen Mystizismus der Evangelikalen eintauschen kann. Das finde ich sympathisch, aber nicht besonders spannend. The God Delusion war das erste Buch über Atheismus, das ich gelesen habe. Einerseits war es ganz witzig, weil meine Ansichten da weitestgehend bestätigt wurden. Aber ich habe keine einzige neue Erkenntnis aus dem Buch gewonnen, das war mir alles schon bekannt und schon durchgedacht. (Und an ein paar Stellen auch nicht sauber argumentiert, aber das nur am Rande). Jedenfalls war das Buch keine intellektuelle Herausforderung. Das sieht bei den anderen dreien ganz anders aus.
Dan Dennett ist zwar nicht unbedingt mein Fall, weil er mir deutlich zu abstrakt ist. Aber da hier einige auf Philosophie, große Gedankengebäude, Erkenntnistheorie und alle möglichen -Ismen stehen, sollte der für diese Leute deutlich spannender sein als Dawkins.
Ebenso Sam Harris, dessen Analysen und Kritiken sehr viel tiefer gehen als die von Dawkins. Im Gegensatz zu Dennett bleibt sein Fokus auf in ganz konkreten Dingen verhaftet und driftet nicht in große Abstraktionen ab. Einige Sachen, die er geschrieben hat, fand ich nicht nur anregend, sondern durchaus auch eine ziemliche Herausforderung. Als Neurowissenschaftler hat er auch einen ganz anderen Fokus als Dawkins. Gerade sein Buch „The Moral Landscape“, in dem er nicht nur die Theorie vertritt, dass Wissenschaft zu Moral durchaus etwas aussagen kann, sondern soweit geht, dass Wissenschaft die einzige Denkrichtung ist, die gültige Aussagen zu Moral machen kann, dürfte für einige hier spannend sein.
Und wenn wir beim Thema Herausforderung sind, führt kein Weg an Christopher Hitchens vorbei, dem vierten großen Vertreter des New Atheism. Hitchens ist meiner Meinung nach einer der wenigen wirklich großen Intellektuellen unserer Zeit. Gebildet, intelligent, rhetorisch brilliant und extrem streitbar und unangenehm in Debatten. Und genau das letzte macht ihn so interessant. Es lässt sich nicht kategorisieren und keiner Richtung zuordnen. Jeder, den ich kenne, ist auf mindestens einem Gebiet anderer Meinung als er (auch die anderen drei seiner Mitstreiter). Aber wenige Leute machen es einem als Diskussionsgegner so schwer wie Hitchens. Bei den Themen, bei denen ich sehr andere Ansichten vertrete als er (er ist z.B. überzeugter Verfechter der amerikanischen Militäreinsätze und der gezielten Tötung von Extremisten mit Drohnen), musste ich mit keinem Essay so kämpfen wie mit seinen. Bei den meisten anderen hab ich mir schon nach dem ersten Absatz gedacht „wie kann man nur so einen offensichtlichen Unsinn schreiben?“ und hab mich zum Weiterlesen zwingen müssen. Aber Hitchens ist nicht dumm und gegen ihn Argumente zu finden, fordert einen oftmals wirklich heraus.
Von dem her kann ich jedem nur empfehlen, sich mit ihm zu beschäftigen. Und sei es nur, um am Gegner zu wachsen
Alle drei haben aber meiner Meinung nach zum Thema Atheismus mehr zu bieten als Dawkins. Den höre und lese ich in der Tat lieber zu wissenschaftlichen Themen.
Ich möchte aber noch auch was anderes hinweisen. Bei der Debatte um den New Atheism sind die meisten immer auf Richard Dawkins fixiert. Dabei ist der eigentlich der uninteressanteste der Four Horsemen. Dawkins ist gut für den Einsteiger, weil er sehr einfach zu lesen ist. Was ich an ihm mag, ist seine kindliche Begeisterung und Faszination für Wissenschaft und die ganzen Rätsel, die das Universum uns aufgibt. Genau da liegt auch sein Atheismus begründet. Er kann schlicht nicht verstehen, wie man diese Faszination gegen den tumben und rückständigen Mystizismus der Evangelikalen eintauschen kann. Das finde ich sympathisch, aber nicht besonders spannend. The God Delusion war das erste Buch über Atheismus, das ich gelesen habe. Einerseits war es ganz witzig, weil meine Ansichten da weitestgehend bestätigt wurden. Aber ich habe keine einzige neue Erkenntnis aus dem Buch gewonnen, das war mir alles schon bekannt und schon durchgedacht. (Und an ein paar Stellen auch nicht sauber argumentiert, aber das nur am Rande). Jedenfalls war das Buch keine intellektuelle Herausforderung. Das sieht bei den anderen dreien ganz anders aus.
Dan Dennett ist zwar nicht unbedingt mein Fall, weil er mir deutlich zu abstrakt ist. Aber da hier einige auf Philosophie, große Gedankengebäude, Erkenntnistheorie und alle möglichen -Ismen stehen, sollte der für diese Leute deutlich spannender sein als Dawkins.
Ebenso Sam Harris, dessen Analysen und Kritiken sehr viel tiefer gehen als die von Dawkins. Im Gegensatz zu Dennett bleibt sein Fokus auf in ganz konkreten Dingen verhaftet und driftet nicht in große Abstraktionen ab. Einige Sachen, die er geschrieben hat, fand ich nicht nur anregend, sondern durchaus auch eine ziemliche Herausforderung. Als Neurowissenschaftler hat er auch einen ganz anderen Fokus als Dawkins. Gerade sein Buch „The Moral Landscape“, in dem er nicht nur die Theorie vertritt, dass Wissenschaft zu Moral durchaus etwas aussagen kann, sondern soweit geht, dass Wissenschaft die einzige Denkrichtung ist, die gültige Aussagen zu Moral machen kann, dürfte für einige hier spannend sein.
Und wenn wir beim Thema Herausforderung sind, führt kein Weg an Christopher Hitchens vorbei, dem vierten großen Vertreter des New Atheism. Hitchens ist meiner Meinung nach einer der wenigen wirklich großen Intellektuellen unserer Zeit. Gebildet, intelligent, rhetorisch brilliant und extrem streitbar und unangenehm in Debatten. Und genau das letzte macht ihn so interessant. Es lässt sich nicht kategorisieren und keiner Richtung zuordnen. Jeder, den ich kenne, ist auf mindestens einem Gebiet anderer Meinung als er (auch die anderen drei seiner Mitstreiter). Aber wenige Leute machen es einem als Diskussionsgegner so schwer wie Hitchens. Bei den Themen, bei denen ich sehr andere Ansichten vertrete als er (er ist z.B. überzeugter Verfechter der amerikanischen Militäreinsätze und der gezielten Tötung von Extremisten mit Drohnen), musste ich mit keinem Essay so kämpfen wie mit seinen. Bei den meisten anderen hab ich mir schon nach dem ersten Absatz gedacht „wie kann man nur so einen offensichtlichen Unsinn schreiben?“ und hab mich zum Weiterlesen zwingen müssen. Aber Hitchens ist nicht dumm und gegen ihn Argumente zu finden, fordert einen oftmals wirklich heraus.
Von dem her kann ich jedem nur empfehlen, sich mit ihm zu beschäftigen. Und sei es nur, um am Gegner zu wachsen
Alle drei haben aber meiner Meinung nach zum Thema Atheismus mehr zu bieten als Dawkins. Den höre und lese ich in der Tat lieber zu wissenschaftlichen Themen.
Erst wenn es um unbedeutenden Kleinkram geht, werden Auseinandersetzungen wirklich bitter.

