12-07-2011, 22:08
Ich würde gerne einmal einen Bibeltext zur Diskussion stellen, der einige interessante Aspekte enthält und in evanelikalen Kreisen gerne übersehen wird. Zitiert man ihn, wird darauf nicht geantwortet.
Die einzige Antwort, die mir zur Kenntnis gekommen ist, war von einem ehemaligen Gläubigen und entschiedenem Paulusablehner.
Was er sagte, kommt gleich.
Vorher muss ich noch erwähnen, dass die Apostelgeschichte nicht von Paulus stammt - anders als die echten Paulusbriefe -, sondern von einem Autor, dessen Herkunft bis heute nicht klar zu sein scheint, von dem aber einige annehmen, dass er nicht die gleiche Lehre wie Paulus hat. Dieser Autor wird Lukas genannt, umd es scheint so zu sein, dass das Lukasevangelium von dem gleichen Lukas stammt. Dennoch hat die Apostelgeschichte auch noch eigene Züge im Vergleich zum Lukasevangelium.
Der Text, um den es mir geht, ist unten zitiert. Das für mich Relevante habe ich gefettet.
Es geht um die hier äußerst erstaunliche Aussage, dass alle Menschen desselben Geschlechtes seien wie Gott und dass dies von einigen griechischen Dichtern ebenfalls erkannt sei. "Denn in ihm leben, weben und sind wir".
Hier wird also nicht unterschieden zwischen verschiedenen Lehrmeinungen, sondern nur zwischen denen, die Gottesstatuen haben und denen, die einfach spüren und wissen, dass "Gott" niemandem ferne ist.
Diese Sätze spricht Paulus. Allerdings ist nun die Frage, ob diese Sätze dem Paulus von Lukas lediglich in den Mund gelegt worden sind, denn sie sind für Paulus eigentlich ganz untypisch.
Dermaßen untypisch, dass der User - von dem ich oben gesprochen habe - abstreitet, dass Paulus hier überhaupt gemeint haben könne, dass Heiden auch in Gott leben und weben und sein können.
Für mich ist dieser Text aber eindeutig. Ich kann beim besten Willen nichts anderes herauslesen als dies, dass sämtliche Menschen gemeint sind mit diesem "wir" in "Denn in ihm leben, weben und sind wir" - mit Ausnahme derjenigen, die Götzenbilder verehren.
Falls es also stimmt, dass die echten Paulusbriefe eine andere Ansicht enthalten, wäre das Paulusbild der Apostelgeschichte eine Verfälschung des Paulus.
Oder - auch noch möglich -, Paulus war schizophren.
Wie lest Ihr diesen Text?
Die einzige Antwort, die mir zur Kenntnis gekommen ist, war von einem ehemaligen Gläubigen und entschiedenem Paulusablehner.
Was er sagte, kommt gleich.
Vorher muss ich noch erwähnen, dass die Apostelgeschichte nicht von Paulus stammt - anders als die echten Paulusbriefe -, sondern von einem Autor, dessen Herkunft bis heute nicht klar zu sein scheint, von dem aber einige annehmen, dass er nicht die gleiche Lehre wie Paulus hat. Dieser Autor wird Lukas genannt, umd es scheint so zu sein, dass das Lukasevangelium von dem gleichen Lukas stammt. Dennoch hat die Apostelgeschichte auch noch eigene Züge im Vergleich zum Lukasevangelium.
Der Text, um den es mir geht, ist unten zitiert. Das für mich Relevante habe ich gefettet.
Es geht um die hier äußerst erstaunliche Aussage, dass alle Menschen desselben Geschlechtes seien wie Gott und dass dies von einigen griechischen Dichtern ebenfalls erkannt sei. "Denn in ihm leben, weben und sind wir".
Hier wird also nicht unterschieden zwischen verschiedenen Lehrmeinungen, sondern nur zwischen denen, die Gottesstatuen haben und denen, die einfach spüren und wissen, dass "Gott" niemandem ferne ist.
Diese Sätze spricht Paulus. Allerdings ist nun die Frage, ob diese Sätze dem Paulus von Lukas lediglich in den Mund gelegt worden sind, denn sie sind für Paulus eigentlich ganz untypisch.
Dermaßen untypisch, dass der User - von dem ich oben gesprochen habe - abstreitet, dass Paulus hier überhaupt gemeint haben könne, dass Heiden auch in Gott leben und weben und sein können.
Für mich ist dieser Text aber eindeutig. Ich kann beim besten Willen nichts anderes herauslesen als dies, dass sämtliche Menschen gemeint sind mit diesem "wir" in "Denn in ihm leben, weben und sind wir" - mit Ausnahme derjenigen, die Götzenbilder verehren.
Falls es also stimmt, dass die echten Paulusbriefe eine andere Ansicht enthalten, wäre das Paulusbild der Apostelgeschichte eine Verfälschung des Paulus.
Oder - auch noch möglich -, Paulus war schizophren.
Wie lest Ihr diesen Text?
Zitat:Apostelgeschichte 17
16 Als aber Paulus in Athen auf sie [auf Silas und Timotheus] wartete, ergrimmte sein Geist in ihm, als er die Stadt voller Götzenbilder sah.
17 Und er redete zu den Juden und den Gottesfürchtigen in der Synagoge und täglich auf dem Markt zu denen, die sich einfanden.
18 Einige Philosophen aber, Epikureer und Stoiker, stritten mit ihm. Und einige von ihnen sprachen: Was will dieser Schwätzer sagen? Andere aber: Es sieht so aus, als wolle er fremde Götter verkündigen. Er hatte ihnen nämlich das Evangelium von Jesus und von der Auferstehung verkündigt.
19 Sie nahmen ihn aber mit und führten ihn auf den Areopag und sprachen: Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du lehrst?
20 Denn du bringst etwas Neues vor unsere Ohren; nun wollen wir gerne wissen, was das ist.
21 Alle Athener nämlich, auch die Fremden, die bei ihnen wohnten, hatten nichts anderes im Sinn, als etwas Neues zu sagen oder zu hören.
22 Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt.
23 Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.
24 Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.
25 Auch lässt er sich nicht von Menschenhänden dienen wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt.
26 Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie
wohnen sollen,
27 damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.
28 Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts.
29 Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht.
30 Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, dass alle an allen Enden Buße tun.
31 Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.
32 Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiterhören.
33 So ging Paulus von ihnen.
34 Einige Männer schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.
