21-11-2011, 08:01
Ich denke, dass ein ganz entscheidender Punkt in dieser Debatte bislang zu kurz gekommen ist. humanist hat ihn angesprochen, aber das ist wohl untergegangen:
Man muss den Neo-Atheismus in seinem Kontext betrachten.
Der Neo-Atheismus ist in erster Linie ein amerikanisches Phänomen. Glaube und Religion stellen sich dort völlig anders dar, als sie das hier in Deutschland tun. Wir leben hier in einem weitestgehend säkularisierten Staat, in dem Religion für die meisten nur im Privatleben stattfindet und in dem es auch kein Problem ist, Atheist zu sein. Hier sind die religiösen Fanatiker und diejenigen, die die Schriften wörtlich nehmen, die Freaks. Dort sind es die Ungläubigen.
Niemand hier könnte sich vorstellen, dass Angela Merkel ein Gesetz damit begründet, dass sie mit Gott gesprochen habe und er ihr gesagt habe, dass dieses Gesetz sein Wille sei. George Bush hat das regelmäßig getan, auch in der Begründung der Militäreinsätze in Afghanistan und im Irak.
Niemand hier wird diskriminiert, weil er Atheist ist, während niemand dort Probleme bekommt, weil er Kreationist ist. In den USA kommt ein solches Outing für viele dem Outing von Homosexuellen gleich (dazu gibt es etliche Erfahrungsberichte in diversen Blogs). Über die Hälfte der Bevölkerung kann sich nicht vorstellen, einen Atheisten zum Präsidenten zu wählen (mit einem Muslim hätte nur ein Viertel ein Problem). Atheisten müssen in einigen Bereichen um ihre Jobs fürchten, sogar im Bildungsbereich. Andersrum kann ein „Young Earther“ dort problemlos wissenschaftlicher Berater des Präsidenten werden. In der Armee werden Atheisten immer wieder mit Disziplinarstrafen belegt, weil sie sich weigern, an Gottesdiensten teil zu nehmen. In Bildungseinrichtungen wird darum gestritten, was im Biologieunterricht gelehrt werden darf und was nicht. Das alles mag für uns völlig absurd klingen, aber in den USA ist das Alltag.
In diesem Umfeld ist der Neo-Atheismus entstanden und da ist er auch verständlich. Natürlich kritisieren Dawkins und Co ein primitives Gottesbild, dass sich nach einer wörtlichen Auslegung der Bibel richtet. Weil es genau dieses Gottesbild ist, das viele Gläubige in den USA haben. Da sind die Evangelikalen nicht die Ausnahme, sie sind die Regel. Dawkins hat dieses Bild nicht erfunden, er reagiert darauf.
Ich bin mir sehr sicher, dass keiner der „4 Horsemen of New Atheism“ sich überhaupt mit dem Thema beschäftigen würde, wäre das gesellschaftliche Klima in Bezug auf Religion in den USA so, wie es hier in Deutschland ist.
Das fällt übrigens auch auf, wenn man sich die Bloglandschaft im Vergleich anschaut. In den USA drehen sich die Debatten in den Skeptikerblogs überwiegen um Religion und erst mit weitem Abstand um andere Themen. Hier gibt es dazu kaum etwas, da geht es in erster Linie um Parawissschaft, alternative Medizin und Esoterik. Aber Religion spielt nur eine Nebenrolle.
Aus dieser Sicht mag uns der Neo-Atheismus überzogen und weltfremd vorkommen. Aber in den USA sieht das ganz anders aus.
Man muss den Neo-Atheismus in seinem Kontext betrachten.
Der Neo-Atheismus ist in erster Linie ein amerikanisches Phänomen. Glaube und Religion stellen sich dort völlig anders dar, als sie das hier in Deutschland tun. Wir leben hier in einem weitestgehend säkularisierten Staat, in dem Religion für die meisten nur im Privatleben stattfindet und in dem es auch kein Problem ist, Atheist zu sein. Hier sind die religiösen Fanatiker und diejenigen, die die Schriften wörtlich nehmen, die Freaks. Dort sind es die Ungläubigen.
Niemand hier könnte sich vorstellen, dass Angela Merkel ein Gesetz damit begründet, dass sie mit Gott gesprochen habe und er ihr gesagt habe, dass dieses Gesetz sein Wille sei. George Bush hat das regelmäßig getan, auch in der Begründung der Militäreinsätze in Afghanistan und im Irak.
Niemand hier wird diskriminiert, weil er Atheist ist, während niemand dort Probleme bekommt, weil er Kreationist ist. In den USA kommt ein solches Outing für viele dem Outing von Homosexuellen gleich (dazu gibt es etliche Erfahrungsberichte in diversen Blogs). Über die Hälfte der Bevölkerung kann sich nicht vorstellen, einen Atheisten zum Präsidenten zu wählen (mit einem Muslim hätte nur ein Viertel ein Problem). Atheisten müssen in einigen Bereichen um ihre Jobs fürchten, sogar im Bildungsbereich. Andersrum kann ein „Young Earther“ dort problemlos wissenschaftlicher Berater des Präsidenten werden. In der Armee werden Atheisten immer wieder mit Disziplinarstrafen belegt, weil sie sich weigern, an Gottesdiensten teil zu nehmen. In Bildungseinrichtungen wird darum gestritten, was im Biologieunterricht gelehrt werden darf und was nicht. Das alles mag für uns völlig absurd klingen, aber in den USA ist das Alltag.
In diesem Umfeld ist der Neo-Atheismus entstanden und da ist er auch verständlich. Natürlich kritisieren Dawkins und Co ein primitives Gottesbild, dass sich nach einer wörtlichen Auslegung der Bibel richtet. Weil es genau dieses Gottesbild ist, das viele Gläubige in den USA haben. Da sind die Evangelikalen nicht die Ausnahme, sie sind die Regel. Dawkins hat dieses Bild nicht erfunden, er reagiert darauf.
Ich bin mir sehr sicher, dass keiner der „4 Horsemen of New Atheism“ sich überhaupt mit dem Thema beschäftigen würde, wäre das gesellschaftliche Klima in Bezug auf Religion in den USA so, wie es hier in Deutschland ist.
Das fällt übrigens auch auf, wenn man sich die Bloglandschaft im Vergleich anschaut. In den USA drehen sich die Debatten in den Skeptikerblogs überwiegen um Religion und erst mit weitem Abstand um andere Themen. Hier gibt es dazu kaum etwas, da geht es in erster Linie um Parawissschaft, alternative Medizin und Esoterik. Aber Religion spielt nur eine Nebenrolle.
Aus dieser Sicht mag uns der Neo-Atheismus überzogen und weltfremd vorkommen. Aber in den USA sieht das ganz anders aus.
Erst wenn es um unbedeutenden Kleinkram geht, werden Auseinandersetzungen wirklich bitter.