12-08-2011, 20:22
(08-08-2011, 23:23)Fragezeichen schrieb: Vermittelt empirische Wahrnehmung verlässliche, objektive und ganzheitlich umfassende Realität?
nein
sie kann jeweils nur bestimmte teilaspekte dessen erfasse, was - in meiner sichtweise - die "objektive realität" ist. verschiedene empirische wahrnehmungen zusammen und der schluß auf zusammenhänge kann uns eine möglichst weitgehende annäherung an die "objektive" oder "ganz(heitlich)e" realität ermöglichen
wirklich in ihrer vollständigkeit erfassen läßt sich die "objektive realität" aber nicht, deshalb kann man auch genausogut davon sprechen, daß sie gar nicht existiert - in dem sinne, daß wir sie nie kennen werden
(08-08-2011, 23:23)Fragezeichen schrieb: Vermittelt sie Wahrheit?
"wahr" ist ein logischer aussagewert. "die wahrheit" ein ein wissenschaftlich gesehen irrelevanter euphemismus, um willkürlich eine wertung vorzunehmen ("ich bin im besitz der wahrheit und du nicht")
wenn du aber in juristischen kategorien denkst ("die wahrheit, die ganze wahrheit und nichts als die wahrheit"), so ist die natürlich empirisch zugänglich
(08-08-2011, 23:23)Fragezeichen schrieb: Ist dagegen intuitive, nach innen gerichtete Wahrnehmung unnütz?
kommt drauf an, wofür. brücken bauen oder maschinen konstruieren wirst du damit nicht können, und auch bei der führerscheinprüfung wird sie dir nicht helfen
(08-08-2011, 23:23)Fragezeichen schrieb: Ist tatsächlich der Mensch durch pur empirische Wahrnehmung fähig, umfassender und ganzheitlicher das Leben einzuschätzen und zu managen?
als wer?
der bloße träumer auf dem sofa in seiner permanenten innenschau?
nun, dessen fähigkeit, das leben zu mamagen, wird bezweifelt werden dürfen
(08-08-2011, 23:23)Fragezeichen schrieb: Wenn dem so wäre: Ist dann der Mensch gemessen an den Sinnesfähigkeiten entwickelter Tiere nicht ziemlich unzulänglich bestellt und im Grunde sehr beschränkt entwickelt? Warum hat die Evolution bei der natürlichen Auslese diese Benachteiligung der menschlichen Sinnesorgane geduldet, bzw. nicht korrigiert
weil "die evolution" nicht zielgerichtet oder auch nur überhaupt handelt. sie ist kein individuum, sondern die beschreibende zusammenfassung dessen, was eben geschieht
(08-08-2011, 23:23)Fragezeichen schrieb: das heisst, warum hat der Mensch die letzte Million Jahre überhaupt eine Chance gehabt in der Evolution, wenn sein Fortkommen hauptsächlich von der auf empirische Sinneswahrnehmung gestützte Gehirntätigkeit abhängt?
eben genau deshalb!
auf lange sicht ist ein zu komplexem denken geeignetes gehirn ein besseres überlebensmittel als noch so feine augen, ohren oder nasen
(08-08-2011, 23:23)Fragezeichen schrieb: Ist es nicht des Menschen Stärke, mehr denn andere "Arten" seine inneren Anlagen und Fähigkeiten aufzuspüren, sie zu entdecken und zu entwickeln, und hat er dabei nicht mehr und mehr bewusst die Wahrnehmung auf seine innersten Regungen spezialisiert?
nein, er nutzt bloß seine "inneren Anlagen und Fähigkeiten" (die fähigkeit zu komplexem denken), um sich ein besseres bild von der empirisch wahrgenommenen welt zu machen
(08-08-2011, 23:23)Fragezeichen schrieb: Welche Erfahrungen erntet der Mensch langfristig, wenn er sich stets auf blosse empirische Wahrnehmung und vorausgegangene oder anschliessende wissenschaftlich berechenbare und darum (scheinbar) erwiesene Bestätigung verlässt?
verläßliche
was man von den anderen, keineswegs unwichtigen, z.b. emotionalen erfahrungen ja nicht immer sagen kann
(08-08-2011, 23:23)Fragezeichen schrieb: Wäre wohl irgendwann ein Forschungszweig entstanden und hätte es überhaupt je Bildung gegeben, wenn der Mensch niemals seine äusseren Sinneseindrücke, das Verständnis von den Dingen und das erworbene oder errungene Wissen hinterfragt und von innen heraus andere, neue Möglichkeiten in Betracht gezogen hätte?
kaum
vergiß aber nicht, daß das wissen ja primär durch "äussere Sinneseindrücke erworben oder errungen" wude und dann der reflexion und abstraktion durch das gehirn unterworfen wurde
(08-08-2011, 23:23)Fragezeichen schrieb: Und wie ergeht es einem Menschen, der gleichzeitig die Wahrnehmung nach Innen richtet, d.h. wenn er auch Impulse und Signale aus dem Inneren mit einbezieht in die Informationen, welche ihm die Sinne von aussen her vermitteln?
welche sollen das konkret sein?
der "kreative akt"?
(08-08-2011, 23:23)Fragezeichen schrieb: Ist nach innen gerichtete Wahrnehmung eine blosse Irritation, weil sie subjektiv ist?
was verstehst du denn überhaupt unter "nach innen gerichteter Wahrnehmung"?
(08-08-2011, 23:23)Fragezeichen schrieb: Was ernte ich also für Früchte mit meiner Handlungsweise, die ja basiert auf und resultiert aus (m)einer Wahrnehmungsweise, die entweder einseitig empirisch, oder einseitig rational ausgerichtet sein kann
wieso soll denn überhaupt etwas "einseitig ausgerichtet" sein?
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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