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Existiert Gott wirklich?
(15-07-2012, 00:44)schmalhans schrieb: Wenn es ein Gott oder eine andere Autorität ist, die jemanden dazu bringt, in der Gemeinschaft aktiv zu werden, ist das sicher lobenswert, scheint mir das nicht sehr viel wert zu sein. Dann ist Gottesdienst nämlich nur ein anderer Ausdruck für "Sozialstunden ableisten".
Seid ihr da nicht etwas in gesicherter Existenz, sozialer Hängematte et.,
weitschweifig unterwegs.
Die damaligen Gottesbilder waren wohl etwas realitätsnaher.
Aus eigener Erfahrung kann ich dagen, das nach 3 Tagen ohne Wasser in der Mitte von garnichts (Sahara) ein ziemlich konkretes Eigeninteresse einsetzt, etwas abgehobener ,
Aldous Huxley:
"Kultur ist ein sehr dünner Firnis, der sich leicht in Alkohol auflöst."

Auch wenn sich jemand noch so um jemanden kümmert und sorgt,
wäre er wohl kaum in der Lage diem heutigen Medizinkosten aus eigener Tasche zu begleichen, also wir lamentieren hier auf hohem Niveau.
Verlassen wird sich doch hintergründig auf die dahinterstehende Geminschaft.
Gute Gefühle zu vermitteln ist sicherlich eine gute Sache, solange man nicht selbst die letzte Flasche Wasser hergeben soll, ist leicht reden.
(14-07-2012, 09:33)schmalhans schrieb:
(14-07-2012, 09:25)Harpya schrieb:
(13-07-2012, 23:24)schmalhans schrieb: Wer spricht von "absolut"? Etwas Absolutes gibt es natürlich nicht. Alles ist im Wandel, beständig. Einen göttlichen Schiedsrichter braucht es also nicht - oder wie regelt ihr in deinem Freundeskreis die unterschiedlichen Bedürfnisse, Wünsche und Möglichkeiten? Entscheidet da Gott, wer was gibt und wer was bekommt?
Da gibt auch einer was er nicht wollte und mancher bekommt, was er garnicht wollte,
z.B eine Infektion.

Aha, und der eine, der seine Freunde mit Grippe angesteckt hat, entschuldigt sich mit "Gott"? Wie erbärmlich ...

Aber Krankheiten - sofern man sie nicht vermeidbar waren oder bewusst verbreitet wurden - gehören gar nicht zum Themenkomplex "Gerechtigkeit", denn dabei geht es um den sozialen Austausch, nicht den Austausch von Viren ... Der soziale Austausch greift da, wo einen die Freunde im Krankenhaus besuchen, pflegen, bekochen, die Katze füttern etc. pp. Und dafür brauche ich nun wirklich keinen Gott.
Ist so auch nicht richtig, Mensch und Umwelt sind schon ein Gesamtkunstwerk, die grossen Epidemien wie die Pest die ein Drittel der
Bevölkerung dahingerafft hat, haben auch einem großen Einfluss auf
das Miteinander, bis hin zur komletten Neustrukturierung der Gesellschaft
in England, Pocken waren sicher auch für eine gesellschaftliche
Umstruckturierung in der Neuen Welt.
Nächstenliebe, Pflege, etc. waren da auch gut gemeint, mangels
Medizin aber völlig sinnlos und selbstzerstörerisch.
Malaria etc. wo kann man da die Gerechtigkeit unterbringen ?
Früher galt das mal als Gottes Strafen, worin liegt der Sinn heute ?
Auch schon zu Leprazeiten hatte die Nächstenliebe einen ziemlich
begrenzten Spielraum.
(14-07-2012, 20:00)Harpya schrieb: Die hier so geläufigen (vielleicht der gleiche, anders benamst oder eingeordnet, Dreifaltigkeiten oder sonstige) die für sich beanspruchen das Universum geschaffen zu haben,

du sprichst also vom abrahamitischen schöpfergott
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
(15-07-2012, 13:34)petronius schrieb: du sprichst also vom abrahamitischen schöpfergott
Nicht nur, gibt ja ne Menge Mythen,religionsphilosophisch gesehen z.B.
vedische (ca. 1200-700 v.Chr.)und ägyptische (?-700 v.Chr.)
Denn bei ihnen finden sich raffinierte Überlegungen darüber, wie es überhaupt dazu kam, daß etwas entstehen konnte, wenn vorausgesetzt wurde, daß vorher "nichts" war, wenn es also, mit anderen Worten, ein "vorher" gar nicht gab.

Sie beginnen daher auch mit abstrakten Begriffen oder Prinzipien, und nicht mit bereits vorhandenen schöpferisch tätigen göttlichen Gestalten, die dann die Welt "machen".
(15-07-2012, 14:46)Harpya schrieb: Nicht nur, gibt ja ne Menge Mythen,religionsphilosophisch gesehen z.B.
vedische (ca. 1200-700 v.Chr.)und ägyptische (?-700 v.Chr.)

es ging aber um die "hier geläufigen"

und das ganze nahm seinen ausgang daher, daß deine ausführungen so klangen, als gälten sie für alle gotteskontrukte

ich gestehe, ein wenig probleme damit zu haben, deinen ausführungen zu folgen und jeweils die zusammenhänge zu erfassen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
(15-07-2012, 00:44)schmalhans schrieb: Es hieß ursprünglich, Gott schaffe Gerechtigkeit. Dies habe ich mit der Definition von Gerechtigkeit, die ein soziales Miteinander ermöglicht, auf den Menschen bezogen - also nicht Gott, sondern der Mensch stellt Gerechtigkeit her.

(15-07-2012, 22:33)petronius schrieb: und das ganze nahm seinen ausgang daher, daß deine ausführungen so klangen, als gälten sie für alle gotteskontrukte
Götter haben nun mal einen Absolutheitsanspruch,
wenn es den einen Gott gibt der Menschen erschaffen hat, hat er auch die Voraussetzungen für sein Handeln geschaffen.
Wenn der Mensch seine Gerechtigkeit selbst herstelllt, kann das ja nur auf der
Basis der von Gott gegebenen Möglichkeiten geschehen.

Eine Verkürzung der Gottesdiskussion auf soziales Miteinander wird wohl
kaum dem ganzen Schöpfungsgedanken gerecht.

Gerechtigkeit ist eh ein zweischneidiges Schwert:
"Wat dem eenen sin Uhl, is dem annern sin Nachtigall, und welch schöne Sache ist doch der Krieg!«
Kurt Tucholsky: Ein Pyrenäenbuch, 1927

Das wird immer so auf menschliche Basis gebracht, könnte mir gut vorstellen, wenn irgendwas das Universum angeschubst hat, was ganz anderes ist, als irgendetwas Nebulöses was den Leuten voschreibt, wann sie zu arbeiten haben, wie Erbe verteilt werden soll, Homoexualität ganz doll
schlimm ist, Strafmaßnahmen vage verteilt (Steinigung, mit Kieseln oder ein großer Fels, Hängen am Baum oder modern am Kran ?) ...

Schöpfung mit der Entwicklung der Kultur
gleichzusetzten ist doch recht weit hergeholt.
(15-07-2012, 23:07)Harpya schrieb: Götter haben nun mal einen Absolutheitsanspruch

auch das gilt nicht generell

gottekonstrukte können sehr verschieden sein, weshalb ich vor allgemrinen pauschalaussagen warne

(15-07-2012, 23:07)Harpya schrieb: Schöpfung mit der Entwicklung der Kultur gleichzusetzten ist doch recht weit hergeholt

tut das denn jemand?

ich hab so das gefühl, daß hier am ausgiebigsten von jenen über "gott" und dessen eigenschaften schwadroniert wird, die sowieso an keinen glauben, dafür aber umso leidenschaftlicher einen konstruieren, um ihn dann zu kritisieren
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
(15-07-2012, 23:17)petronius schrieb: ich hab so das gefühl, daß hier am ausgiebigsten von jenen über "gott" und dessen eigenschaften schwadroniert wird, die sowieso an keinen glauben, dafür aber umso leidenschaftlicher einen konstruieren, um ihn dann zu kritisieren
Eine Vermutung aufzustellen, und dann zu hinterfragen, da bin ich wohl in bester Gesellschaft.

Findet Gottes Wirken nur in der Erfassbarkeit unserer Sinne statt oder auch
mikrobiologisch ?
(15-07-2012, 23:17)petronius schrieb: ich hab so das gefühl, daß hier am ausgiebigsten von jenen über "gott" und dessen eigenschaften schwadroniert wird, die sowieso an keinen glauben, dafür aber umso leidenschaftlicher einen konstruieren, um ihn dann zu kritisieren
Es zeigt sich bei jeder mir bekannten, traditionellen, konkreten Vorstellung (geistiges Konstrukt!) schon bei leichter übung, dass und welche Nachteile ein solcher Gott hätte.

(15-07-2012, 23:51)Harpya schrieb: Eine Vermutung aufzustellen, und dann zu hinterfragen, da bin ich wohl in bester Gesellschaft.
Natürlich, denn so geht menschliches Denken: Modellmäßige (geistige) Konstruktion mit anschließender Prüfung an der Erfahrung bzw. an den vorstellbaren Implikationen der Aussagenlogik über das Konstrukt.

(15-07-2012, 23:51)Harpya schrieb: Findet Gottes Wirken nur in der Erfassbarkeit unserer Sinne statt oder auch
mikrobiologisch?
Vielleicht liegen der abrahamitische Gott und der Pantheismus nicht weit auseinander. Das allgegenwärtige Beziehungsgeflecht zwischen den wechselwirkenen Dingen (auch aber nicht nur in der Mikrobiologie), ihrer Entwicklung und des Beziehungsgeflechtes der Menschen und deren (geistige) Entwicklung sind zusammen genommen ein gutes Modell für die unendliche Vielfalt, die sich auch in der Tradition findet (aber eben nur in der Gesamtschau).

Es ist nur so, dass damit nichts erklärt werden kann. "Gott" ist darin der Imperativ, zum Einen, sich gemeinschaftsförderlich zu verhalten, und zum Anderen, Erfahrungen zu sammeln und sie zum Wohle aller zu nutzen.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
(15-07-2012, 23:07)Harpya schrieb: Schöpfung mit der Entwicklung der Kultur
gleichzusetzten ist doch recht weit hergeholt.

Nein, ist es eigentlich nicht.
Allein der Begriff Schöpfung ist doch schon kultureller Art.

Die kulturelle Entwicklung schafft sehr wohl "Wirklichkeit".
Man muss die "Schöpfung" nicht immer nur in der Materie sehen.
Es ist zumindest ein sehr reizvoller Ansatz, die Schöpfung als ontologischen Akt zu betrachten. Dadurch wird die vorgefundene Vielfalt und das Chaos der menschlichen Verhaltensweisen in eine sinnreiche Ordnung verwandelt. Zugleich braucht man dann auch keinen denknotwendig "existierenden" Gott, sondern allein ein "ordnendes Prinzip", wo immer es sich vollzieht. - Ach ja, und Realität wird damit auch geschaffen, nämlich die Kultur.
Mit freundlichen Grüßen
Ekkard
(16-07-2012, 00:37)Ekkard schrieb: Zugleich braucht man dann auch keinen denknotwendig "existierenden" Gott, sondern allein ein "ordnendes Prinzip", wo immer es sich vollzieht.

Soweit ich mich erinnere, wurde hier um Forum schonmal
die Frage "Ordnung" vs "Chaos" diskutiert.

Ich finde, da lässt sich durchaus viel mit Gottesbildern assoziieren.

Aber "denknotwendig" ist es natürlich nicht.
Es ist nur ein Schritt über das "Denken" hinaus, nämlich in die Assoziationen bezüglich der erlebten Wirklichkeit.

Natürlich keine Assoziationen, die jeder Mensch haben müsste, aber es gibt sie, und sie sind durchaus bedeutsam.
(16-07-2012, 00:37)Ekkard schrieb: Es ist zumindest ein sehr reizvoller Ansatz, die Schöpfung als ontologischen Akt zu betrachten. Dadurch wird die vorgefundene Vielfalt und das Chaos der menschlichen Verhaltensweisen in eine sinnreiche Ordnung verwandelt.

Ich hielt mich bislang an die gegenteilige Annahme, dass die "Schöpfung" recht chaotisch sei und der vernunftbegabte Mensch versuche, ein wenig Ordnung reinzubringen ...
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
(16-07-2012, 00:24)Mustafa schrieb: Nein, ist es eigentlich nicht.
Allein der Begriff Schöpfung ist doch schon kultureller Art.

Die kulturelle Entwicklung schafft sehr wohl "Wirklichkeit".

Kultur ist nichts anderes als der Versuch des Menschen, mit dem Wissen um seine Sterblichkeit fertig zu werden.
Es gibt weder gut noch böse in der Natur, es gibt keine moralische Entgegensetzung, sondern es gibt eine ethische Differenz. (Gilles Deleuze)
(15-07-2012, 23:51)Harpya schrieb: Findet Gottes Wirken nur in der Erfassbarkeit unserer Sinne statt oder auch mikrobiologisch ?

das hängt vom zugrunde gelegten gotteskonstrukt ab und ist so pauschal formuliert also eine eher sinnbefreite frage
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)


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