04-09-2011, 17:43
(04-09-2011, 13:47)Theist schrieb: Mißverständlich ist meine Frage an sich nicht.
Ich gebe nur zu bedenken, daß Metropoliten durchaus kein Blatt vor dem Mund nehmen und eine offene Sprache pflegen, indem sie sagen, daß sie einst nahezu alles aus der zuvor existierenden klassischen Religion übernehmen mußten, die eine vollentwickelte Theologie pflegte, um aus dem neuen Gebilde Christentum eine Religion zu formen, die zum einen den Anspruch der Religion erfüllt, und zweitens als solche überhaupt eine Überlebenschance hatte.
Dass beim Werden des Christentums eine gute Portion griechisches Denken mit eingeflossen ist, ist nicht zu übersehen.
Eine klassische griechische Religion aber, an der man sich hätte bedienen können, hat es nicht gegeben, auch keine klassische griechische Theologie.
Sollte irgendein Metropolit solches behauptet haben, hat er geirrt.
Zur "griechischen Religion":
Das, was die Griechen an religiösem Denken gemeinsam hatten, war die Vorstellung von den olympischen Göttern. Dazu kannten sie eine unübersehbare Zahl göttlicher und halbgöttlicher Wesen, die regional in unterschiedlichem Ausmaß Verehrung genossen.
Überregionale Bedeutung hatten nur wenige Heiligtümer (zB Delphi, Olympia, etc.) und Feste (samt Wettkämpfen. Siehe: Agon). Das religiöse Leben spielte sich über das Jahr vornehmlich im Rahmen von Haus- und Stadtkulten ab.
Auch einige, nur eingeweihten Personen zugängliche Mysterienkulte gab es: Kybelekult (Attis), Kabirenkult, die Mysterien von Eleusis, die bacchischen, orphischen und pythagoreischen Mysterien, den (im griechischen Kulturraum erst in hellenistischer Zeit nachweisbaren) Isiskult.
Zur "griechischen Theologie":
Als Theologen wurden in klassischer Zeit die Mythenerzähler bezeichnet. Theologie war der Vortrag von Göttergeschichten, wie sie von Hesiod, Homer und in der attischen Tragödie erzählt wurden. In diesem Sinne wurde Theologie auch noch von Platon und Aristoteles gebraucht. Gestalt im heutigen Sinne hat der Begriff Theologie erst mit den Stoikern, vor allem aber im Mittel- und Neuplatonismus angenommen.
MfG B.

