Dürfen Buddhisten Fleisch essen? - Druckversion +- Religionsforum (Forum Religion) (https://religionsforum.de) +-- Forum: Religionen (https://religionsforum.de/forumdisplay.php?fid=26) +--- Forum: fernöstliche Religionen (https://religionsforum.de/forumdisplay.php?fid=9) +---- Forum: Buddhismus (https://religionsforum.de/forumdisplay.php?fid=7) +---- Thema: Dürfen Buddhisten Fleisch essen? (/showthread.php?tid=994) |
Dürfen Buddhisten Fleisch essen? - viator - 16-01-2005 Ein Buddhist sollte andere Lebewesen nicht schädigen, schon gar nicht töten. Daher sollte ein Buddhist eigentlich auch kein Tier töten um es zu verspeisen. Es ist aber in den wenigsten Fällen noch so, dass der Esser das Tier, das er verspeist, selber getötet hat. Ich weiß von Buddha, dass er seinen Mönchen zwar erlaubte, Fleisch beim Betteln anzunehmen, aber zurückzuweisen, wenn ersichtlich ist, dass das Tier für die Mönche getötet wurde. Wie sehen die Buddhisten unter uns dieses Problem? Sollte ein Buddhist Vegetarier sein? () Nagarjuna Re: Dürfen Buddhisten Fleisch essen? - qilin - 16-01-2005 Hallo Nagarjuna, ich bin in dieser Beziehung (wie auch in anderen :wink:) nicht sehr orthodox. Diese Vorschrift galt damals für eine relativ kleine Mönchsgemeinschaft in einer ausgedehnten Gesellschaft, und war weniger eine Erlaubnis als eine Verpflichtung - die Mönche mussten essen, was ihnen vorgesetzt wurde, und durften sich auch die Spender nicht aussuchen. Es gibt da eine wenig appetitliche Geschichte, die das gut illustriert: Ein Mönch erbettelte seine Nahrung, und in einem Haus füllte ein Aussätziger seine Schale - dabei fiel dem ein Finger mit hinein... Im - ungefähr zur gleichen Zeit entstandenen - Jainismus wurde das Nicht-Schädigen noch extremer betont. Dort gilt der freiwillige Hungertod, um mit Sicherheit wirklich kein Lebenwesen zu schädigen, als verdienstvolles Handeln eines Heiligen... () qilin - viator - 16-01-2005 qilin schrieb:Es gibt da eine wenig appetitliche Geschichte, die das gut illustriert: ...den er natürlich gegessen hat. Wie unappetitlich! Da sieht man wieder, wozu religiöser Wahn, den es offenbar in allen Religionen gibt, führen kann. () Nagarjuna - Pichou - 17-01-2005 Ich denke, dass auch hier gilt: - alles in Maßen. Wer nur ißt zum satt werden, kann doch keinen Fehler machen. Sehen wir uns doch die Tierwelt an. Sie essen auch Fleisch, sie essen sich auch teilweise gegenseitig auf um satt zu werden. Hätte es einen Gott gegeben der es untersagt Fleisch zu essen, weil eben Lebewesen undundund, dann hätte er die Tiere so geschaffen, dass sie alle vegetarier sind. Ich, persönlich, habe mich noch nie als etwas anderes als ein Teil der geschaffenen Natur angesehen und daher benehme ich mich auch irgendwie wie ein Tier... :D Das hört sich ja wieder an :cheesy: - qilin - 17-01-2005 Wenn Tao verlorengeht, entsteht dann Tugend. Wenn Tugend verlorengeht, entsteht dann Gerechtigkeit. Wenn Recht verlorengeht, entsteht dann Sittsamkeit... :cheesy: [Lao-tse] - Gast - 17-01-2005 Und DAS lieber qilin erklärst du bitte mal einer Französin... ehrlich, ich verstehe nicht ganz was du meinst... :oops: - qilin - 17-01-2005 Hallo Französin! :wink: Was ich meinte war ungefähr: die meisten Religionen (und je organisierter desto mehr) versuchen, möglichst alle sich möglicherweise ergebenden Probleme des Lebens schon prophylaktisch in ein möglichst enges Korsett zu schnüren, damit gleich von Anfang an gesagt werden kann: "Das ist verboten, Jenes ist erlaubt, und Dieses wieder nur unter genau jenen Umständen..." - zweifellos einfach zu verstehen und anzuwenden, aber grundsätzlich nie 100% stimmig - das Leben ist einfach nicht so... :mrgreen: () qilin - Jazzter - 17-01-2005 Mal zurueck zum Thema.. Ich denke es ist kein muss Vegetarier zu sein, denn schliesslich handelt es sich nicht um direkte Gewaltanwendung. Natuerlich kann man der Meinung sein, dass man prophylaktisch kein Fleisch isst, um auf KEINEN Fall irgendwie an der vorangegangenen Toetung des Tieres zu partizipieren. Aber es ging dem Buddha meines erachtens mehr um die Bezugslosigkeit zur Nahrung, nicht um deren Inhalt. Also nicht WAS ich esse, sondern WIE. Habe ich respekt davor? Beschaeftigt mich die Frage nach dem "Was esse ich als naechstes" mehr als die Frage "wie kann ich Leid verringern" usw. In der theravada Schule wird eindeutig das Fleisch essen nicht als eine Art "naja, wir essens halt, weil's nicht verboten ist" sondern als eine kathegorische Ablehnung jeglicher emotionalen Auseinandersetzung mit eben diesem Sachverhalt. Das die Spender des Essens, die ja dann oft auch Buddhisten sind, darauf achten eben nichts verdorbenes wie einen Finger :wink: reinzuwerfen in die Schale, liegt an dem Wunsch an Vermehrung positiven Karmas. einen Moench zu vergiften ist nich grad 'gutes' Karma, :? Vegetarismus ist eine Option, kein Muss. Danke, Jazzter - Gast - 18-01-2005 Nagarjuna schrieb:qilin schrieb:Es gibt da eine wenig appetitliche Geschichte, die das gut illustriert: Wer sagt denn, daß der Große Kassapa den Finger mitgegessen hat. Die Überlieferung gibt es nicht her. Zumindest heute ist es Theravadabhikkhus verboten Menschenfleisch als auch das Fleisch verschiedener Tiere zu essen. Florian - viator - 19-01-2005 Florian schrieb:Wer sagt denn, daß der Große Kassapa den Finger mitgegessen hat. Die Überlieferung gibt es nicht her. Zumindest heute ist es Theravadabhikkhus verboten Menschenfleisch als auch das Fleisch verschiedener Tiere zu essen. Ich kenne die Geschichte so, dass Kassapa (oder gibt es noch eine andere derartige Geschichte?) den Finger ohne Zögern verspeist haben soll. Allerdings weiß ich jetzt nicht mehr, wo ich das gelesen habe - kann durchaus sein, dass die Quelle in diesem Punkt nicht seriös war. () Nagarjuna - Alter ego - 19-01-2005 Pichou schrieb:Sehen wir uns doch die Tierwelt an. Sie essen auch Fleisch, sie essen sich auch teilweise gegenseitig auf um satt zu werden. Auf der einen Seite wollt ihr die KRone der Schöpfung sein und auf der anderen Seite rechtfertigt ihr euren Fleischkonsum mit der Natur. Eine lächerliche Argumentation. - viator - 19-01-2005 Alter ego schrieb:Auf der einen Seite wollt ihr die KRone der Schöpfung sein und auf der anderen Seite rechtfertigt ihr euren Fleischkonsum mit der Natur. Wer bezeichnet sich hier im Buddhismus-Forum als Krone der Schöpfung? Außerdem: Von wessen Schöpfung redest Du überhaupt? Weißt Du nicht einmal, dass wir an keinen Schöpfer glauben? Eine lächerliche Argumentation. () Nagarjuna - Pichou - 19-01-2005 Nagarjuna, ich kenne alter Ego schon lange und er ist eigentlich nichts anderes als ein ganz großherziger Mensch. Ich weiss wie er es gemeint hat. Ich weiss wie sehr er darunter leidet WIE und WO man Tiere zum Verzehr hält, wie sie massenweise abgeschlachtet werden um regelrecht GEFRESSEN zu werden, nicht nur aus Hunger heraus sondern aus Gier. Alter Ego, wenn du immer gelesen hast was ich geschrieben habe, dann müsstest du auch gesehen haben, dass ich mich ganz bestimmt nicht als Krönung der Schöpfung sehe, sondern, wie ich in meinem Beitrag vorher geschrieben habe, als ein Teil der Natur sehe und mich auch entsprechend verhalte. Ich esse Fleisch, aber in Maßen, gerade so viel wie ich brauche um alles zu haben was mein Körper braucht. Ich achte darauf woher das Fleisch kommt, wie die Tiere gehalten wurden und sogar wie sie getötet wurden. Für mich persönlich und für meine Familie braucht es keine Massenhaltung geben, glaube mir. - Alter ego - 19-01-2005 Pichou schrieb:Alter Ego, wenn du immer gelesen hast was ich geschrieben habe, dann müsstest du auch gesehen haben, dass ich mich ganz bestimmt nicht als Krönung der Schöpfung sehe, sondern, wie ich in meinem Beitrag vorher geschrieben habe, als ein Teil der Natur sehe und mich auch entsprechend verhalte. Ja Pichou, ich weiß dass du dich nicht als Krone der Schöpfung siehst, aber ich dachte dennoch dass du kein Fleisch verzehrst. Deswegen war ich sehr entäuscht, als ich deinen Beitrag las. Du solltest doch wissen, dass du nun wirklich kein Fleisch zum Überleben brauchst. Zitat:Ich achte darauf woher das Fleisch kommt, wie die Tiere gehalten wurden und sogar wie sie getötet wurden. Der österreichische Tierechtsphilosophen Helmut KAplan, sagte in einer ZDF Sendung: Zitat:Was auf den ersten Blick als humane Form der Tierhaltung und Fleischproduktion daherkommt, erscheint ihm bei näherer Betrachtung als geradezu perfekte Erziehung zur Unehrlichkeit und Hinterhältigkeit dem Tier gegenüber. Wir verhielten uns so Kaplan weiter wie jemand, der seine Kinder in aller Liebe aufzieht, dafür Sorge trägt, dass es ihnen an nichts fehlt und sie eine sorgenfreie, glückliche Kindheit haben um sie dann bei einem bestimmten Gewicht umzubringen. PS. Ich bin ganz bestimmt nicht großherzig, Pichou. Das wäre nun wirklich zu viel der Ehre. - viator - 20-01-2005 Helmut Kaplan schrieb:Was auf den ersten Blick als humane Form der Tierhaltung und Fleischproduktion daherkommt, erscheint ihm bei näherer Betrachtung als geradezu perfekte Erziehung zur Unehrlichkeit und Hinterhältigkeit dem Tier gegenüber. Wir verhielten uns so Kaplan weiter wie jemand, der seine Kinder in aller Liebe aufzieht, dafür Sorge trägt, dass es ihnen an nichts fehlt und sie eine sorgenfreie, glückliche Kindheit haben um sie dann bei einem bestimmten Gewicht umzubringen. Also dann doch lieber Massentierhaltung! Die ist den Tieren gegenüber wenigstens ehrlich. Sorry, konnte nicht anders. () Nagarjuna |