(12-06-2025, 06:07)Ulan schrieb: "Hildegard-Medizin" oder Makrobiotik sind esoterischer Schnickschnack und teilweise sogar gefaehrlich.
Die mittelalterliche Hildegard-Medizin und die hundert Jahre alte japanische Zen-Makrobiotik sind nicht das Produkt der Ende der 60er Jahre aufgekommenen Esoterikwelle
Die Hildegard-Medizin ist ein altes Medizinsystem der Naturheilkunde, das auf den Schriften und Erkenntnissen der Hildegard von Bingen (1098–1179) basiert. Diese Benediktinerin war eine Universalgelehrte und eine der bekanntesten Frauengestalten des Mittelalters. Ihre medizinischen Werke kombinieren antikes Wissen mit Beobachtungen aus der Natur. Die von den Normannen in Salerno gegründete medizinische Schule gestattete auch Frauen das Studium. Hildegard selbst war zwar nicht in Salerno, aber andere Benediktinerinnen hatten - vor Eintritt in den Orden - dort studiert und Hildegard Schriften und Kenntnisse gebracht. In Salerno wurde "arabische" Medizin gelehrt, die Araber hatten bekanntlich medizinische Schriften der Griechen (Hippokrates und andere) ins Arabische übersetzt und verwendet.
In Salerno wurden dann arabische, griechische, lateinische, jüdische medizinische Texte zusammengeführt, übersetzt und weiterentwickelt. Salerno war dadurch ein medizinischer Schmelztiegel, besonders beeinflusst von Hippokrates, Galen, Avicenna (Ibn Sina) und Dioskurides. Die Scuola Medica Salernitana in Süditalien (ca. 9.–13. Jahrhundert) war die bedeutendste medizinische Lehranstalt Europas im Hochmittelalter. Die Schule wirkte stark auf die europäische Medizin, auch durch Texte wie das "Regimen Sanitatis Salernitanum". Diese schriftlichen und persönlichen Quellen nutzte Hildegard von Bingen - sie musste aber begreiflicherweise extrem vorsichtig sein und die arabische oder altgriechische (heidnische) Herkunft ihres Wissens verheimlichen, die katholische Kirche verstand im 12. Jahrhundert keinen Spaß, und so stellte sie ihr Wissen als Frucht der Spiritualität dar . . .
Wichtige indirekte Einflüsse auf Hildegard sind erkennbar:
Dioskurides (ein antiker Grieche, dessen Werke viel später über arabische Kanäle verbreitet wurden), Rhazes (al-Razi, 865–925), Avicenna (Ibn Sina, 980–1037 mit seinem Kanon der Medizin)
Salerno und Toledo waren regelrechte Übersetzungszentren
Hildegard von Bingen hatte über die Araber ein enormes Wissen über Heilpflanzen und Drogen
Und ihre Warnung vor Schweinefleisch dürfte sie auch aus arabischen und jüdischen Quellen haben.
Und als Nahrungsmittel empfiehlt sie ganz besonders Dinkel (der geschmacklich nicht Jedermanns Sache ist) und Edelkastanie (die besonders im Mittelmeerraum gedeiht)
Ich bin kein Anhänger der veralterten Hildegard-Medizin des Mittelalters, aber sie war im Hochmittelalter und bis zur Entstehung der modernen Medizin (1628 Entdeckung des Blutkreislaufs) eine halbwegs hilfreiche Schule.
Ja, und "teilweise gefährlich" sind auch so manche heutige Therapien und Operationen, weswegen Patienten einen Revers unterschreiben müssen, dass sie über mögliche Risiken aufgeklärt wurden, oder lies mal aufmerksam die Nebenwirkungen in den Gebrauchsinformationen der Medikamente
Aber selbstverständlich ist die heutige, moderne Medizin in vielen Belangen der mittelalterlichen Hildegard-Medizin haushoch überlegen. Ist ja keine Frage
Dennoch sind viele ihrer Ratschläge zur Ernährung sehr interessant
(12-06-2025, 06:07)Ulan schrieb: Cholesterin ist ein lebensnotwendiger Stoff, der fuer einen gesunden Aufbau Deiner Zellmembranen benoetigt wird.
Harnstoff ist nicht giftig, und wenn Du davon zuviel im Blut hast, ist das ein Zeichen, dass Deine Nieren schwer geschaedigt sind und Du dringend einen Arzt brauchst, aber an sich kein Problem. Etc.
Klar brauchen Menschen Cholesterin, aber ein
zu viel ist extrem gesundheitsgefährdend: Hirnschlag und Herzinfarkt durch verstopfte Adern. Und bei älteren Menschen funktionieren die Nieren immer schlechter, und da sollte die Ernährung darauf Rücksicht nehmen. Die können nicht mehr essen und trinken, was sie wollen
Wenn allerdings die Nierenfunktion auf unter 10–15 % der Normalleistung fällt, reichen körpereigene Prozesse nicht mehr aus, um Harnstoff und Kreatinin abzubauen und den Säure-Basen-Haushalt zu regulieren. Dann ist Dialyse erforderlich. Durch gezielte, gesunde Ernährung kann man diesen Punkt hinausschieben
Und in jeder Apotheke findest Du Blasen- und Nierentees die traditionell zur Unterstützung der Nierenfunktion und der Harnwege verwendet werden. Diese zielen darauf ab, die Ausscheidung von Wasser anzuregen (harntreibend), die Durchspülung der Harnwege zu fördern und leichte Entgiftung zu unterstützen
Ich weiß das, weil bei einer alten Nachbarin (>80) roch es plötzlich nach Aceton. Dies kam mir verdächtig vor. Ich brachte sie in die Notaufnahme des Krankenhauses, dort wurde Nierenschwäche festgestellt. Seither braucht sie regelmäßig Dialyse, die Ärzte empfahlen ihr aber unterstützend eine Teemischung aus der Apotheke