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Gibt es Altersweisheit?
#16
Unrecht habe ich nicht, höchstens andere Erfahrungen.
Ein älterer Mensch muss ganz und garnicht mehr Erfahrungen haben als ein junger Mensch, so wie es auch anders herum nicht zwangsweise der Fall sein muss. Es zählt nicht, was ein Mensch erlebt hat, sondern was er daraus macht, allerdings muss er etwas erlebt haben (im Weitesten Sinne) um überhaupt Erfahrungen machen zu können. Aber ich bleibe dabei: Ein Mensch kann 60 Jahre lang seine Arbeit tun, einmal im Jahr in Urlaub nach Malle fliegen, Kinder bekommen haben und in Rente gehen, ohne wirklich erwähnenswerte Erfahrungen in irgendeine Richtung gemacht zu haben. Er kann so gelebt haben ohne sich mit seinem Glauben auseinander gesetzt zu haben, ohne seine eigenen Grenzen ausgetestet zu haben, ohne andere Menschen wirklich tief kennen gelernt zu haben, ohne irgendeinen Schimmer von innerer Weisheit, Erleuchtung und ohne wirklich heraus gefunden zu haben, wo der Sinn seiner Existenz gelegen haben kann.
Sicher ist auch das wieder Ansichtssache, aber ein solcher Mensch (und davon gibt es viele) hat für mich nicht das Recht mir zu sagen, er habe aus Prinzip des höheren Alters irgendeinen Vorteil mir gegenüber.

Ich bin in diesem Punkt so resolut, weil ich Jahre mit jemandem verbracht habe, der aufgrund seines Alters mit seiner vermeintlichen Lebenserfahrung hausieren gegangen ist und bis Heute noch meint, er hätte mir hier und da etwas voraus, doch in realiter ist auch er nur ein armer alter Mann, der sein Leben zum größten Teil in seinen vier Wänden fristet und weder erwähnenswerte Interessen, Hobbys, Kenntnisse oder Besonderheiten an sich hätte, die in irgendeiner Form Erwähnung finden müßten.

Man MUSS also mit Nichten aufgrund der vielen Lebensjahre irgendeine Erfahrung gemacht haben, außer du zählst älltägliche Dinge wie Einkaufen, im Urlaub am Strand liegen und Romane lesen zur Lebenserfahrung.

Passenderweise ein Extrembeispiel: Willst du einer 13 Jährigen, die aufgrund einer Krebserkrankung schon mehrere Chemotherapien hinter sich hat, die schon mehrmals dem Tod näher war als dem Leben und ie aufgrund dessen jede Sekunde des Lebens in sich aufsaugt und tausend Mal intensiver wahrnimmt, die sich mit ihrem und dem Leben anderer viel bewußter auseinander setzt ect pp wirklich sagen, sie wisse vom Leben aufgrund ihres Alters nichts und müsse sich von dir was über das Leben uns Co beibringen lassen, nur weil du 20 Jahre älter bist und nur aufgrund dessen ja so viel mehr weißt als sie?
Das wäre höchst lächerlich und das denke ich, obwohl ich deine Erfahrungen nicht mal kenne.

Oder um es kürzer zu sagen: Ich kann es absolut nicht ausstehen, wenn sich jemand die Weisheit selbst zuschreibt, nur weil er älter ist, ganz unabhängig von seinem Leben, seiner Intelligenz und seine Möglichkeiten, einfach weil er ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hat als ich. Das ist für mich, die da leider aus persönlichen Erfahrungen spricht, mehr als lächerlich. (Ist aber nicht persönlich gemeint, das Thema reizt mich einfach nur aus diesem Grund)
Gruß
Motte

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#17
Motte schrieb:Die Zahlen sind beliebig austauschbar. Ich habe mir 60 und 20 nur die Angaben weiter oben fort geführt. Aus meiner Sicht kann eine 10 Jährige mehr Weisheit besitzen als ein 80 Jähriger und diese auch unter Umständen besser und effektiver einsetzen.
Natürlich ist das Umfeld wichtig, denn nur die Erfahrungen die du machst und die eben auch mit deiner Umwelt prägen dich, entwickeln deinen Charakter usw. Wenn jemand mit 40 die letzten 20 Jahre hauptsächlich arbeitslos war und in seiner Wohnung verbracht hat ist da nichts an Lebenserfahrung, weil das im Grunde kein leben, sondern ein Vegetieren war.
Mal abgesehen davon, daß Du mit Extremen zu argumentieren versuchst. Auch eine Chemotheraphie macht das Leben alleine nicht aus. Stell der 10-jährigen mit dieser Krankheit eine 50-jährige mit gleicher Krankheit "gegenüber". Wer auf Grund von Lebenserfahrung hier eher helfen kann (von extremen Besonderheiten abgesehen) lasse ich mal so da stehen.

Zu Deinem Arbeitslosenbeispiel: Wieso kannst Du behaupten, daß der von Dir geschilderte Mensch (die von Dir dargestellten Rahmenbedingungen sind m. E. lebensfremd) keine Lebenserfahrung haben soll? - Selbst wenn das so erlebte wirtschaftliche Leben ihn zu einem völlig verbissenen Menschen gemacht hat, liegt hier Lebenserfahrung vor, die vielleicht in dem Zusammenhang nicht nach außen in der Form sichtbar werden, daß sie von der Umwelt positiv aufgenommen werden können. Aber er hat Lebenserfahrung, und zwar u. U. eine sehr harte! Auch Verzweiflung und Resignation haben ihre Basis - und die baut auf (Lebens)Erfahrung.

Gruß
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#18
Ich denke auch dass Alwin hier recht hat.

Schmettermotte, kann es sein dass du Erfahrung und Weisheit bzw. dass was man aus der Erfahrung macht zu sehr gleichsetzt?
Du hast von Sinn seiner Existenz gesprochen und von innerer Weisheit.
Ich denke um diese Dinge zu beantworten/erlangen bedarf es auch Erfahrung, ganz klar. Wichtiger ist doch aber, wie jemand über seine Erfahrungen nachdenkt, was für Schlüsse er daraus zieht. Sozusagen das Auseinandersetzen mit der eigenen Erfahrung.
Und hierbei unterscheiden sich die Menschen gewaltig.
Erfahrung an sich aber hat, meiner Meinung nach, jeder Mensch zur Genüge. Wie Alwin treffend sagt, können die auch negativ, traurig und bitter sein.
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#19
(16-07-2010, 23:30)Schmettermotte schrieb: Unrecht habe ich nicht, höchstens andere Erfahrungen.
Ein älterer Mensch muss ganz und garnicht mehr Erfahrungen haben als ein junger Mensch, so wie es auch anders herum nicht zwangsweise der Fall sein muss. Es zählt nicht, was ein Mensch erlebt hat, sondern was er daraus macht, allerdings muss er etwas erlebt haben (im Weitesten Sinne) um überhaupt Erfahrungen machen zu können. Aber ich bleibe dabei: Ein Mensch kann 60 Jahre lang seine Arbeit tun, einmal im Jahr in Urlaub nach Malle fliegen, Kinder bekommen haben und in Rente gehen, ohne wirklich erwähnenswerte Erfahrungen in irgendeine Richtung gemacht zu haben. Er kann so gelebt haben ohne sich mit seinem Glauben auseinander gesetzt zu haben, ohne seine eigenen Grenzen ausgetestet zu haben, ohne andere Menschen wirklich tief kennen gelernt zu haben, ohne irgendeinen Schimmer von innerer Weisheit, Erleuchtung und ohne wirklich heraus gefunden zu haben, wo der Sinn seiner Existenz gelegen haben kann.
Sicher ist auch das wieder Ansichtssache, aber ein solcher Mensch (und davon gibt es viele) hat für mich nicht das Recht mir zu sagen, er habe aus Prinzip des höheren Alters irgendeinen Vorteil mir gegenüber.

Ich bin in diesem Punkt so resolut, weil ich Jahre mit jemandem verbracht habe, der aufgrund seines Alters mit seiner vermeintlichen Lebenserfahrung hausieren gegangen ist und bis Heute noch meint, er hätte mir hier und da etwas voraus, doch in realiter ist auch er nur ein armer alter Mann, der sein Leben zum größten Teil in seinen vier Wänden fristet und weder erwähnenswerte Interessen, Hobbys, Kenntnisse oder Besonderheiten an sich hätte, die in irgendeiner Form Erwähnung finden müßten.

Man MUSS also mit Nichten aufgrund der vielen Lebensjahre irgendeine Erfahrung gemacht haben, außer du zählst älltägliche Dinge wie Einkaufen, im Urlaub am Strand liegen und Romane lesen zur Lebenserfahrung.

Passenderweise ein Extrembeispiel: Willst du einer 13 Jährigen, die aufgrund einer Krebserkrankung schon mehrere Chemotherapien hinter sich hat, die schon mehrmals dem Tod näher war als dem Leben und ie aufgrund dessen jede Sekunde des Lebens in sich aufsaugt und tausend Mal intensiver wahrnimmt, die sich mit ihrem und dem Leben anderer viel bewußter auseinander setzt ect pp wirklich sagen, sie wisse vom Leben aufgrund ihres Alters nichts und müsse sich von dir was über das Leben uns Co beibringen lassen, nur weil du 20 Jahre älter bist und nur aufgrund dessen ja so viel mehr weißt als sie?
Das wäre höchst lächerlich und das denke ich, obwohl ich deine Erfahrungen nicht mal kenne.

Oder um es kürzer zu sagen: Ich kann es absolut nicht ausstehen, wenn sich jemand die Weisheit selbst zuschreibt, nur weil er älter ist, ganz unabhängig von seinem Leben, seiner Intelligenz und seine Möglichkeiten, einfach weil er ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hat als ich. Das ist für mich, die da leider aus persönlichen Erfahrungen spricht, mehr als lächerlich. (Ist aber nicht persönlich gemeint, das Thema reizt mich einfach nur aus diesem Grund)

Liebe Motte,

ich wundere mich, dass Du in Bezug auf meine Texte in diesem Thread immer von "Lebensweisheit" schreibst. Ich spreche AUSSCHLIESSLICH von dem empirischen (!!!) Fakt der "Erfahrung", ich habe das sogar definiert. Und Du und andere antworten hier auf etwas, das mich in diesem Zusammenhang gar nicht interessiert (darum finde ich den Threadtitel auch irreführend, zumindest hat er mit MEINEN Aussagen in dem "Altern-Thread", von dem er abgeteilt wurde, nichts zu tun).

Aber da "Altersweisheit" oder "Lebensweisheit" oder "Weisheit" nicht mein Thema war und ist (da können in der Tat schon Kinder sehr weise sein! Ich habe mal in einem Kindergarten mit Kindern philosophiert, und das hat mir sehr sehr viel "gebracht"), ziehe ich mich nun doch aus diesem Thread zurück.

Lieben Gruss

DE
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#20
(16-07-2010, 21:51)alwin schrieb: Wieso sollte das Umfeld das Entscheidende sein?
Zum Umfeld sei noch die genetische Veranlagung hinzugefügt.
Weisheit definiert sich für mich als eine Kombination aus ausgeprägtem logischen Denken und ethischer Reife. Für mich ist nicht ersichtlich, warum man 60 Jahre benötigt, um zur besagten Reife zu gelangen. Wir leben nicht mehr im Mittelalter - die Information ist frei verfügbar (das meine ich ungefähr mit Umfeld).

(16-07-2010, 21:51)alwin schrieb: Warum sollten die 20iger die produktivsten sein?
Bei Mathematikern ist das beispielsweise so (die 20er und 30er). Gut, das hat tatsächlich viel mit Kreativität und ungezwungener Blickweise zu tun, die man noch in jungen Jahren haben möge. Hat nicht unbedingt was mit Weisheit zu tun. Geschenkt.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#21
Möchte noch eine klare Unterscheidung zum Thema beisteuern.

Es gibt zwei Arten zu Lernen:
#1: Learning by doing.
Dazu ein Zitat Ekkards:
(16-07-2010, 20:41)Ekkard schrieb: Zur Altersweisheit:
Vorausgesetzt, man ist geistig rege und wurde vor Demenz bewahrt, dann schöpft man aus einem wahrlich unglaublichen Erfahrungsschatz. Dieser wird jedesmal aktiviert, wenn bestimmte Situationen eintreten oder gewisse Themen angeschnitten werden. Darin besteht eine gewisse unbewusste oder latente Präsenz, die hilft, Situation oder Thema zu bewältigen.

#2: Sich belesen. Das Rad nicht jedesmal neu erfinden, sondern auf bewährtes Wissen zurückgreifen. Nach der Ideallösung vorzugehen, schärft gleichzeitig die Analysefähigkeit.

Nummer eins der Weisheit dauert möglicherweise ein Leben lang. Nummer zwei geht schneller und kann bei ausgiebiger Hinterfragung der Thesen zum selben oder gar besseren Ergebnis führen, da unverfälschter und weniger subjektiv.
"What can be asserted without proof can be dismissed without proof." [Christopher Hitchens]
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#22
Ich habe die Extrembeispiele nur gebracht um zu zeigen was ich meine, schrieb aber auch, dass es die aus meiner Sicht nichtmal bedarf.
Bin aber nun im Wochenende und äußere mich frühenstens Montag wieder dazu :)
Schönes We euch!
Gruß
Motte

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#23
Ich glaube, hier wird eine Menge durcheinander geworfen. Lebenserfahrung ist nun mal die Erfahrung auf Grund des erlebten Lebens. Wie will man einen Menschen mit 60 Jahren Lebenserfahrung mit einem 20 jährigen vergleichen?

Das hat auch nichts mit den weiterführenden Gedanken aus einer Lebenserfahrung zu tun, die dann durchaus zur Lebensweisheit werden können. Und dazu braucht der Mensch auch nicht unbedingt die Mathematik. Oder können erfahrene Gefühle via Mathematik definiert werden? Vielleicht habe ich da ja ein paar Seminare verpaßt...

Gruß
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#24
Ich glaube hier ist einmal generell zu katalogisieren. Altersweisheit ist nich tumbedingt gleich Lebenserfahrung,.. Lebenserfahrung ist nicht unbedingt vom Alter abhängig, sondern auch beeinflußt von der Summe der erfahrungen eines Lebens, welche naturgemäß subjektiv voneinander abweichen,..Altersweisheit kann auf der Lebenserfahrung basiert sein, muß dies aber nicht, sondern kann sich auch auf spätakademischen Studien gründen,... so gesehen ist diese diskussion ein Reden um des Redens willen ;)
Aut viam inveniam aut faciam
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#25
(17-07-2010, 21:43)d.n. schrieb: so gesehen ist diese diskussion ein Reden um des Redens willen ;)

:icon_cheesygrin:
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#26
(16-07-2010, 18:19)humanist schrieb: Glaubst du, dass im Alter irgendwelche Einsichten kommen, die ein junger Mensch nicht hat?

eindeutig

wär ja auch traurig, wenn man in ein paar jahrzehnten leben immer auf der stelle getreten und sich nicht entwickelt hätte

selbstverständlich mag es menschen geben, die noch mit 60 auf dem status ihres bewußtseins mit 20 hängen geblieben sind. in aller regel aber ist das wohl nicht so

einschub: gerade, wenn wir solche themen behandeln, kann es nie um aussagen gehen, die zwangsläufig auf alle - jedes einzelne individuum - zutreffen. auch wenn das eigentlich selbstverständlich sein sollte, halte ich es für angebracht, noch mal darauf hinzuweisen

inwieweit diese geänderten einsichten mit "weisheit" zu tun haben sollen, ist eine andere frage. ich halte nicht mehr alles für machbar, so wie mit 20, ich glaube nicht mehr so an die macht der vernunft wie mit 20, ich bin eher bereit als mit 20, auch anderes gelten zu lassen als das, was ich selbst als richtig ansehe

bin ich aber deshalb schon "weise"?

natürlich nicht. meine alterseinsicht erfüllt genauso eine wichtige gesellschaftliche funktion wie das apodiktische ungestüm der jugend - die einen stoßen neues an, die anderen moderieren die daraus sich ergebenden entwicklungen

und natürlich habe ich nicht schon deshalb immer recht, nur weil ich über ein mehr an lebenserfahrung verfüge (daß zunehmendes lebensalter in aller regel auch mit zunehmender zahl von erfahrungen einhergeht, wird wohl niemand ernsthaft bestreiten)




"Weisheit als eine Kombination aus ausgeprägtem logischen Denken und ethischer Reife" zu definieren, finde ich befremdlich

in meinen augen besteht weisheit vor allem in der einsicht in das mögliche, ohne deshalb darauf zu verzichten, das unmögliche anzustreben

die jugend will meist das "unmögliche" - und zwar alles, das dafür aber sofort

das alter verweist gerne darauf, was alles warum nicht möglich sei (wie man ja aus erfahrung wisse)

die weisheit besteht für mich darin, um die sinnvolle funktion jugendlichen ungestüms als motor gesellschaftlicher entwicklung, ja gesellschaftlichen fortschritts, zu wissen und diese anzuerkennen, dabei jedoch die praktische erwartungshaltung sinnvoll zu dämpfen und vor allem auch ausgleichend zu wirken hinsichtlich der dadurch betroffenen interessen
einen gott, den es gibt, gibt es nicht (bonhoeffer)
einen gott, den es nicht gibt, braucht es nicht (petronius)
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