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Sonnenkult Christentum - humanist - 31-07-2010

Hab jetzt schon mehrmals gehört, dass das Christentum seinen Ursprung in heidnischen Sonnenkulten haben soll.
Ist da was dran? Es gibt zumindest viele Gemeinsamkeiten: Ostern, Geburtstag von Jesus etc.


RE: Sonnenkult Christentum - Visionaire - 31-07-2010

Mir ist auch mal so etwas ähnliches untergekommen. Angeblich aus dem ägyptischen Aton-Kult. Die Heiligenscheine wären demnach auch von der Sonnenscheibe abgeleitet.

Bin aber selbst nicht historisch genug bewandert, um einschätzen zu können, welche Zusammenhänge hier bestehen.


RE: Sonnenkult Christentum - Ekkard - 31-07-2010

... zumindest gibt es starke Anklänge an den Mithraskult. (Ich hoffe, dass ich die richtige Orthographie getroffen habe.)


RE: Sonnenkult Christentum - alwin - 31-07-2010

Ist doch ganz klar, daß hier jedes Töpfelchen sein Deckelchen bekam. Die Traditionen haben auch im fortschreitenden Christentum keinen Halt gemacht!

Gruß!


RE: Sonnenkult Christentum - Bion - 01-08-2010

humanist schrieb:Hab jetzt schon mehrmals gehört, dass das Christentum seinen Ursprung in heidnischen Sonnenkulten haben soll.
Ist da was dran? Es gibt zumindest viele Gemeinsamkeiten: Ostern, Geburtstag von Jesus etc.


Im römischen Reich versuchte Kaiser Marcus Aurelius Antoninus (218-222), auch unter Elagabal bekannt, einen orientalischen Sonnenkult zur Reichsreligion zu machen, indem er Baal Elagabal (Heliogabalos, Sol Elagabal) zum höchsten Staatsgott erhob. Die Auswirkungen dieser Maßnahme auf das Christentum sind hypothetisch.

In Konkurrenz zum Christentum stand ohne Zweifel der Sol-Invictus-Kult (Mithras-Kult), der innerhalb des römischen Militärs eine große Anhängerschaft hatte und dort stark verwurzelt war. Der Mithras-Kult wies einige Parallelen zum Christentum auf.

Es wäre allerdings überzogen, meine ich, den Ursprung des Christentums in irgendwelchen heidnischen Sonnenkulten zu vermuten.

Sonnenmythologie ist in vielen Religionen vorzufinden. Ein für das Christentum bedeutsamer Gedanke solcher Art findet sich zB in Maleachi 3,20.

Lars schrieb:Mir ist auch mal so etwas ähnliches untergekommen. Angeblich aus dem ägyptischen Aton-Kult.

Als Amenophis IV (Echnaton) König von Ägypten wurde (1365 vC) erhob er die Sonne unter dem Namen Aton sofort zum alleinigen Gott der Ägypter und eliminierte alle anderen Kulte und Mythen.

Sein Monotheismus besagte: Aton habe die Welt eingerichtet und erhält sie am Leben. Erkennbar sei das nur seinem Sohn Echnaton, der als Mittler zwischen Gott und Menschen wirkt.

Nachdem Echnaton gestorben war, kehrte Ägypten unter seinem Nachfolger (Tutanchamun) wieder zur alten Religion zurück. Mit dem Christentum hat diese Episode der ägyptischen Religionsgeschichte nichts zu tun.

Lars schrieb:Die Heiligenscheine wären demnach auch von der Sonnenscheibe abgeleitet.

Dass die Mandorla der apokalyptischen Frau (Maria) die Sonne darstellen soll, ist auch biblisch festgemacht. In der Johannesoffenbarung (12,1-4) heißt es:

Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. […] ein Drache, groß und feuerrot,[…] stand vor der Frau, die gebären sollte…

Hier ist ein Bezug zur ägyptischen Mythologie durchaus erkennbar:

Isis, die Himmelskönigin (Mutter des Horus), flieht vor dem schlangenleibigen (feuerroten) Typhon. Das Umgegebensein der Isis von Sonne und Sternen entstammt alten Astralmythologien.


RE: Sonnenkult Christentum - humanist - 01-08-2010

@Bion
Das ist das, was in Büchern steht.

Vom Hörensagen hat die Jesus-Story viele Parallelen zu noch älteren Religionen, welche wiederum aus Sonnenkulten (ursprüngliche Religionen) entstanden.
Vielleicht sind so auch die abwägigen Geschichten der Bibel zu erklären - durch Verfälschungen und Abwandlungen der ursprünglich konsistenten Welterklärungen (Stille Post über Jahrtausende).
Das ist natürlich nicht mehr zurückzuverfolgen.


RE: Sonnenkult Christentum - Bion - 01-08-2010

(01-08-2010, 01:00)humanist schrieb: @Bion
Das ist das, was in Büchern steht.

Vom Hörensagen hat die Jesus-Story viele Parallelen zu noch älteren Religionen, welche wiederum aus Sonnenkulten (ursprüngliche Religionen) entstanden.

Sag einmal an welche noch ältere Religionen, die aus Sonnenkulten entstanden sind und Parallelen zum Christentum vorweisen, Du denkst, damit wir uns anhand von Beispielen weiterunterhalten können.

Ich habe mich vor Jahren einmal mit vorgeschichtlicher Religion beschäftigt und an solchen Unterhaltungen immer großes Interesse.

(01-08-2010, 01:00)humanist schrieb: Vielleicht sind so auch die abwägigen Geschichten der Bibel zu erklären - durch Verfälschungen und Abwandlungen der ursprünglich konsistenten Welterklärungen (Stille Post über Jahrtausende).
Das ist natürlich nicht mehr zurückzuverfolgen.

Vielleicht!

Abwegige Geschichten sind in nahezu allen heiligen Büchern zu finden. Was bringt's über ursprünglich konsistente Welterklärungen nachzudenken, die vor Jahrtausenden möglicherweise einmal vorlagen (aber nicht mehr zurückzuverfolgen sind)?


RE: Sonnenkult Christentum - humanist - 01-08-2010

Kann ich dir leider auch nicht weiterhelfen. Ich hatte ja aufgrund meines Interesses die Eingangsfrage gestellt.

Selbstredend ist das rein spekulativ, da niemand eine Zeitmaschine besitzt. Archäologen unter uns?


RE: Sonnenkult Christentum - Bion - 03-08-2010

(01-08-2010, 17:46)humanist schrieb: Archäologen unter uns?

Auch die können solche Fragen nicht beantworten!

Es ist immer Spekulation dabei, wenn die Religionswissenschaft anhand archäologischer Befunde Hypothesen entwickelt, wie was gewesen sein könnte. Wer will denn mit Sicherheit beurteilen wollen, ob eine vorgeschichtliche Tier- oder Menschendarstellung als Kult-Idol oder als Kinderspielzeug gedient hatte?

Die Summe der Funde vom gleichen Typus und der Fundort (zB Kindergrab oder Kultstätte) macht die Richtung aus, in die weiterzudenken ist.

Mit großer Wahrscheinlichkeit hatten Himmels-, Wetter-, Erd-, Mond- und Sonnenkulte im religiösen Denken der stein- und bronzezeitlichen Menschen einige Bedeutung. Ebenso große Bedeutung aber dürften Jagd- und Tierkulte und nicht zuletzt Vegetations- und (andere) Fruchtbarkeitskulte gehabt haben.

Wie sich der steinzeitliche Mensch die Gottheit vorgestellt hat, kann niemand mit Gewissheit sagen.

Vielleicht als Mond oder als Sonne? Als großen Bären? Oder als dicke Frau?


RE: Sonnenkult Christentum - humanist - 03-08-2010

Ich weiß, wie ich mir meine Gottheit vorstelle.
Ein Wesen aus Hackfleisch, Spaghetti, Zwiebel, Tomatenmark und Parmesan.

Ramen


RE: Sonnenkult Christentum - Angelika - 31-08-2010

(31-07-2010, 14:45)humanist schrieb: Hab jetzt schon mehrmals gehört, dass das Christentum seinen Ursprung in heidnischen Sonnenkulten haben soll.
Ist da was dran? Es gibt zumindest viele Gemeinsamkeiten: Ostern, Geburtstag von Jesus etc.

Nein da ist nichts dran. Christen betreiben weder nach ihrem Selbstverständnis noch sachlich einen Sonnenkult.

An Ostern wird der Auferstehung Jesu Christi gedacht, zudem steht es in Verbindung mit dem jüdischen Pessach. Es stimmt, dass viele Christen heute ein Osterfest mit heidnischen Elementen feiern, aber das sind ja gerade unchristliche Feste.

Im Neuen Testament findet sich kein Geburtsdatum von Jesus. In der alten Kirche wurde Weihnachten zu verschiedenen Zeiten begangen. Insofern kann "Weihnachten" eigentlich nur ein fest aus christlich geprägter Tradition heraus sein und kein komplett christliches Fest.

(31-07-2010, 14:53)Lars schrieb: Mir ist auch mal so etwas ähnliches untergekommen. Angeblich aus dem ägyptischen Aton-Kult. Die Heiligenscheine wären demnach auch von der Sonnenscheibe abgeleitet.

Bin aber selbst nicht historisch genug bewandert, um einschätzen zu können, welche Zusammenhänge hier bestehen.

Nicht alle Christen verwenden Heiligenscheine als Darstellungsmethode. Genau das ist es nämlich, ein künstlerisches Stilmittel und keine inhaltliche Aussage des Christentums. Im Neuen Testament finden sich keine Heiligenscheine.

(31-07-2010, 18:16)Ekkard schrieb: ... zumindest gibt es starke Anklänge an den Mithraskult. (Ich hoffe, dass ich die richtige Orthographie getroffen habe.)

Es stimmt, dass es ein paar Gemeinsamkeiten gibt, wobei viele der angeblichen Gemeinsamkeiten wieder nicht den eigentlichen Kern des Christentums betreffen und einige schlicht erfunden sind. Was zudem oft vergessen wird sind die immensen Unterschiede. Der Mithraskult bezieht sich nicht auf den Gott der Juden. Mithras erlebt selbst keine Passion, sondern vollzieht ein Tieropfer. Im Gegensatz zum Christentum war der Mithraskult eine Mysterienkult der nur für Männer zugänglich war und sich stark der Astronomie bediente.


RE: Sonnenkult Christentum - Angelika - 31-08-2010

(01-08-2010, 00:43)Bion schrieb:
humanist schrieb:Hab jetzt schon mehrmals gehört, dass das Christentum seinen Ursprung in heidnischen Sonnenkulten haben soll.
Ist da was dran? Es gibt zumindest viele Gemeinsamkeiten: Ostern, Geburtstag von Jesus etc.


Im römischen Reich versuchte Kaiser Marcus Aurelius Antoninus (218-222), auch unter Elagabal bekannt, einen orientalischen Sonnenkult zur Reichsreligion zu machen, indem er Baal Elagabal (Heliogabalos, Sol Elagabal) zum höchsten Staatsgott erhob. Die Auswirkungen dieser Maßnahme auf das Christentum sind hypothetisch.

In Konkurrenz zum Christentum stand ohne Zweifel der Sol-Invictus-Kult (Mithras-Kult), der innerhalb des römischen Militärs eine große Anhängerschaft hatte und dort stark verwurzelt war. Der Mithras-Kult wies einige Parallelen zum Christentum auf.

Es wäre allerdings überzogen, meine ich, den Ursprung des Christentums in irgendwelchen heidnischen Sonnenkulten zu vermuten.

Sonnenmythologie ist in vielen Religionen vorzufinden. Ein für das Christentum bedeutsamer Gedanke solcher Art findet sich zB in Maleachi 3,20.

Lars schrieb:Mir ist auch mal so etwas ähnliches untergekommen. Angeblich aus dem ägyptischen Aton-Kult.

Als Amenophis IV (Echnaton) König von Ägypten wurde (1365 vC) erhob er die Sonne unter dem Namen Aton sofort zum alleinigen Gott der Ägypter und eliminierte alle anderen Kulte und Mythen.

Sein Monotheismus besagte: Aton habe die Welt eingerichtet und erhält sie am Leben. Erkennbar sei das nur seinem Sohn Echnaton, der als Mittler zwischen Gott und Menschen wirkt.

Nachdem Echnaton gestorben war, kehrte Ägypten unter seinem Nachfolger (Tutanchamun) wieder zur alten Religion zurück. Mit dem Christentum hat diese Episode der ägyptischen Religionsgeschichte nichts zu tun.

Lars schrieb:Die Heiligenscheine wären demnach auch von der Sonnenscheibe abgeleitet.

Dass die Mandorla der apokalyptischen Frau (Maria) die Sonne darstellen soll, ist auch biblisch festgemacht. In der Johannesoffenbarung (12,1-4) heißt es:

Dann erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. […] ein Drache, groß und feuerrot,[…] stand vor der Frau, die gebären sollte…

Hier ist ein Bezug zur ägyptischen Mythologie durchaus erkennbar:

Isis, die Himmelskönigin (Mutter des Horus), flieht vor dem schlangenleibigen (feuerroten) Typhon. Das Umgegebensein der Isis von Sonne und Sternen entstammt alten Astralmythologien.

Der römische Staatskult des Sol-Invictus ist nicht identisch mit dem Mysterienkult des Mithras der geschlossen und zudem nur Männer zugänglich war.

Aus Maleachi 3,20 einen Sonnenkult abzuleiten ist lächerlich, dort steht, dass jene die den Namen Gottes fürchten verschiedene Belohnungen erhalten werden, darunter, dass ihnen "die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen" wird. Das kann man nun entweder symbolisch oder materiell verstehen, aber deswegen gibt es noch keinem Sonnenmythos im Judentum oder im Christentum.

Den Heiligenschein übernahmen einige christliche Künstler als Stilmittel und nicht als heidnische Inhaltsbedeutung.


RE: Sonnenkult Christentum - Angelika - 31-08-2010

(01-08-2010, 01:00)humanist schrieb: @Bion
Das ist das, was in Büchern steht.

Vom Hörensagen hat die Jesus-Story viele Parallelen zu noch älteren Religionen, welche wiederum aus Sonnenkulten (ursprüngliche Religionen) entstanden.
Vielleicht sind so auch die abwägigen Geschichten der Bibel zu erklären - durch Verfälschungen und Abwandlungen der ursprünglich konsistenten Welterklärungen (Stille Post über Jahrtausende).
Das ist natürlich nicht mehr zurückzuverfolgen.

Nicht alle antiken Religionen basierten auf Sonnenkulten. Die Parallelen müsste man sich genau anschauen. Nur weil irgendwo ein ähnliches Element vorkommt ist es nicht das gleiche. Welche Geschichten der Bibel sind denn sinnlos und haben etwas mit der Sonne zu tun?


RE: Sonnenkult Christentum - Angelika - 31-08-2010

(03-08-2010, 23:27)humanist schrieb: Ich weiß, wie ich mir meine Gottheit vorstelle.
Ein Wesen aus Hackfleisch, Spaghetti, Zwiebel, Tomatenmark und Parmesan.

Ramen

Das würde ich eine Götze nennen. ;)


RE: Sonnenkult Christentum - Bion - 31-08-2010

(31-08-2010, 17:18)Angelika schrieb: Aus Maleachi 3,20 einen Sonnenkult abzuleiten ist lächerlich, ...

Wer leitet von Maleachi 3,20 einen Sonnenkult ab? Von Sonnenmythologie war die Rede. Oder, wenn Du willst, von Sonnentheologie!

Ist das tatsächlich lächerlich? Oder scheint es für Dich nur so?

"Sonne der Gerechtigkeit" (aus Maleachi 3,20) ist von einem Teil der Kirchenväter messianisch verstanden worden. Beispielsweise von Ephrem, Kyrill von Alexandrien und Hieronymus.

In ihrer Deutung sollte der christliche Sol justitiae an die Stelle des römischen Sol invictus treten.

Messianisch gedeutet wurde Maleachi 3,20 übrigens auch von Luther und Calvin!