25-08-2011, 10:51
(24-08-2011, 03:50)Theist schrieb: Welche "Grundideen abrahamitischer Religionen" sollen diese bitte sein?In Europa finden sich unter verschiedenen Etiketten eine Vielzahl von Verhaltensnormen, die aus jüdisch-christlichen Vorstellungen stammen. Möglicherweise sind sie sogar älter und wurden nur über Juden, Christen und das römische Reich nach Europa gebracht:
(Gesellschaftlicher) Schutz des Eigentums, Schutz der Familie/Ehe, Schutz des Lebens und der Lebensumstände, Gerechtigkeit/sozialer Ausgleich, Gesetze für alle, auch die Herrscher, Achtsamkeit dem Leiden gegenüber (Nächstenliebe), Schutz von Minderheiten, Gewaltfreiheit (Sanftmut), um nur die wichtigsten Beispiele zu nennen. Nicht zu verschweigen: Ablehnung der Homosexualität (andere Baustelle, hier nur Beispiel).
(24-08-2011, 09:50)Unschlagbarer schrieb: Offenbar bist du selbst religiös (falls nicht, muss ich dich falsch verstanden haben), daher erkennst du den wirklichen Sinn und Charakter des Atheismus gar nicht.Auch der Atheismus stellt nicht jene universal gültige Weltanschauung dar, die "jeden Götterglauben (der Religionen) ablehnt". Die "Götter" sind nur anders, z. B.: Nutzen, Naturverbundenheit, bewusste Sinnleere bzw. Eigensinn, (absolut gesetzte) Freiheitlichkeit, betonte Sachlichkeit, Mensch als Maß der Dinge.
Die Ablehnung "jeden Götterglaubens" ersetzt keine Götter, sondern muss im schlimmsten Fall ständig neue erfinden.
Fehlender Wertekanon beim Atheismus …
(24-08-2011, 09:50)Unschlagbarer schrieb: ... Das ist aber genauso absurd, als würde man von der Religion verlangen, ihre Annahmen durch die überall geltenden Naturgesetze nachzuweisen.Religion und sonstige Weltanschauungen haben ein Problem gemeinsam: Die gesellschaftlichen Beziehungsproblem ergeben sich aus den Systemeigenschaften des politisch vernetzten Menschen (Rudelwesen Mensch) und nicht aus den Naturgesetzen. Der Wertekanon ist demnach ein Geflecht von Konventionen. Der Unterschied zwischen Gläubigen und Atheisten besteht allein darin, wie diese Konventionen aufgehängt werden. Als tiefreligiöser Mensch bin ich der Meinung, dass manche Konventionen z. B. der Erhalt der Lebensgrundlagen (Du sollst nicht Töten) dem Willen Gottes gleich zu stellen sind.
(24-08-2011, 09:50)Unschlagbarer schrieb: Atheismus ... lehnt gerade den Absolutheitsanspruch der Religionen ab.Das ist wohl individuell unterschiedlich. Aufgeklärte aller Couleur wissen darum, dass man allein mit Ethos auch gegen den Mitmenschen agieren kann. Darum setzt gerade der aufgeklärte, emanzipierte Mensch (gläubig oder Atheist) auf so etwas wie Liebe oder allgemeiner auf eine gewisse mitmenschliche Bindung, die aufmerkt, wenn andere unter Konventionen leiden. Theologisch mag im Überbau ein Absolutheitsanspruch bestehen. Auf der mitmenschlichen Ebene bedeutet die Liebe zu Gott auch: Liebe deinen Nächsten! Und da kann es nicht angehen, dass Letzterer unter gesellschaftlichen Normen ungerechtfertigt leidet.
(24-08-2011, 09:50)Unschlagbarer schrieb: Der Atheismus wäre aber sofort in Nichts aufgelöst, würde es einen einzigen aber unwiderlegbaren Nachweis für eine göttliche Existenz geben.Der Atheismus sucht die Götter an der falschen Stelle, wie im Übrigen viele Gläubige auch - selbst dann, wenn sie zutiefst von der Existenz Gottes (oder ihrer Götter) überzeugt sind. Die wahren Götter zeigen sich daran, woran man "sein Herz hängt" - ein uraltes Problem, welches bereits von der Hiob-Parabel des Langen und Breiten erörtert wird.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
Ekkard

