hallo Randy :.)
die Abstimmungsfrage ging ja eher so, ob man sich erinnert, mal selbstlos gehandelt zu haben, und das bedeutet ja weder, es generell zu sein noch hat es mit dem Ich was zu tun.
Es gibt Sprachen ohne Personalpronomina, z.B.das Vietnamesisch vor 60 Jahren kam ohne das aus - da finden Psychiater auch weder Zwangsneurosen noch Schizophrenien unter den Leuten, was nicht bedeutet, dass die generell gluecklicher und stoerungsfrei sind.
Die Denkgewoehnung bei ihnen ist aber von Anfang an sozial-bestimmt. Der Einzelne kann nur von sich sprechen, in dem er aktuell sein Standes-oder Beziehungs-Verhaeltnis zu dem, mit dem er / sie spricht benennt.
Dabei hat man trotzdem noch sein Selbst, sogar notwendigerweise, weil man es staendig durchspielt, wer man gerade fuer den Anderen ist. Ob es zusammenhaengt, weiss ich nicht, aber denen fehlte auch eine Verbenform fuer Zukunft oder Vergangenheit sowie die Moeglichkeit eines Zweck-andenkenden Satzes (ich tue dies, um zu...) - in Europas Sprachen aufgewachsen kann man sich da kaum hineindenken, wieso es dennoch ein sehr differenziertes und hochkompliziert funktionierendes Staatswesen ist, Vietnam.
Als selbstloses Handeln definiere ich es, wenn man mal etwas tut, wovon man selbst nichts hat, aber haben koennte, also wo man sich uebergeht - und nicht so, dass man selbst "sich" los ist. Es kann einem Freude gemacht haben, jemanden, den man lieb hat, in den Genuss von etwas zu setzen, wodurch man selbst aber eben nun nichts mehr bekaeme.
Wenn ein Mensch wie neulich in den Rhein springt, um fremde Kinder vor dem ertrinken zu retten, riskierend, dass er mit ertrinkt -das ist auch selbstlos, sogar wenn der es schafft, weil er es immerhin riskierte, und vielleicht nicht sehr lange abgewogen hatte, weil es in so einem Fall ja draengt, es sofort zu versuchen.
- Dieser tapfere Mann ging mit dem zweiten Kind unter.
Selbstlosigkeit, die jemand anders mit der Goldwaage einklagen moechte, wuerde ein widernatuerlicher Anspruch sein. Es gaebe keinen Grund, unter Menschen, die einander gleich wert sind, wenn einer sich derartig einstufen wuerde, dass der andere sich fuer ihn "nichtet". Man ist allerseits unwissend und klein geboren und geht einmal nicht viel anders aus dem Leben. Das dazwischen berechtigt nicht zu so hohen Forderungen an die Freundlichkeit und Liebe anderer Menschen.
Nehmen wir also einen Fall von selbstlosigkeit, bei dem es dem Verzichter auf das Ding, das erabgibt, das in seinen Augen immerhin wertvoll ist, es zu haben, und er goennt es aber einem anderen, egal aus welchem Anlass, dann waere es nicht weniger selbstlos, wenn er es sich dabei auch komfortabel macht und sogenannte Nebengewinne einstreicht, sogar wenn es Lob und Belohnung waere, die er auch gern bekaeme und nun kriegt. Das ist dann naemlich ein zweiter Gegenstand.
mfG WiT :)