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finnen stimmen mit den füßen ab - petronius - 31-10-2010

Auf der Webseite eroakirkosta.fi kann man mit einem Onlineformular seine Mitgliedschaft in der evangelisch-lutherischen Kirche Finnland aufkündigen. Was dort in den letzten zehn Tagen über 34.000 Finnen gemacht haben. Oder fast so viel wie sonst in einem Jahr.

Anlass der Austrittswelle ist die Talkshow "Ajankohtainen Kakkonen" des öffentlich-rechtlichen finnischen Fernsehens YLE. Da bezeichneten der Bischof von Tampere, Matti Repo, und die Vorsitzende der Christdemokraten, Päivi Räsänen, Homosexualität als Sünde. Und sprachen sich gegen gleichgeschlechtliche Ehe und gegen ein Adoptionsrecht homosexueller Paare aus, denn diese seien "schlechtere Eltern".

Schon während der Sendung schnellte die Kurve der Austrittsmeldungen auf eroakirkosta.fi nach oben. Mit über 5.700 Austritten am vorletzten Sonntag als Tagesrekord - bei einem normalen Tagesschnitt von 140


://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/flucht-der-liberalen/

wäre doch nachahmenswert - hoffen wir, daß es auch was (an einsicht) bringt


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - Der-Einsiedler - 01-11-2010

Hallo, Petronius,

auch wenn ich diese Nachricht sehr interessant finde, so irritiert mich etwas ganz anderes: nämlich, dass Menschen anscheinend immer schneller und spontaner bereit sind "mit dem Bauch" (und nicht mit den Füssen!) abstimmen Icon_wink

Wegen einer Talkshow und der dort vertretenen Meinungen massenhaft aus der Kirche auszutreten, zeugt für mich leider NICHT von einem konfessionskritischen Bewusstsein, sondern von immer grösser werdender Irrationalität: Was dem Gefühl widerspricht, muss sofort weg... Verstehst Du, was ich sagen will (es ist noch zu früh, mein Koffeinniveau, das ich morgens brauche, ist noch zu niedrig, um klarer zu formulieren... Icon_wink).

Ich habe mich bei meinem Austritt damals gründlichst informiert und nachgedacht, viele Themen und Einstellungen einer Kritik unterzogen und bin dann zu der Überzeugung gekommen, dass die Mehrheit der Einstellungen und Meinungen der katholischen Kirche damals gegen meine weitere Mitgliedschaft sprachen. Aber wegen EINES "Skandalons" sofort die Kirche zu verlassen, finde ich...., nun sagen wir, irritierend. Für mich zeugt das nicht von wirklicher Kirchenkritik (wobei man sicherlich auch sagen kann, dass das für einige (?) auch nur der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte).

Schönen Gruss

DE


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - Polski - 01-11-2010

Die Bibel hat eigentlich ein ganz klares Statement dazu. Homosexualität ist eine Sünde, die damals sogar mit dem Tode bestraft wurde. So steht es im Alten Testamnet. Und da die Bibel auch für heutige Christen Gültigkeit besitzt, hat der Bischof im Sinne der Bibel nichts Falsches erzählt. Das ändert sich vom Prinzip her auch nicht, wenn alle Christen aus der Kirche austreten.

Die Frage ist doch, ist Homosexualität vor Gott eine Sünde oder nicht. Und wenn man die Bibel als Wort Gottes nimmt, dann muß man hier ganz klar sagen : "ja, ist es". Auch wenn das eben vielen nicht gefällt.

Die andere Frage ist eben die, ob man nicht aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit - und insbesondere auch der Zeit des Nationalsozialismus mit all seinen furchtbaren Auswüchsen wie Ermorden von Homosexuellen, Geisteskranken etc - zu einem sensiblen Vorgehen mit diesem Thema verpflichtet ist. Wir wissen heute viel mehr über Krankenheiten, über die Evolution und über Launen der Natur. Niemand kann ja was für seine sexuellen Neigungen, wobei die Frage ist, wie weit man den Kreis der Toleranz da bereit ist zu ziehen. Im Grunde genommen kann nämlich auch nicht der Kinderschänder etwas für seine Neigung, nur darf er die - zurecht - nicht ausleben, zumindest nicht in unserer Gesellschaftsform. Es mag Kulturen geben, wo es normal ist, mit 9 jährigen Sex zu haben.

Die Frage, was vor Gott Sünde ist und was wir Menschen als Sünde oder als schlimm empfinden, sind 2 verschiedene Paar Schuhe. Ich persönlich sehe es so, das jeder machen soll, was er will. Wenn also 2 Menschen Spaß an homosexuellen Handlungen haben, sollen sie das ausleben, genauso wie andere Menschen andere Sexpratiken ausleben. Da soll es ja eine ganze Menge geben....hahaha

Keinesfalls darf es dazu führen, das Menschen deswegen benachteiligt, eingesperrt oder gar getötet werden. Und das ist leider in der Vergangenheit in Deutschland geschehen und geschieht sicherlich heute auch noch in einigen Ländern.


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - Der-Einsiedler - 01-11-2010

(01-11-2010, 09:02)Polski schrieb: Wenn also 2 Menschen Spaß an homosexuellen Handlungen haben, sollen sie das ausleben, genauso wie andere Menschen andere Sexpratiken ausleben. Da soll es ja eine ganze Menge geben....hahaha

Und es soll ja auch Homosexuelle geben, die einander LIEBEN...

Mir gefällt das Wort "homosexuell" z.B. ganz und gar nicht, weil es eine Lebens- und Liebesform auf das Sexuelle reduziert. Die Menschen, die ich kenne und die mit einem Partner gleichen Geschlechts zusammen sind, LIEBEN diesen Partner auch, ja, ich kenne sogar ein Paar, das nach eigener Aussage seit Jahrzehnten keinerlei sexuellen Verkehr hat, sehr wohl aber eine sehr liebevolle, zärtliche und sicherlich auch irgendwie erotische Beziehung.

Für mich wird das Ganze viel zu sehr auf das Sexuelle fokussiert, woran sicherlich auch die sogenannte "Schwulenszene" ihren Anteil hat. Aber diese Szene vertritt nur eine Minderheit, soviel ich das aus zahllosen Gesprächen mit unseren Freunden begriffen habe, der grössere Rest will einfach nur in Ruhe und Frieden sein Leben und seine LIEBE leben.

Aber ich glaube, das ist hier offtopic, es ging Petronius ja nicht um Homosexualität, sondern um den Kirchenaustritt.

Gruss

DE


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - Polski - 01-11-2010

(01-11-2010, 08:53)Der-Einsiedler schrieb: Hallo, Petronius,

auch wenn ich diese Nachricht sehr interessant finde, so irritiert mich etwas ganz anderes: nämlich, dass Menschen anscheinend immer schneller und spontaner bereit sind "mit dem Bauch" (und nicht mit den Füssen!) abstimmen Icon_wink

Wegen einer Talkshow und der dort vertretenen Meinungen massenhaft aus der Kirche auszutreten, zeugt für mich leider NICHT von einem konfessionskritischen Bewusstsein, sondern von immer grösser werdender Irrationalität: Was dem Gefühl widerspricht, muss sofort weg... Verstehst Du, was ich sagen will (es ist noch zu früh, mein Koffeinniveau, das ich morgens brauche, ist noch zu niedrig, um klarer zu formulieren... Icon_wink).

Ich habe mich bei meinem Austritt damals gründlichst informiert und nachgedacht, viele Themen und Einstellungen einer Kritik unterzogen und bin dann zu der Überzeugung gekommen, dass die Mehrheit der Einstellungen und Meinungen der katholischen Kirche damals gegen meine weitere Mitgliedschaft sprachen. Aber wegen EINES "Skandalons" sofort die Kirche zu verlassen, finde ich...., nun sagen wir, irritierend. Für mich zeugt das nicht von wirklicher Kirchenkritik (wobei man sicherlich auch sagen kann, dass das für einige (?) auch nur der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte).

Schönen Gruss

DE

Ich denke auch, das die inhaltlich gründliche Auseinandersetzung mit einem Thema immer mehr den Bach runtergeht und abgelöst wird von einem - sagen wir mal in dem Fall - publizistischen Aktionismus. Es ist natürlich ein "geiles" Gefühl, so einen "Popen mal zu zeigen, wo´s langgeht." Ich sage das mal ganz direkt und spitz und böse. Aber bringt einen das im Leben weiter? Sicherlich nicht.

Ich kann mich über solche Aktionen nicht freuen. Denn ich stelle mir die Frage, wo das hinführen soll, wenn alles, was unbequem ist, wie Du so schön sagst, jetzt und gleich wegmuss.

In Potsdam kam es vor einiger Zeit zu einem "Redeverbot" für Frau Steinbach, der Vorsitzenden der Vertriebenen. Sie wurde an der Uni von Studenten daran gehindert, eine Rede zu halten. Mir wäre es persönlich lieber gewesen, Frau S. hätte ihre Rede halten können und diese Studenten hätten sich - sachlich oder weniger sachlich mit dem Inhalt ihrer Rede auseinandergesetzt. Nicht weil ich das toll finde, was sie da erzählt, sondern weil ich denke, für das Erhalten einer demokratischen Grundform ist es unabdingbar, das man auch seinen politischem Gegner die Möglichkeit der Rede gibt. Zumindest so lange, wie es nicht verfassungsfeindlich wird.


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - Polski - 01-11-2010

(01-11-2010, 09:14)Der-Einsiedler schrieb:
(01-11-2010, 09:02)Polski schrieb: Wenn also 2 Menschen Spaß an homosexuellen Handlungen haben, sollen sie das ausleben, genauso wie andere Menschen andere Sexpratiken ausleben. Da soll es ja eine ganze Menge geben....hahaha

Und es soll ja auch Homosexuelle geben, die einander LIEBEN...

Mir gefällt das Wort "homosexuell" z.B. ganz und gar nicht, weil es eine Lebens- und Liebesform auf das Sexuelle reduziert. Die Menschen, die ich kenne und die mit einem Partner gleichen Geschlechts zusammen sind, LIEBEN diesen Partner auch, ja, ich kenne sogar ein Paar, das nach eigener Aussage seit Jahrzehnten keinerlei sexuellen Verkehr hat, sehr wohl aber eine sehr liebevolle, zärtliche und sicherlich auch irgendwie erotische Beziehung.

Für mich wird das Ganze viel zu sehr auf das Sexuelle fokussiert, woran sicherlich auch die sogenannte "Schwulenszene" ihren Anteil hat. Aber diese Szene vertritt nur eine Minderheit, soviel ich das aus zahllosen Gesprächen mit unseren Freunden begriffen habe, der grössere Rest will einfach nur in Ruhe und Frieden sein Leben und seine LIEBE leben.

Aber ich glaube, das ist hier offtopic, es ging Petronius ja nicht um Homosexualität, sondern um den Kirchenaustritt.

Gruss

DE

Ich habe keine Zweifel daran, das sich Homusexuelle auch LIEBEN....


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - qilin - 01-11-2010

Das sehe ich ganz ähnlich wie der Einsiedler - mein erster Gedanke war
"Wie kann ich mich mit einem Onlineformular rechtsgültig irgendwo
abmelden - naja, bei einem Kegelklub vielleicht..."
Bei mir war das auch ein langer Prozess, bei einer Freundin ebenfalls -
bei ihr war dann der 'letzte Tropfen' die Meldung, dass im Vatikan für
einige Millionen ein atombombensicherer Bunker gebaut werden sollte -
für die vatikanische Bibliothek... :bduh:

Ob 'Homosexualität' von Gott verboten ist oder nicht, ist eine völlig
andere Frage :icon_rolleyes:


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - Der-Einsiedler - 01-11-2010

(01-11-2010, 09:15)Polski schrieb: Es ist natürlich ein "geiles" Gefühl, so einen "Popen mal zu zeigen, wo´s langgeht." Ich sage das mal ganz direkt und spitz und böse. Aber bringt einen das im Leben weiter? Sicherlich nicht.

Ich weiss nicht, ob das ein geiles Gefühl sein kann, ich habe diese Erfahrung nicht. Ich habe es mir damals sehr schwer gemacht, und der Tag meines Kirchenaustritts war damals für mich eher ein Tag der Trauer. Ich bin nicht leichten Schrittes und frohen Herzens gegangen, sondern in dem Gefühl, etwas verloren zu haben. Aber ich konnte damals nicht anders.

Zu Steinbach kann ich nichts sagen, ich kenne den Fall nicht.

Gruss

DE


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - Polski - 01-11-2010

Genau das wollte ich damit sagen. Mir wäre es auch nicht wohl dabei. Deswegen habe ich es ja überspitzt gesagt.

Ich bin selbst Katholik und ringe immer wieder mit mir. Es gibt viele Dinge, wo ich sage, eigentlich müsste man austreten und ich frage mich, warum ich bleibe.

Gestern habe ich z.B. erlebt, da wurde wieder mal wieder ein Statement vom verstorbenen Papst JP II verlesen zur künstlichen Befruchtung. Nach der Predigt klatschten einige Menschen, darunter auch eine junge Frau in meiner Nähe Beifall. Andere schauten nachdenklich oder sogar böse, wie man wohl über sowas klatschen kann. Was ist daran so schlimm, wenn Menschen, bei denen es auf natürlichem Wege nicht klappt, sich der künstlichen Befruchtung bedienen? Wenn Gott das Leben bejaht und sich über jedes Leben und Geschöpf freut, warum denn nicht auch um ein solches, das mit "technischer" Hilfe entstanden ist.

Es sind viele, sehr viele Dinge, die in der katholischen Kirche vom Turm geblasen werden, die in keiner Weise biblisch belegbar sind. Die MArienverehrung nimmt insbesondere in der polnischen Kirche teilweise schon kroteske Formen an und ich frage mich, ob es nun nicht mal konsequenter und fairerweise an der Zeit wäre, eine "Kirche Mariens" zu gründen, denn offenbar erwartet man in einigen KReisen der katholischen Kirche die Erlösung durch Maria und nicht mehr durch Jesus.

Das stösst mir mehr und mehr übel auf. Und auch wenn sie in der Minderheit sind aber die "Fanatyks" die alles für bare Münze nehmen, was ein Priester sagt, machen mich zunehmend traurig und wütend und bewirken, das ich mich zunehmend in meiner Kirche fremd fühle.

Hier ist in der Tat eine sachliche und selbstkritische Auseinandersetzung gefragt und nicht der medienwirksame Austritt per Massenformular oder sowas....


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - petronius - 01-11-2010

(01-11-2010, 08:53)Der-Einsiedler schrieb: auch wenn ich diese Nachricht sehr interessant finde, so irritiert mich etwas ganz anderes: nämlich, dass Menschen anscheinend immer schneller und spontaner bereit sind "mit dem Bauch" (und nicht mit den Füssen!) abstimmen Icon_wink

Wegen einer Talkshow und der dort vertretenen Meinungen massenhaft aus der Kirche auszutreten, zeugt für mich leider NICHT von einem konfessionskritischen Bewusstsein, sondern von immer grösser werdender Irrationalität: Was dem Gefühl widerspricht, muss sofort weg

ich seh das anders. es zeigt, daß die überwiegende mehrheit der kirchenmitglieder mit der kirche nicht mehr viel am hut hat - es bedarf dann nur eines kleinen anstoßes, um ehrlicherweise auch die mitgliedschaft als "karteileiche" zu beenden

(01-11-2010, 08:53)Der-Einsiedler schrieb: Ich habe mich bei meinem Austritt damals gründlichst informiert und nachgedacht, viele Themen und Einstellungen einer Kritik unterzogen und bin dann zu der Überzeugung gekommen, dass die Mehrheit der Einstellungen und Meinungen der katholischen Kirche damals gegen meine weitere Mitgliedschaft sprachen

ich mußte mich bei meinem austritt nicht "gründlich informieren". ich stellte mir bloß die frage: glaubst du an diesen gott?

da die antwort "nein" war, beendete ich konsequenterweise meine mitgliedschaft im verein zur verehrung jenes gottes


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - petronius - 01-11-2010

(01-11-2010, 09:02)Polski schrieb: Die Bibel hat eigentlich ein ganz klares Statement dazu. Homosexualität ist eine Sünde, die damals sogar mit dem Tode bestraft wurde. So steht es im Alten Testamnet. Und da die Bibel auch für heutige Christen Gültigkeit besitzt, hat der Bischof im Sinne der Bibel nichts Falsches erzählt. Das ändert sich vom Prinzip her auch nicht, wenn alle Christen aus der Kirche austreten

das mag sein

aber es ist doch gut, wenn menschen auch tatkräftig und öffentlichkeitswirksam sich von derart seltsamen vorstellungen ("Homosexualität ist eine Sünde") distanzieren

Zitat:Die Frage ist doch, ist Homosexualität vor Gott eine Sünde oder nicht

für die meisten menschen ist das keine relevante frage. selbst für gottgläubige muß es ja nicht so sein, daß sie einfach blind glauben, was ihnen vorgebetet wird

Zitat:Und wenn man die Bibel als Wort Gottes nimmt, dann muß man hier ganz klar sagen : "ja, ist es"

nein, muß man nicht. man kann "die Bibel als Wort Gottes nehmen", ohne an ihren buchstaben kleben zu bleiben. du verkaufst deine tochter ja auch nicht in die sklaverei :icon_cheesygrin:

Zitat:Die andere Frage ist eben die, ob man nicht aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit - und insbesondere auch der Zeit des Nationalsozialismus mit all seinen furchtbaren Auswüchsen wie Ermorden von Homosexuellen, Geisteskranken etc - zu einem sensiblen Vorgehen mit diesem Thema verpflichtet ist. Wir wissen heute viel mehr über Krankenheiten, über die Evolution und über Launen der Natur. Niemand kann ja was für seine sexuellen Neigungen, wobei die Frage ist, wie weit man den Kreis der Toleranz da bereit ist zu ziehen

die frage ist einfach zu beantworten:

null toleranz für alle, die die sexuelle orientierung ihres mitmenschen einfach zur krankheit erklären

ich geh ja auch nicht hin und suggeriere, man müsse mit polnischen katholiken halt besonders behutsam umgehen, weil ihre bigotterie krankhaft sei


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - Polski - 01-11-2010

(01-11-2010, 09:38)petronius schrieb:
(01-11-2010, 08:53)Der-Einsiedler schrieb: auch wenn ich diese Nachricht sehr interessant finde, so irritiert mich etwas ganz anderes: nämlich, dass Menschen anscheinend immer schneller und spontaner bereit sind "mit dem Bauch" (und nicht mit den Füssen!) abstimmen Icon_wink

Wegen einer Talkshow und der dort vertretenen Meinungen massenhaft aus der Kirche auszutreten, zeugt für mich leider NICHT von einem konfessionskritischen Bewusstsein, sondern von immer grösser werdender Irrationalität: Was dem Gefühl widerspricht, muss sofort weg

ich seh das anders. es zeigt, daß die überwiegende mehrheit der kirchenmitglieder mit der kirche nicht mehr viel am hut hat - es bedarf dann nur eines kleinen anstoßes, um ehrlicherweise auch die mitgliedschaft als "karteileiche" zu beenden

(01-11-2010, 08:53)Der-Einsiedler schrieb: Ich habe mich bei meinem Austritt damals gründlichst informiert und nachgedacht, viele Themen und Einstellungen einer Kritik unterzogen und bin dann zu der Überzeugung gekommen, dass die Mehrheit der Einstellungen und Meinungen der katholischen Kirche damals gegen meine weitere Mitgliedschaft sprachen

ich mußte mich bei meinem austritt nicht "gründlich informieren". ich stellte mir bloß die frage: glaubst du an diesen gott?

da die antwort "nein" war, beendete ich konsequenterweise meine mitgliedschaft im verein zur verehrung jenes gottes

Wer für sich das ganz klar definieren kann, das er nicht an Gott glaubt, kann es sicherlich so schnell und konsequent machen und aus der Kirche austreten.

Aber aus dem Erleben und Erzählen von einer Talkshow daraus zu schliessen, das das alles Menschen sind, die nun begeistert der Kirche den Rücken kehren, quasi alles nur noch Karteileichen waren, den Schluß halte ich doch für gewagt. Denn 1. wären "Karteileichen" wahrscheinlich auch ohne diese Talkshow ausgetreten und 2. werden wir in einer Talkshow nicht erfahren, wieviele sich hinterher "gereut" haben und wieder eintreten werden. Glaub mir, von den 34 000 (?) werden auch einige zurückkehren.....

Generell bin ich sehr vorsichtig, was einem die auf Quote haschenden Fernsehsender so bieten. Solche Talkshows entwickeln in der Regel eine Eigendynamik, die von den MAchern ganz bewusst auf den Weg gebracht und bis zu einem gewissen Grad gesteuert wird. Es wird versucht, der Masse vorzugaukeln, das eine Mehrheit so denkt. Und zahle den Leuten einen guten Preis und sie machen vor der Kamera vieles und sagen vieles, was Du willst. Sicherlich findest Du auch Leute, die sich gegenseitig mit Schokocreme einschmieren oder sich gegenseitig in der Innenstadt durchkitzeln oder so....

So eine Show kann aber auch bewusst dazu eingesetzt werden, um die Kirchen unter Druck zu setzen. Ganz nach dem Motto: ihr sagt was, was uns nicht passt. Also passt gut auf, wir machen euch - die Kirche - fertig. Mit solchen Leuten möchte ich es auch lieber nicht zu tun haben....

Ich denke, es war, wie das Wort schon sagt, eine Show....


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - Der-Einsiedler - 01-11-2010

(01-11-2010, 09:38)petronius schrieb: ich mußte mich bei meinem austritt nicht "gründlich informieren". ich stellte mir bloß die frage: glaubst du an diesen gott?

da die antwort "nein" war, beendete ich konsequenterweise meine mitgliedschaft im verein zur verehrung jenes gottes

Das ist folgerichtig, ja. Aber so war es bei mir ja nicht, damals jedenfalls nicht. Und frag mal die Kirchenaustreter, ob die alle so klare Positionen haben wie Du :icon_cheesygrin:

Schönen Gruss

DE


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - Polski - 01-11-2010

(01-11-2010, 09:45)petronius schrieb:
(01-11-2010, 09:02)Polski schrieb: Die Bibel hat eigentlich ein ganz klares Statement dazu. Homosexualität ist eine Sünde, die damals sogar mit dem Tode bestraft wurde. So steht es im Alten Testamnet. Und da die Bibel auch für heutige Christen Gültigkeit besitzt, hat der Bischof im Sinne der Bibel nichts Falsches erzählt. Das ändert sich vom Prinzip her auch nicht, wenn alle Christen aus der Kirche austreten

das mag sein

aber es ist doch gut, wenn menschen auch tatkräftig und öffentlichkeitswirksam sich von derart seltsamen vorstellungen ("Homosexualität ist eine Sünde") distanzieren

Zitat:Die Frage ist doch, ist Homosexualität vor Gott eine Sünde oder nicht

für die meisten menschen ist das keine relevante frage. selbst für gottgläubige muß es ja nicht so sein, daß sie einfach blind glauben, was ihnen vorgebetet wird

Zitat:Und wenn man die Bibel als Wort Gottes nimmt, dann muß man hier ganz klar sagen : "ja, ist es"

nein, muß man nicht. man kann "die Bibel als Wort Gottes nehmen", ohne an ihren buchstaben kleben zu bleiben. du verkaufst deine tochter ja auch nicht in die sklaverei :icon_cheesygrin:

Zitat:Die andere Frage ist eben die, ob man nicht aufgrund der Erfahrungen der Vergangenheit - und insbesondere auch der Zeit des Nationalsozialismus mit all seinen furchtbaren Auswüchsen wie Ermorden von Homosexuellen, Geisteskranken etc - zu einem sensiblen Vorgehen mit diesem Thema verpflichtet ist. Wir wissen heute viel mehr über Krankenheiten, über die Evolution und über Launen der Natur. Niemand kann ja was für seine sexuellen Neigungen, wobei die Frage ist, wie weit man den Kreis der Toleranz da bereit ist zu ziehen

die frage ist einfach zu beantworten:

null toleranz für alle, die die sexuelle orientierung ihres mitmenschen einfach zur krankheit erklären

ich geh ja auch nicht hin und suggeriere, man müsse mit polnischen katholiken halt besonders behutsam umgehen, weil ihre bigotterie krankhaft sei

Hm schade, bis auf Deinen Ausbruch am Ende, konnte ich Dir sogar in fast allem zustimmen, Herr p!

Wobei ich Dir insofern zustimme, das wenn Du wirklich daran interessiert bist, die "bigotten polnischen Katholiken" zu verstehen, nicht umhinkommen wirst, Dich behutsam mit Ihnen auseinandersetzen. Kleiner Seitenhieb zurück: das ich von Dir keine Behutsamkeit erwarte, ist mir klar :icon_cheesygrin:

Für mich hat Sexualität nichts mit KRankheit zu tun. Und auch nicht Homosexualität. Wenn das so rüberkam, dann will ich das hiermit richtig stellen. Aber da nun mal die Mehrheit der Mensch- und Tierwelt heterosexuell ist, wird es sich hiermit zumindest um eine Laune der Evolution handeln oder irre ich da? Solange ich diesen Menschen nicht ihre Grundrechte abspreche, wird man das ja wohl noch sagen können.

Dieses "null Toleranz" zeigt wieder gut, wie schnell man da mit "das muss weg" bei der Sache ist, ohne sich genau inhaltlich mit dem Thema auseinander zu setzen, vor allem mit den Feinheiten. Hier kommt eher durch: wer nicht das sagt, was ich will oder auch meine, kriegt auf die Mütze. Zumindest verbal. Null Toleranz. Wäre angebracht, bei denen, die diesen Menschen ans Leder wollen wie es Hitler und Co getan haben.


RE: finnen stimmen mit den füßen ab - zahira - 01-11-2010

(01-11-2010, 09:55)Der-Einsiedler schrieb:
(01-11-2010, 09:38)petronius schrieb: ich mußte mich bei meinem austritt nicht "gründlich informieren". ich stellte mir bloß die frage: glaubst du an diesen gott?

da die antwort "nein" war, beendete ich konsequenterweise meine mitgliedschaft im verein zur verehrung jenes gottes

Das ist folgerichtig, ja. Aber so war es bei mir ja nicht, damals jedenfalls nicht. Und frag mal die Kirchenaustreter, ob die alle so klare Positionen haben wie Du :icon_cheesygrin:
Schönen Gruss
DE

Für mich war es auch ein längerer Prozess, da ich ja nach wie vor an Gott/Allah/die universelle Schöpferkraft glaube. Ich hab nur irgendwann ganz klar festgestellt, dass ich hinter dem was die katholische Kirche heutzutage ist, wie das Gemeindeleben und die Geistlichen die ich kennen gelernt habe sind, wie Sie leben, und was der Pabst so von sich gibt, nicht mehr zu diesem Verein gehören wollte.

Vielleicht wussten einige Finnen vorher gar nicht wie einfach es ist aus der Kirche auszutreten? Vielleicht war es nur die spitze des Eisberges, vielleicht war es auch nur wieder die tyisch menschliche Gruppendynymik wie es in dem Buch die Welle beschrieben wird.