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Der römische Katholizismus - Dostojewski
#1
Hallo.
Wir sollten in Religion einen Text erarbeiten und dabei Argumente und Begründungen raussuchen und Gegenargumente dazu aufstellen. Der Text war von Dostojewski und bezog sich auf den Roman "Der Idiot". Folgendes habe ich schon rausgefunden:

Welche Vorwürfe erhebt Dostojewski?
1. Der römische Katholizismus sei ein unchristlicher Glaube
2. Er ist schlimmer als Atheismus
3. Er ist nichts weiter als die Fortsetzung des weströmischen Reichsgedankens  ihm ist alles unterzuordnen
4. Der Papst bemächtigt sich des irdischen Thrones, Lüge, Hinterlist, Betrug, Fanatismus, Aberglauben und Verbrechen spielt mit den Gefühlen des Volkes
5. Der römische Katholizismus tauscht alles gegen weltliche Macht ein
6. Er ist schuld an der Ausbreitung des Atheismus Fanatismus und Hass gegen die Kirche und das Christentum


Welche Begründung hat Dostojewski für seine Kritik? • 2. Atheismus predigt Negation, aber römischer Katholizismus verkündet entgegengesetzten Christus, predigt einen Antichrist
• 3. Kirche könne ohne staatliche Weltmacht nicht bestehen
• 6. Beginn des Atheismus im römischen Katholizismus, konnte sich nur aufgrund ihrer Lügen und ihrer geistigen Kraftlosigkeit ausbreiten

Meine Gegenargumente sind bis jetzt:

• 1+2. Die Theologie beschäftigt sich intensiv mit Quellen aus der Zeit Jesu. Er kann nicht „entgegengesetzt gepredigt“ werden.
• 3. Es gibt verschiedene Religionen in Staaten, die in Koexistenz leben.

Habt ihr noch Gegenargumente?
Lg arik :)
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#2
Ich nehme einmal an, dass ihr die folgende Textstelle vorliegen habt:

Zitat:"Pawlischtschew war ein heller Geist und ein Christ, ein wahrer Christ", sagte der Fürst plötzlich; "wie konnte er nur einen unchristlichen Glauben annehmen? Der Katholizismus ist geradezu ein unchristlicher Glaube!" fügte er mit blitzenden Augen hinzu, indem er vor sich hinschaute und alle Anwesenden gleichsam mit einem Blick zusammenfasste.

"Na, das ist denn doch zu viel gesagt", murmelte der Alte und blickte Iwan Fjodorowitsch erstaunt an.

"Wieso soll denn der Katholizismus ein unchristlicher Glaube sein?" fragte Iwan Petrowitsch, sich auf seinem Stuhl umwendend. "Und was für ein Glaube ist er denn?"

"Erstens ist er ein unchristlicher Glaube!" erwiderte der Fürst in großer Erregung und mit übermäßiger Schärfe. "Das ist das erste; und zweitens ist der römische Katholizismus sogar schlimmer als der Atheismus selbst; das ist meine Meinung! Ja, das ist meine Meinung! Der Atheismus predigt nur das Nichts; aber der Katholizismus geht weiter: er predigt einen entstellten Christus, einen durch Verleumdung und Beschimpfung karikierten Christus, das reine Gegenteil von Christus! Er predigt den Antichrist, das schwöre ich Ihnen, das versichere ich Ihnen! Das ist meine persönliche, langgehegte Überzeugung, die mir schon viel Pein bereitet hat ... Der römische Katholizismus glaubt, dass ohne eine universale Herrschgewalt die Kirche auf Erden nicht bestehen kann, und ruft: ›Non possumus!‹ Meiner Ansicht nach ist der römische Katholizismus überhaupt kein Glaube, sondern einfach eine Fortsetzung des weströmischen Kaisertums, und es ist bei ihm alles, vom Glauben angefangen, dieser Idee untergeordnet. Der Papst hat ein Land in Besitz genommen, einen irdischen Thron bestiegen und das Schwert ergriffen; seitdem geht alles in dieser Art weiter; nur haben sie zum Schwert noch die Lüge, die Intrige, den Betrug, den Fanatismus, den Aberglauben und das Verbrechen hinzugefügt; sie haben mit den heiligsten, aufrichtigsten, schlichtesten, wärmsten Empfindungen des Volkes gespielt; alles, alles haben sie für Geld, für gemeine weltliche Macht hingegeben. Und das wäre nicht die Lehre des Antichrists?!"

Die Hauptfigur des Romans, Fürst Myškin, heißt in den Entwürfen zum Roman "Fürst Christus". Christus ist es also, der aus dem Fürsten spricht und die Vorwürfe gegen römische Kirche und Papst erhebt.

Sie predigen einen entstellten Christus, sagt der Fürst!

Womit er Recht hat. Schon Paulus und die Evangelisten haben die Lehren Jesu verändert.

Entstellt hat man die Lehre Jesu als sie zur Befestigung der Macht von Kaiser und Papst missbraucht wurde. So ist es naheliegend, dass Jesus, der aus dem Fürsten spricht, die Päpste als seine Stellvertreter nicht anerkennt, der Papst für ihn (wie ehemals für Luther auch) der Antichrist ist.

Auch damit, dass der römische Katholizismus das römische Kaisertum fortführt, liegt der Fürst richtig.

Mit der Konstantinischen Schenkung (eine Fälschung, wie man heute weiß), hat sich der Papst das "Imperium für den Westen" übertragen lassen.

Die große Anklage gegen die römische Kirche allerdings erhebt Dostoevskij in "Die Brüder Karamazov", und zwar in der Erzählung über den Groß-Inquisitor.

Jesus, der sich in das von der Inquisition heimgesuchte Spanien begibt, wir sofort erkannt und auf Befehl des Groß-Inquisitors eingekerkert!

Der Groß-Inquisitor (der für die römische Kirche steht) klagt Jesus an, er habe die Gaben des Versuchers ausgeschlagen und anstatt Macht die Freiheit gewählt. Damit habe er Unglück über die Menschen gebracht. Mit Hilfe des Antichristen, zu dem sich der Groß-Inquisitor bekennt, soll den entwürdigten Menschen das Paradies auf Erden errichtet werden. Nur der Tod habe im Jenseits Platz.

Natürlich hat Dostoevskij überzeichnet. Aber was die historische katholische Kirche betrifft, hat er Recht, meine ich.

Gute Gegenargumente habe ich leider nicht anzubieten.

Hier noch eine passende Ergänzung aus "Die Dämonen":

Zitat:Heute ist das Volk klüger geworden. Aber Sie gingen noch weiter: Sie glaubten, daß der römische Katholizismus kein Christentum mehr sei; Sie behaupteten, Rom habe einen Christus verkündet, der der dritten Versuchung des Teufels erlegen sei, und wenn der Katholizismus der ganzen Welt gepredigt habe, dass Christus ohne ein weltliches Reich auf Erden nicht bestehen könne, so habe er eben damit den Antichrist gepredigt und dadurch die ganze westliche Welt verdorben.
[…]
Rom vergötterte das Volk im Staate und vermachte den Völkern den Staat. Frankreich ist im Laufe seiner ganzen langen Geschichte lediglich eine Inkarnation und Entwicklung der Idee des römischen Gottes gewesen, und wenn es schließlich seinen römischen Gott in den Abgrund geworfen und sich dem Atheismus ergeben hat, der bei ihnen vorläufig Sozialismus heißt, so ist das einzig und allein deswegen geschehen, weil der Atheismus immerhin gesünder ist als der römische Katholizismus.

Zu Deinen Gegenargumenten:

arik schrieb:• 1+2. Die Theologie beschäftigt sich intensiv mit Quellen aus der Zeit Jesu. Er kann nicht „entgegengesetzt gepredigt“ werden.

Die akademische Theologie, die sich mit den Quellen beschäftigt und diese kritisch hinterfragt, wird von Rom mit viel Misstrauen beobachtet.

arik schrieb:• 3. Es gibt verschiedene Religionen in Staaten, die in Koexistenz leben.

Gerade diesen Umstand kann, meine ich, die katholische Kirche nicht als Verdienst verbuchen. Wo Religionsfreiheit herrscht, hat sich die Aufklärung durchgesetzt.

Viel ist es nicht. Vielleicht hilft es Dir dennoch einen kleinen Schritt weiter.
MfG B.
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