02-05-2016, 20:48 
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02-05-2016, 23:03 von Ekkard.)
		
	 
	
		Guten Abend, 
 
warum wird das Judentum auch als Geschichts- oder Schriftreligion bezeichnet?  
 
 
 
Noch eine Nebenfragen, die nichts hiermit zu tun hat:  
Sind alle Zionisten Juden? Wenn nicht, warum nicht?
	 
	
	
	
	
 
 
	
	
	
		
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		Alle Religionen, denen Heilige Texte zugrunde liegen (Hinduismus, Buddhismus, Judentum, Islam, Christentum, etc., etc.), werden Schriftreligionen genannt. 
 
Kern der verschriftlichen Religion der Juden ist die Tora. Mit den Erzählungen von der Schöpfung bis zum Erreichen des verheißenen Landes wird der Gründungsgeschichte ein Schlusspunkt gesetzt. Die Erzählungen umfassen Urgeschichte, Vätergeschichte, Gesetzgebung und die Mosesgeschichte und grenzen sich von den sogen. Vorderen Propheten ab. 
 
Die Bücher Josua, Richter, Rut, die Samuelbücher, die Königsbücher, die Bücher der Chronik, Esra und Nehemia, Tobit, Judit, Ester sowie die Makkabäerbücher, die heute ebenfalls zum Geschichtswerk gezählt werden, sind für Juden allerdings teilweise (Josua bis 2Könige, ohne Rut) auch Interpretation der Tora. 
 
Zionismus ist eine politisch-religiöse Bewegung, die zum Ende des 19. Jhs entstanden war. Zionisten setzten sich zum Ziel, einen jüdischen Staat zu errichten. Dieses Ziel wurde bekanntermaßen erreicht. Die Gründungsväter der zionistischen Bewegung waren zum guten Teil assimilierte europäische Juden, die mit der Strenge der Gesetzesbefolgung des praktizierenden Judentums nicht viel am Hut hatten. Ethnisch waren sie natürlich alle Juden. Sie hätten es sich durchaus verbeten, wenn ihnen irgendjemand die Zugehörigkeit zum Judentum hätte absprechen wollen.
	 
	
	
MfG B. 
 
	
	
 
 
	
	
	
		
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		03-05-2016, 09:27 
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03-05-2016, 09:54 von Sinai.)
		
	 
	
		Hallo Glypton 
 
Zum Unterschied zu den bis 1946 analphabetischen Papuas in Neuguinea mit ihrer mündlichen Überlieferung hat Israel eine 4000 Jahre alte schriftliche Geschichte, siehe die genauen Abstammungslisten des Abraham 
 
Zu Deiner Nebenfrage "Sind alle Zionisten Juden?" 
 
Ist Deine Frage wirklich so gemeint - oder wolltest Du fragen "Sind alle Juden Zionisten ?" 
 
Bevor wir zu diskutieren anfangen, bitte um Klarstellung was Du überhaupt fragen willst. 
 
Der zweite Teil Deiner Nebenfrage "Wenn nicht, warum nicht?" ist ebenso unverständlich.
	 
	
	
	
	
 
 
	
	
	
		
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		03-05-2016, 09:35 
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03-05-2016, 09:37 von Sinai.)
		
	 
	
		Hallo Bion 
 
An der Erstfrage von Glypton ist was Wahres dran. 
Denn die Erzählung von Kain und Abel ist NICHT jüdische GESCHICHTE. 
Weil es eben mündliche Erzählung ist und nicht Geschichte. 
 
Laut Konvention beginnt "Geschichte" mit der Schrift, da die Schrift in jedem Volk zu einem anderen Zeitpunkt erfunden wurde, beginnt die Geschichte bei jedem Volk zu einem anderen Zeitpunkt. 
 
Vor 3000 Jahren war im Rheintal noch schriftlose VORGESCHICHTE, während im Niltal bereits Geschichte geschrieben wurde. 
 
Hinweis: 
Die Erzählung von Kain und Abel wurde erst viele Generationen nach dem Vorfall verschriftet. Wahrscheinlich vom großen Zauberer Abram in Chaldäa
	 
	
	
	
	
 
 
	
	
	
		
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		 (03-05-2016, 09:21)Bion schrieb:  Ethnisch waren sie natürlich alle Juden. 
Unsinn! Es gibt keine  ethnischen Juden.
 
Warst noch nie in Israel. Da steht ein schwarzhäutiger Falasha in israelischer Uniform neben einem blonden und blauäugigen Rabbiner.
	  
	
	
	
	
 
 
	
	
	
		
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		03-05-2016, 16:44 
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03-05-2016, 16:49 von Bion.)
		
	 
	
		 (03-05-2016, 09:27)Sinai schrieb:  …hat Israel eine 4000 Jahre alte schriftliche Geschichte,… 
Das ist eine unrichtige Annahme.
 
Die Verschriftlichung der jüdischen Religion erfolgte im Wesentlichen während des Exils und auch noch danach.
  (03-05-2016, 09:35)Sinai schrieb:  Denn die Erzählung von Kain und Abel ist NICHT jüdische GESCHICHTE. 
Weil es eben mündliche Erzählung ist und nicht Geschichte. 
 
Laut Konvention beginnt "Geschichte" mit der Schrift,… 
Das, was in der Fachterminologie "Urgeschichte" (Gen 1-11), "Vätergeschichte" (Gen 1-36.38), etc. genannt wird, sind die in der Exilzeit und danach niedergeschriebenen kollektiven Erinnerungen der Juden. Im Grunde sind das theologisch aufbereitete altorientalische Mythen. Realgeschichtlichen Hintergrund haben die Erzählungen der Tora (die Moses-Geschichten von Exodus und Landnahme eingeschlossen) kaum.  
  (03-05-2016, 09:40)Sinai schrieb:  Unsinn! Es gibt keine ethnischen Juden. 
Dazu Zitate aus der Fachliteratur:
 Auf der Versailler Friedenskonferenz verständigten sich die Großmächte darauf, die Juden als eine "religiöse oder ethnische" Minderheit zu betrachten,…
Ben-Sasson: Geschichte des jüdischen Volkes, Verl. C. H. Beck,  S. 1165
 Juden aber waren in Ost- und Südosteuropa im religiösen wie im ethnischen Sinne Juden.
M. Brenner: Kleine jüdische Geschichte, Verl. C. H. Beck, S. 276
 Die (jüdische) Mittelklasse lebte gern und freiwillig in jüdischen Wohnvierteln. Es herrschte eine säkulare Solidarität, ein Gefühl ethnischer Gruppenzugehörigkeit.
B. Beuys: Heimat und jüdisches Leben in Europa, Rowohlt-Verl.,  S. 669
 Im Übrigen hielten die meisten Juden treu an ihrer religiösen und ethnischen Gemeinschaft fest.
M. Kaplan: Geschichte des jüdischen Alltags in Deutschland, Verl. C. H. Beck, S. 323
 …, um uns jetzt ganz dem Judentum in seiner noch immer gegenwärtigen Geschichte zuzuwenden: das Judentum — eine ethnische und doch eine Weltreligion eigener Prägung,…
Das Judentum ist eine ethnische, eine Volksreligion, aber es ist zugleich eine Religion, die Welt-Geschichte gemacht und selbst eine Welt-Geschichte durchgemacht hat, eine Welt-Religion.
…die Zionisten verstanden den Unterschied zwischen Juden und Nichtjuden also primär ethnisch;…
H. Küng: Das Judentum, Seiten 43, 44 u. 350
 Bis in die jüngste Zeit bestand unter Juden wie Nichtjuden gleichermaßen kein Zweifel daran, dass eine jüdische Kultur, die ihre Einzigartigkeit gegen die "Regeln der Geschichte" bewahrte, nur in Form einer engen Verbindung von religiösem Glauben und ethnischer Verbundenheit erklärbar ist.
A. Rubinstein: Geschichte des Zionismus, Deutscher Taschenbuchverl., S. 315
 
Soviel zum Gebrauch des Begriffs "ethnische Juden". 
 
Dass das Staatsvolk Israels eine ethnisch homogene Gemeinschaft ist, hat niemand behauptet, und zwar schon deshalb nicht, weil ein guter Teil davon Araber sind. Die orthodoxen Juden in Israel verstehen sich aber durchwegs auch als ethnisch-religiöse Gemeinschaft.
	  
	
	
MfG B. 
 
	
	
 
 
	
	
		Danke für die ganzen Antworten. Alles verstanden außer Geschichtsreligion... Könnt ihr den Begriff definieren? Glaube es verstanden zu haben, möchte aber sichergehen. Der Glaube an den biblischen Gott hat einen Anfang und eine Geschichte - was meinen die mit Geschichte?
	 
	
	
	
	
 
 
	
	
	
		
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		04-05-2016, 11:14 
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 04-05-2016, 11:24 von Bion.)
		
	 
	
		Der Begriff "Geschichtsreligion" wird politisch verwendet. Im Grunde ist damit ein politisch-religiöses (bzw. quasi-religiöses) Konzept gemeint, das den Anspruch erhebt, für die gesamt Menschheit gültig zu sein. Vereinfacht gesagt: Das Judentum erhebt diesen Anspruch mit dem Noachidischen Bund, den Gott mit den Menschen eingeht, das Christentum  mit dem allumfassenden  Verkündigungsauftrag, der Islam mit dem religiös-politischen Auftrag, die gesamte Menschheit dem rechten Glauben zuzuführen bzw. Juden und Christen unter der Oberhoheit des Islam zu versammeln. 
 
Ein geschichtsreligiöses Konzept im vergleichbaren Sinn liegt auch dem Marxismus in seiner leninistischen Prägung zugrunde. 
 
Um den Begriff richtig verstehen zu können, empfiehlt es sich, die Schrift von Moses Hess: Rom und Jerusalem zu lesen. 
 
 
Moses Hess: Rom und Jerusalem (Zitate) 
 
2. Brief 
 
…das Ende der Tage, von welchem das Judentum seit dem Anfang der heiligen Geschichte, in seinen guten und bösen Tagen, stets geweissagt hat, ist nicht, wie andere Völker es missverstanden haben, das Ende der Welt, sondern die Vollendung der Entwicklungsgeschichte und Erziehung des Menschengeschlechts. 
 
Wir stehen am Vorabend dieses Geschichtssabbats und haben uns auf unsre letzte Mission vorzubereiten durch das Verständnis unsrer Geschichtsreligion. 
[…] 
Das Judentum ist vor allen Dingen eine Nationalität, deren Geschichte, Jahrtausende überdauernd, mit jener der Menschheit Hand in Hand geht, eine Nation, die schon einmal das geistige Regenerationsorgan der sozialen Welt war, und welche heute, nachdem der Verjüngungsprozess der weltgeschichtlichen Kulturvölker seiner Vollendung entgegenreift, mit der Wiedergeburt derselben ihre eigene Auferstehung feiert. 
 
6. Brief 
 
So oft ein Wendepunkt in der Entwickelungsgeschichte der welthistorischen Völker eintritt, entsteht eine große Bewegung in demjenigen Volk, welches der Träger der Geschichtsreligion ist. Der Übergang, aus dem Altertum ins Mittelalter, dieses Herbstäquinoxium der Menschheit, kündigt sich an durch große Stürme innerhalb des Judentums, welche das Christentum, und innerhalb des Judentums selbst jene Sekten erzeugte, die nach der Krisis wieder spurlos verschwunden sind.  
[…] 
Auch die modernen Sadduzäer, Pharisäer und Essäer, ich meine die Reformisten, die Rabbinisten und Chasidäer werden wieder spurlos verschwinden, nachdem unsere kritische Epoche, die letzte Krisis der Weltgeschichte, vorüber gegangen sein wird, nachdem die Völker, welche dem Judentum  ihre Geschichtsreligion verdanken, und mit ihnen das jüdische Volk selbst, zu neuem Leben auferstanden sein werden. 
[…] 
Vor dem Erscheinen der germanischen Rassen auf dem Schauplatz des Welttheaters gab es überhaupt nur zweierlei Kultusarten -. einen Natur- und einen Geschichtskultus. Jener hatte in Griechenland, dieser in Judäa seinen klassischen Ausdruck gefunden. 
 
7. Brief 
 
Die großen Denker und edlen Charaktere haben dieses Wesen der jüdischen Geschichtsreligion auch nie verkannt; sie erblickten nicht in jeder Modifikation der Lebensanschauung eine neue Religion, und bildeten sich nicht ein, die historische Basis unsres Kultus reformieren zu können. - Sadia und Maimuni, Spinoza und Mendelssohn sind, trotz ihrer fortgeschrittenen geistigen Entwickelung, keine Apostaten geworden, obgleich es nicht an dogmatischen Ketzerrichtern fehlte, die sie ausstoßen wollten oder wirklich ausgestoßen hatten. 
[…] 
Jeder Schöpfung aber liegt etwas zu Grunde; aus Nichts wird nichts geschaffen. - Den zukünftigen sozialen Schöpfungen liegt das national-humanitäre Wesen der jüdischen Geschichtsreligion als Keim zu Grunde. 
 
9. Brief 
 
So lange noch kein andres Volk, als das jüdische, diesen national-humanitären Geschichtskultus hatte, waren die Juden allein das Volk Gottes. Seit der großen Revolution, welche von Frankreich ausging, haben wir im französischen Volke, sowie in denjenigen Völkern, die sich der französischen Nation anschließen, edle Rivalen und treue Bundesgenossen gewonnen. 
 
10. Brief 
 
Die Offenbarungen des heiligen Geistes weisen wirklich auf keine andre Zukunft hin, als auf die der sozialen Welt im reifen Lebensalter. – Dieses Weltalter beginnt nach unsrer Geschichtsreligion mit der Messiaszeit. 
[…] 
Die Messiaszeit ist das gegenwärtige Weltalter, welches mit Spinoza zu keimen begonnen hat, und mit der großen französischen Revolution ins weltgeschichtliche Dasein getreten ist.  Mit der französischen Revolution begann die Wiedergeburt der Völker, die dem Judentum ihren nationalen Geschichtskultus verdanken. 
 
Epilog. 1. Hellenen und Israeliten 
 
Wenn wir den Geschichtsplan, wie er uns in den heiligen Schriften der Israeliten vorliegt, mit vorurteilsfreiem Geiste erfassen, so erkennen wir in demselben nicht nur die Einheit des Menschengeschlechts, sondern das einige Wesen des ganzen kosmischen, organischen und sozialen Lebens.
	 
	
	
MfG B. 
 
	
	
 
 
	
	
	
		
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		12-05-2016, 12:14 
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 12-05-2016, 12:17 von Sinai.)
		
	 
	
		Danke für die lange Bücherliste.        Hut ab vor Deinem Wissen!
	 
	
	
	
	
 
 
	
	
	
		
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		Schalom :  
 
Zitat:Die Verschriftlichung der jüdischen Religion erfolgte im Wesentlichen während des Exils und auch noch danach. 
- das glaube ich eher nicht.  
- es gab doch mehrere Volks-Missionen zum Thorah-Wortlaut vor dem Exil (auch wenn manche Koenige sie lieber aus dem Bewusstsein verbannten, Episoden um Koenig Joschia unnd die Auffindung des eingemauert gewesenen, noch lesbaren, Thorah-Exemplars),  
- ein Staat wie unter David und Salomo wird nicht von Analphabeten organisiert,  
- es gab das Schreiber-Zentrum Schilo schon vorher in der Richterzeit, und das Thorah-Gebot, dass jeder Israelit sich 1 Exemplar der Gebots-Texte der Thorah abschreiben sollte, konnte da erfuellt werden,  
- die Gesetztafeln waren ausdruecklich schriftlich, 3-mal: am Sinai 1x erstellt, zerdeppert im Zorn, nochmal geschrieben, bei Ankuft im Hl Land auf einen Stein unweit von Schilo als Ur-Exemplar geschrieben. So ein Ur-Exemplar des Codex Hamurabi stand im Marduk-Tempel zu Babel, bei jedem Rechtsstreit konnten die Parteien sich dort vergewissern, was Gesetz formuliert hat oder was nicht - so ein Ur-Exemplar (des XII-Tafel-Gesetzes) stand auch wesentlich spaeter auf dem Forum in Rom)  
- Vorher 250 Jahre als Gaeste im Hieroglyphen-schreibfreudigen Aegypten, bis hinauf zur Position Josefs, Sohn Jakobs, teils auch am Verwalten beteiligt, Moses als Adoptiv-Prinz in einer Schreiber-gelernten Erziehung aufgewachsen, vorher mit Abrahams Vater aus einem Keilschrift-schreibfreudigen Land (Ur Chasdim) gekommen, in der Umgebung mit Kanaans Proto-sinaitischem Alphabeth an eine weitere Schreib-Moeglichkeit gewoehnt, gab es doch auch Text-Ueberlieferungen, sowohl muendlich-wortwoertlich tradiert, wie auch zentral-offizielle Chroniken. 
 
Waehrend des  Babylonischen Exils und unter  Persern (ebenfalls eine alte Schrift-Kultur) wurde lediglich  alles zur Religions-Koerperschaft Relevante, was dann ja schon  in mehreren Schriftarten vorlag, in  1 Schrift-Zeichen Schrift und  Sprache uebertragen (man merkt es heute noch stellenweise dem Text an, aus welcher Vorlage-Schrift) und gegen Faelschungen oder Abschreib-Irrtuemer gesichert "formatiert", kanonisiert und nach Pruefung genehmigt,  genau-unser konstituierendes Hl Buch zu sein. Dafuer liess man sich  Zeit und ein  ganzes Dauer-Konzil ( Anschej Knesseth haGdolah) arbeitete  mehrere Generationen lang daran. 
 
Soviel zur " Schrift-Religion" vor dem  Hintergrund von Schrift-Kulturen. - Warum sollten Juden und ihre Vorfahren dazwischen "nur, was da abwechselnd gefiel, am Lagerfeuer als Saga gesungen" haben? Eine Reihe Vaeter-Soehne ab einem 1.Namen und ein Konzept der Entstehung gehoerte dazu, und weil es im Status etwas brachte, in wievielter Generation man sich exakt seiner Vor-Vaeter erinnerte, seh ich keinen Grund, solche etwa erst zur Perserzeit erfunden zu haben. 
 
Zur " Geschichts-Religion" - es ist im Wesentlichen ein  Vertrag zwischen  G0TT und den  am Sinai versammelten Israeliten, formal: " Wenn Ihr haltet dies-und-dies Gebot /Verbot, passiert Euch das-und-das (Angenehmes oder Schlimmes)", an  das versammelte Volk als Gesamt (inclusive ihrer Nachkommen), erlassen von  Dem, den wir ( Haus Abraham, Isaak und  Jakob) bis dahin bescheiden fuer  unser Familien-Wir-Vereins-Wesen ansahen, was  jedem Gross-Familien-Haushalt damals zustand 
- im  Sinai-Vertrag werden Dimensionen beruehrt, die kein Mensch erwarten konnte - da geht es um einen  logischen G0TTES-Beweis, der  Zeit braucht, um  beobachtet zu werden, ob ER das kann, ob das so passiert 
Zitat:@die Erzählung von Kain und Abel ist NICHT jüdische GESCHICHTE. 
- das ist sie gewiss nicht, man ist da ja erst bei den ersten " Adamiten",  1 erstes namentlich erinnertes Ehepaar mit mehreren  Kindern, da stammt  der fuer Juden relevante Ahnen-Zweig eben  weder von  Kajn noch von  Abel ab, sondern vom  nachher geborenen  3.Sohn Scheth.  Abraham, Isaak und auch  Jakob und  Josef, sind so-besehn auch noch " Noachiten", aber schon naeher dran, " Israeliten",  Josef heiratete in in ein  Priesterhaus (die nahmen nicht jeden,  seine Vorfahren muss er schon  aufzaehlen gekonnt haben, so auch  Moses), beim  Bund des  Voelker-Vaters Noah ist zu beachten, dass die Gebote an die ueberbliebene Menschheit nicht drohen, dass etwas "passiere" wenn nicht beachtet, sondern G0TT verspricht etwas - u. vor der Flut und  nach der Flut heisst es,  das Herz des Menschen neige von Jugend auf zum Guten und zum Boesen. " Juedisch" kann die Geschichte  erst ab der Thorah am Sinai und  diesem Bund genannt werden. 
 
 - Aber  historisches Nacheinander liefert dem  G0TTES-Beweis die  Anschaulichkeiten, lediglich war schon, seit  Abraham,  EL ROI (aegyptisch  RA /RÉ) mit verehrt worden (dessen Zentrum seit der 5.Dynastie in UNU (Heliopolis) lag, ein  unsichtbarer Hirte, der auch vom "grossen" Koenig verlangt,  Menschen-Wuerde zu respektieren, auch bei verurteilten Straftaetern noch, und der alle Menschen einzeln ansieht, " Der mich sieht") - daraus mag  nach einiger Zeit die  Erkenntnis gereift sein, dass  unser G0TT auch Der ist (wir haben biblisch sogar 2 gleich klingende Schreibweisen dafuer.  
- Das  Tetragrammaton (" na, ER-doch", schreibt sich als  Rechen-Formel, zu kommentieren mit " stimmt"), das man zwar schreibt, aber nicht als Namen spricht, weil es innerlich " gemeint" die  Gewissheits-Erinnerung ist, an die  Moses die  Israeliten erinnern konnte, falls sie fragen,  Wer ihm erschienen sei, (" na, ICH-doch !", als " Er-da des Abraham, Isaak und  Jakob,  unserer Vaeter", war mit den  Aegyptern (diese sich ihren Vaetern verpflichtet wissend) gemeinsam verwendbar.  
- Was einen " ueberkommt", der in  seine Heimat zurueckkommt,  EL SCHADDAJ (" Der-da meiner Berge"), auch  unsichtbar-geistig und am  Sozial-Verhalten und-Gefuehl  wahrnehmbar, da gibt es ein sehr altes Keilschrift-Zeichen (SCHAD, NAT etc) fuer,  Hiob verwendet es gern, das passt auch als Bezeichnung unseres G0TTES.  
-  EL 'ELJION (" Der-da,  der Hoechste" vor Ort) geht bei  internationalem Schwoeren und  Vertrag-Abschliessen wie mit  Melkhizedeq, ist  neutral, jeder stellt sich  sein hoechstes Geistwesen selbst vor, dem er sich  im Gewissen verpflichtet fuehlt,  ehrlich zu sein.  
- Indem  Zeit verging,  Reiche und  Epochen vergingen und  aenderten " alles", war fuer  uns an dem, wie es  uns als Ganzheit erging,  feststellbar, dass  der Sinai-Vertrag von  G0TTES Seite immer  noch gehalten wurde, also  ER ist ein  ADON 'Olam ( Ewiger HERR) und  RIBONO schel 'Olam ( Meister von der Ewigkeit)  
- In der jued. Bibel findet sich manchmal  Spott ueber  angebetete nutzlose Objekte, die "Moral" richtet sich aber  nicht gegen Wir-Personifikationen, die  andre als " Goetter" verehren, in  unserem Vertrag steht aber drin, dass  G0TT uns Kriege anschaffen oder ersparen kann, was auf  Seine Wirk-Macht ueber die (personell-begrenzten oder nationalen)  Wir-Vereins-Geiste aufmerksam machte, " G0TT der Goetter",  dann auch HERR Zewaoth (" HERR der Heerscharen", alle  Geist-Personen inbegriffen, weil ein  grosser Herrscher auf Erden auch von einer  Geleit-Schar umgeben ist, die ausfuehren, was er verordnet, und die es ihm "gemuetlich" machen). 
 
- All das war  zu seiner Zeit vermutlich  ganz einfach in einer gegebenen Situation formulierbar und wurde mit  je-dieser Episode zusammen ueberliefert -  historisch fortlaufend erlebt, sieht man ja in der Bibel das  kritische Beobachten des  Volks-Verhaltens und des  Schicksals aller (sehr verdeutlicht im  Richter-Buch) - die Chronisten haben dabei den  Vertrag im Sinn, die  Geistlichen eine  Leitlinie fuer ihre Ansprachen, umso schaerfer fordern die  Newiim- Propheten uns auf  zum Beachten der uns angehenden Gebote in einer bunten Umwelt, die manches nicht so sieht, denn  bei nur uns gehts um " Kopf und Kragen". - Wie immer menschen-ueblich, kuemmert es nicht alle, die sie ansprechen wollten - entsprechend ging es, aufs Gesamt besehen, auf und ab. 
 
- Etwas in dieser Art moralisch an alle Mitglieder appellierendes hab ich bei  keinem anderen Hl Buch gesehn (das der Roemer ist ja voellig verschollen, man weiss nur, dass es von der Gruendung erzaelte, und 2-mal erweitert wurde, der eine Text beriet Auguren).  Das sind also wohl  keine " Geschichts-Religionen". In deren letzter Republik-Zeit gab es das  XII-Tafel-Gesetz Roms, bei  Solon in Athen kennengelernt, in Latein und am Forum fuer jeden nachsehbar, das entspraeche in der  Bibel dem Wochen-Abschnitt  Mischpatim, ein Codex in Art des  Hamurabi von Babel-Codex, der die Alltags-Rechtsprechung vvereinfachte, nicht jedesmal eine Buerger-Versammlung zum Thing einbestellen zu muessen, wenn einer mal Schafe unterschlug oder wen verletzt hatte, etc,  70 Paragraphen - da steht ja dazu-erzaehlt, dass der  Schwiegervater von  Moses, ein an  Rechtsprechung gewoehnter Queniter-Priester, der  am Horeb amtiert hatte (der auch das  1.Dank-Opfer an  unseren G0TT nach Durchqueren des Schilf-Meers beitrug, weil bei den  Israeliten noch keine Regeln bestanden,  wer die  Priester sein werden, und worin  ihr Service bestehn solle) - als der mit uns  40 Jahre durch die Wildnis zogen, uebten wir das mit der mobilen  Bundes-Huette als Heiligtum (ein  tragbarer Horeb,  wo Moses immer wieder einmal  mit G0TT reden konnte) ein. Auch  diese Texte, konzentriert viele in  Buch Leviticus des Moses, sind ein  alter und  bestimmt schriftlicher Text in der  Bibel -  andere Voelker hinterliessen dafuer  vielleicht keine schriftlichen  Unterlagen, z.B.  Aegypter hatten  vor 3000 vdZ schon  5-600 Jahre prae-dynastischer  Organisation incl  Kultus. Bei uns relativ spaet die  Neu-Nation proklamierenden  Israeliten ging es, wie auch beim  Reinheits- und- Speise-Gebot, bei  Tracht- Kennzeichen,  Gebets-Anlaessen,  Fest-Zeiten, etc um  nationale Heraldik, erst jetzt fuer die  Flaechen-Staats-Gruendung relevant " eigen" sein sollend. - Da ist etliches, wovon  nur geschrieben ist,  dass auch wir das  Ding haben (z.B. Altaere, Leuchter, Gewand-Zipfel, Kraft-Locke), manchmal ist das  Material vorgeschrieben, aber  nicht genauer,  wie es bei uns aussieht. Das  laesst offen,  dass wir es im Lauf der Zeit  modifizieren. Bei den  Noachiten-Voelkern um uns herum gab es das auch, aber nach  deren Art. (Tracht und Frisur boten einen gewissen Schutz, unterwegs nicht einfach als "Wilder" aufgegriffen und als Sklave in den Handel zu geraten). 
 
-  Bemerkungen wie die, dass ein Koenig von Kanaan sich bereits ein Bett aus Eisen leisten konnte, stehn manchmal auch  ohne erkennbaren Zusammenhang mit dem Lauf der Erzaehlung  in unserem Hl Buch, teils  sichern sie ab, dass man  das korrekte Buch vorliegen hat, denn der  Abschreibende soll  nicht gleich mit-denken, was er  kopiert, weil es dazu verfuehrt, Texte wegzulassen oder nach eignem Gutduenken zu aendern (weil  Hebraeisch-Schriftzeichen alles ( 22 u.4)  Zahlen-Ziffern sind, wuerde jede Veraenderung sofort eine andere Zeilen-Anfangs-Summe ergeben, das vereinfachte den Unterricht spaetestens nach dem Babylonischen Exil, aber  Alphabeth-Schrift hatten wir auch zu  Davids Zeit,  parallel zu  Aramaeisch in Keilschrift).  
- Wenn man das Buch dann hat, faengt es ja an, mit einem zu "leben", indem man es, allein oder mit andern zusammen, liest (G0TT, von Dem es berichtet, liest ja mit) - die  kleinen tradierten Unregelmaessigkeiten (manchmal ein "sie" statt "er", oder Wechsel von Einzahl auf Mehrzahl in 1 Satz oder kurzem Abschnitt) erwiesen sich spaeter als  nuetzlich zum Zitieren,  Stutzen, oder  Disputieren (auch Jesus als Rabbi nutzt einige davon zum  Anzitieren interessanter Kapitel), als  Merk-Hilfen in Zeiten des Religions-Verbotes, um die Hl Schrift exakt wieder herzustellen, sowie  auch zum Unterricht-Auflockern fuer die Schueler   
-  Buch Jonah schildert, dass ein  Noachiten-Volk auch reagiiert, wenn es  akut gemahnt wird, und  unser G0TT, wenn nur vom  Jonah angerufen,  auch dorthin Gnade und  Verschonung lenkt (es spezifiziert ja nicht, was in  Ninive als " schliesslich-unertraegliche Suenden" galt, aber  die ahnten es selber und  stellten es ab). 
 
- Wir bekennen uns auch zur sogenannten " Ur-Offenbarung" des  meist vorhandenen Sinns fuer Anstaendigkeit, Wahrhaftigkeit, Eintracht zwischen Menschen.  Judentum bezweifelt nicht, dass  dies bei  allen Voelkern und Religionen anzutreffen  moegllich ist, weil  G0TT ja  jeden einzelnen Menschen als " Stimme aus dem eignen Herzen" - relativ  leise - in die geeignete Richtung " draengt". 
 
Das  ersetzt nicht eine fuer die  Gemeinschaft gueltige  Hl Schrift,  darin liegt aber  eben keinerlei Anspruch, es andren Leuten "aufzustuelpen", das alles wie wir sollen, auch zu beachten, aber ein  Wissen, dass  unser Beachten der uns gegebenen Regeln auch die  Welt aller in den Augen  unseres gemeinsamen Schoepfers,  sie zu erhalten liebenswerter macht.   
- " Noachiten" ist die  jued. Bezeichnung fuer Leute aus  Nationen, die sich  auch Recht und  Gesetz erarbeitet haben, auf  dieser Ebene kann man sehr  viel Frieden mit der Umgebung bewirken und sich unter ihnen bewegen. Von ihnen erwartet eine  jued. Siedlung, sich  als Gaeste von Juden an " 7-Gebote" zu halten, z.B.  unseren Sabbath zu akzeptieren, dass er eine Erfrischuns-Tag fuer alle sein koenne, dass sie beim  Schwoeren, ob etwas wahr sei, sich auf auch  nur 1 Gott berufen (sie muessen  ihn in der  Groessen-Ordnung nicht an unserem messen, vergleichen oder gar tauschen) - sie sollen unsere und eigne  Ehen respektieren, im  Streitfall einen (egal-wessen)  Richter-Spruch gelten lassen,  keine Leute  rauben oder erschlagen ( morden) - und nicht noch-lebende-Lebewesen essen (" Blut-Verbot") - und  ihre eigne Gemeinschaft als solche  nicht verachten oder verhoehnen. So etwa - das ist fuer eine Strassen- Nachbarschaft oder Wohn-Gruppe m.E.  nicht uebertrieben. 
 
Schalom - Pax - Salaam  
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		 (07-10-2016, 21:01)WiTaimre schrieb:  Zitat:Die Verschriftlichung der jüdischen Religion erfolgte im Wesentlichen während des Exils und auch noch danach. 
- das glaube ich eher nicht. 
Nach allgemeinem (wissenschaftlichem) Sprachgebrauch lässt man das Judentum mit dem Babylonischen Exil beginnen. (vgl. G. Stemberger. Geschichte der jüdischen Literatur, 1977 München, Verl. C. H. Beck, S. 9).
 
Die Geschichte der Königreiche Israel und Juda ist nicht jüdische, sondern israelitische Geschichte.
 
Nicht zu bestreiten ist, dass Schriftpropheten schon früh (also vor dem Exil) auftraten. Amon beispielsweise unter Jerobeam II. Prominente Vertreter der Frühzeit sind Elija und Elischa im 9. Jh. Andererseits sind Teile von Texten anderer prominenter Propheten erst sehr spät entstanden, beispielsweise Jesaja 24-27 im 3. Jh. Auch die Salomon zugesprochenen Sprichwörter sind teilweise sehr alt (teilweise auch der 1000 v. Chr. entstandenen Weisheit des Amenemope und anderen alten Texten entnommen), teilweise lassen sich aber auch hellenistische Einflüsse festmachen, was wiederum eine relativ späte Entstehungszeit (oder zumindest Bearbeitung) annehmen lässt. Bei den David zugeschriebenen Psaltern muss das ähnlich gesehen werden. Es gibt sowohl Psalter, für die man sumerische oder ägyptische Vorlagen finden kann, als auch solche, die erst in der Makkabäerzeit entstanden waren.
 
Dass die alten Sagen, die prophetischen Texte und jene Texte, die in Anspruch nehmen, historische Begebenheiten zu vermitteln, erst im Exil und danach ihre theologischen Überarbeitungen und Deutungen erhalten haben und zu einem guten Teil auch erst im Exil und danach entstanden sind, sollte man dabei nicht übersehen.
 
Zur zeitliche Einordnung der jüdische Bibel als verbindlicher Text des Judentums ein Zitat, das ich dem oben angemerkten Buch G. Stembergers  (S. 25) entnommen habe:
 Zitat:Geschichtlich können wir einige Fixpunkte im Werden der Bibel festhalten. Der Pentateuch muss schon im 4. Jahrhundert das offizielle religiöse Buch des Judentums gewesen sein: die Samaritaner, die sich damals von ihm trennten, haben ihn als Erbe mitgenommen. Jesus Sirach bezeugt in seinem "Lob der Väter" die Anerkennung fast der ganzen biblischen Sammlung für den Beginn des 2. Jahrhunderts (Sir 44-50; vgl. 39,1-3)· Allein das chronistische Geschichtswerk scheint er nicht dazuzurechnen; denn anders lässt sich kaum erklären, dass er Esra nicht nennt. Das Buch Daniel kann er noch nicht kennen, da es erst zwanzig Jahre später entstanden ist. 
	 
	
	
MfG B. 
 
	
	
 
 
	 
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