24-08-2011, 22:26
(24-08-2011, 21:41)Tyko schrieb: dass ich und andere sich hier so oft auf dawkins beziehen will ich auf reine bequemlichkeit zurueckfuehren.
Ihr habt Euch überhaupt nicht auf Dawkins bezogen. Ich habe nur rausgefunden, dass Ihr von ihm stark beeinflusst seid.
(24-08-2011, 21:41)Tyko schrieb: "the god delusion" zum beispiel ist nichts neues, sondern nur alte, bewährte religionskritik neu aufgelegt.
Da hast Du aber die Alt-Atheisten wohl noch nicht gelesen, denen Dawkins widerlich ist in seinem Verrat an der wirklich guten Religionskritik. Ich nenne da nur Joachim Kahl ->
Zitat:Joachim Kahl - Mai 2008
"Weder Gotteswahn noch Atheismuswahn
Eine Kritik des 'neuen Atheismus* aus der Sicht
eines Vertreters des *alten Atheismus'"
Joachim Kahl ist altes atheistisches Urgestein. Ich kenne ihn noch aus dem Studium, sein Buch "Das Elend des Christentums oder Plädoyer für eine Humanität ohne Gott", 1968, müsste noch in meinem Bücherregal sein. In diesem Buch rechnet er mit dem Christentum ab.
Im Übrigen - das nur nebenbei - wurde dieses Buch vor allem im Bereich Theologie studiert, und zwar als Anregung, wie das Christentum zu ändern sei.
Ich zitiere nun einen kleinen Ausschnitt aus dem oben erwähnten Essay "Weder Gotteswahn noch Atheismuswahn
Eine Kritik des 'neuen Atheismus* aus der Sicht
eines Vertreters des *alten Atheismus' ->
Joachim Kahl schrieb:Dawkins’ nassforsche Haltung des „Hoppla, jetzt komm ich“ verrät auf Schritt und Tritt eine bodenlose Unkenntnis in Sachen Religion und Religionskritik und enthüllt ein fatales Nichtverstehen ihrer geschichtlichen Entwicklungen und ihrer inhaltlichen Komplexität. Wer nur vom „Laster der Religion“ schwadroniert (18) oder den jüdisch-christlichen Gott hämisch als „das Monster aus der Bibel“ (66) verunglimpft, der hat von der Janusköpfigkeit von Religion und von ihren Ambivalenzen keine Ahnung. Janusköpfigkeit und Ambivalenzen soll heißen:
Wie alles von Menschen Gemachte, ist auch Religion in sich widersprüchlich. In ihr verschränken sich menschenverachtende und menschenfreundliche Züge. Sie enthält Wahres und Unwahres, Sinn und Unsinn, Vernunft und Unvernunft.
Wer meint, als eine spezifische Gestalt nötiger „Bewusstseinserweiterung“ den „atheistischen Stolz“ (15) hervorkehren zu müssen, aber auf über 570 Seiten weder die Namen noch die Denkfiguren eines Epikur, eines Feuerbach, eines Sigmund Freud kennt, der entlarvt die Hohlheit diese Stolzes. Bleiben wir beim hochtrabenden Titelbegriff „Gotteswahn“. Natürlich gab es und gibt es religiöse Formen des Wahns, die sich am Gottesbegriff festmachen. Tilman Mosers „Gottesvergiftung“ (1976) und Horst-Eberhard Richters „Gotteskomplex“ (1979) geben seit Jahrzehnten darüber psychologische Auskunft. Aber im Sinne Dawkins’ jeglichen Gottesglauben als Gotteswahn zu verteufeln, ist plumper Krawallatheismus.
*http://www.kahl-marburg.privat.t-online.de/Dawkinskritik.pdf
Wikipedia hat auch einen Artikel über Joachim Kahl. Ich freu mich echt, ihm wieder zu begegnen.
*http://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Kahl
Genau diese Unkenntnis über die Religion, die Kahl anprangert, sehe ich auch bei vielen der in den Foren tätigen Atheisten. Sie berufen sich auf ein plattes Gottesbild, das seinesgleichen sucht. Und das stammt nicht von Feuerbach, sondern offenbar von Dawkins.