Religionsforum (Forum Religion)
1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - Druckversion

+- Religionsforum (Forum Religion) (https://religionsforum.de)
+-- Forum: Verwandtes und Sonstiges (https://religionsforum.de/forumdisplay.php?fid=27)
+--- Forum: Atheismus und Agnostizismus (https://religionsforum.de/forumdisplay.php?fid=16)
+--- Thema: 1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... (/showthread.php?tid=4054)

Seiten: 1 2


1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - richard - 29-11-2009

...Wahrscheinlichkeit annehmen!

Was brachte den Menschen so weit unsichtbare, überirdische Wesen, wie Geister, Dämonen und Götter zu erfinden? Die Antwort ist einfach, weil er sie brauchte, denn zum Über-leben waren sie unentbehrlich. Der Schlüssel zur einzigarti-gen Karriere des Menschen ist Animismus, bzw. Religion. Die Hinwendung zum Übersinnlichen ist nicht ein zufälliges Nebenprodukt der Evolution, wie Dawkins in seinem Buch „Der Gotteswahn“ behauptet, sondern hat ihn als Mensch, als bewusstes Wesen erst ermöglicht. Seit Adam den Apfel vom Baum der Erkenntnis aß, und mit seiner Verführerin aus dem Paradies gewiesen wurde, wie das schöne Gleichnis der Bibel es schildert, begann er die Phänomene der Welt zu deuten und nach Vergangenheit und Zukunft zu fragen. So verlor er den paradiesischen Zustand der Unschuld eines Lebens im Hier und Jetzt. Nicht vor 6.000 Jahren, wie die Bibel lehrt, sondern vor 600.000 Jahren oder noch früher. Als der Vormensch im Laufe vieler Generationen sich seiner bewusst wurde, befiel ihn Angst vor Träumen, die er für wahr hielt, vor befremdlichen Himmelserscheinungen, die ihm Schlimmes verhießen, vor Urgewalten des Himmels und der Erde. Zum Menschen gereift, dachte das Wesen nicht nur an Gegenwärtiges, sondern versuchte plausible Antwor-ten für abwesende, vergangene und zukünftige Ereignisse zu finden, eindeutige Erklärungen für eine vieldeutige Welt.
Seit der Existenz einer Art, die fragen kann woher sie kommt, wohin sie geht und wozu sie auf der Welt ist, gibt es die Gewissheit von der Wirksamkeit übernatürlicher Mächte innerhalb und außerhalb des menschlichen Lebens. Als ein-zige von Hundertmillionen Arten ist dem Mensch klar gewor-den, dass jedem Sein der Tod innewohnt. Die Konfrontation mit dem geheimnisvollen Nichtmehrsein war ihm ungeheuer-lich, denn er begriff nicht das Verlöschen des Lebens. So be-fiel ihn entsetzliche Angst vor den Geistern der Verstorbenen. Homo wurde zum Menschen, indem er alle Dinge dieser Welt beseelte, alle ihm nützlichen Erscheinungen der Natur als gute, alle schädlichen und Angsterregenden Phänomene, als böse Geister betrachtete und gelernt hatte sie zu besänftigen. Er brauchte aber ein Medium für die Geister, einen Mittler der mit Geistern und Dämonen umgehen kann, der Antwor-ten für das Undurchschaubare findet. Dieser Okkultischer Hellseher fabriziert spirituelle Erfahrungen, die ihn und sein Umfeld schließlich an Überirdisches glauben lässt. Furcht vor Rache und Heimsuchungen der Toten wurde durch Schamanen mit magischen Mittel bekämpft, böse und gute Geister, durch Opfergaben milde gestimmt. Zauberer liefer-ten Deutungen für bestehende und zukünftige Erfolge, für Schicksalsschläge, Krankheiten und Katastrophen. Wenn natürliche Erklärungen für mysteriöse Ereignisse zu nichts führen, erscheint der Rückgriff auf jenseitige Lösungen nahe liegend. Der Glaube an magische Mächte wurde zur Heraus-forderung, zur „conditio sine qua non“ des Überlebens.

Fortsetzung folgt...


2.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender ... - richard - 29-11-2009

Wahrscheinlichtkeint annehmen!

1. Folge Mit einer an Sicherheit grenzender Wahrscheinlich-keit können wir vermuten, dass es einen Gott nicht gibt
Schon seit über vier Millionen Jahre gab es aufrecht gehende Wesen, die aber geistig noch zu tierisch ausgestattet waren, um Fragen zu stellen. Die in der Natur einzigartige Entwick-lung der Großhirnrinde, besonders des Klein- und Neuhirn, führte allmählich zum Denken und damit zu Deutungen des Wunderlichen. Die durch Masse und Vielfalt gewonnene Fle-xibilität des Großhirns ersetzte fest verdrahtete, angeborenen Verhaltensweisen durch Handlungen, die durch individuelles Lernen erworben werden. Was aber war die Art und Weise, die im tierischen homo Bewusstsein, Sprache und Religion hervorbrachte und ihn zu einem denkenden, sprechenden Geschöpf formten? War es vor 600.000 oder schon vor zwei Millionen Jahren, als die Gehirne unserer Vorgänger sich vergrößerten, um abstrakte Symbole zu ersinnen und Fragen zu stellen über die unheimlichen Phänomene dieser Welt?
Homo hätte den Zustand des Denkens, die unheimliche Vor-stellung des Sterbens, des Nichtseins „der Geworfenheit in den Tod“ (Heidegger) des Entborgen- und Verlorensein auf dieser Welt, in einer Kultur des Entsetzens, ohne metaphysi-sche Begründungen nicht überlebt. Es war die Angst eines neuen Wesens vor Dingen, welche die Erfahrungen der Sinne transzendierte. „Das Nichts gebiert die Angst „ sagt Soren Kierkegaard, und „Ursprung der Angst ist der menschliche Geist, das Bewusstsein seiner selbst.“ Hannah Arendt nennt es die Angst „vor deren blinden Blick alles Nichts wird.“ Es ist der erhaltende Instinkt des Menschen, die Gabe spirituel-le Erfahrungen zu machen, die uns die Evolution eingebaut hat und den Menschen an Übernatürliches glauben macht. Der Glaube an Gott und Geister beansprucht keine letzte Begründung. Es spricht nichts dagegen, dass die Evolution im Übergang von Tier zu Mensch einen genetischen Haupt-schalter angestoßen hat, der einen gewaltigen kreativen Schub auslöste. Alle großen Konzepte des Menschen sind auf irgendeine Weise religiös motiviert.
Zu Anfang sahen wir uns als Werkzeug von Geistern und Dämonen, in den letzten Jahrtausenden verehrten wir Gott oder Götter. Schon in philosophisch-wissenschaftlichen Krei-sen der Antike entstand der Verdacht, dass der göttliche Ur-sprung der Religion nichts als Illusion sei, eine öffentlich an-genommene Einbildung, während die nicht öffentlich ange-nommene Einbildung Aberglauben ist. Im Idealismus des letzten Jahrhunderts wurden wir im Westen zum absoluten Maß aller Dinge, an dem gemessen alle anderen Kreaturen zu erfolglosen Schöpfungsversuchen herabsanken. Die west-liche, technische Revolution des 19. und 20. Jahrhunderts machte uns zum omnipotenten Prometheus. An Stelle der Heiligkeit Gottes trat die Heiligkeit menschlichen Lebens (anthropozentrischer Standpunkt), die Bevölkerungsexplosi-on weltweit verstärkte und lebenslange Behinderung förder-te. Heute beargwöhnen wir den Fortschritt und zweifeln an der Rolle, die wir in der Welt spielen. Wir haben uns zu ei-nem abscheulichen Lebewesen entwickelt, das in wachsen-den Milliardenzahlen, wie ein alles erstickendes Geschwür die Erde überzieht, jährlich tausende von Tier- und Pflan-zenarten ausrottet, jeden Monat ein Gebiet wie Bayern in Wüste verwandelt, jeden Tag Waldflächen wie das Saarland vertilgt und mit seinen Metastasen Seen und Länder zerstört. Sechseinhalb Millionen Müll landet im Meer und bewerkstel-ligt kontinentgroße Müllstrudel, vorwiegend Plastikmüll in den Ozeanen. Wir häufen ein Vernichtungspotential an, das in Minuten alles Leben beenden kann. Neben Atombomben bauen wir seit 50 Jahren weltweit Nuklearkraftwerke, ohne eine strahlungssichere Endlagerung zu besitzen, vergleichbar dem Dauerflug Geisteskranker ohne Landebahn.

Fortsetzung folgt!


RE: 2.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender ... - Romero - 29-11-2009

*nix*


RE: 1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - zahira - 29-11-2009

Lieber Richard,
hast du eine Warscheinlichkeitsberechnung durchgeführt? ;o)

Ich bin sicher dass es Allah, Gott, Universale Kraft oder wie auch immer du es nennen willst gibt.


RE: 1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - richard - 29-11-2009

2. Folge:
Die Furcht vor aktuellen Bedrohungen besteht bei Mensch und Tier in gleicher Weise. Beklemmend konnte für Mensch und Tier das momentane Ereignis sein, doch der Mensch suchte Erklärungen für Furcht einflößende Erscheinungen und Situationen, für Zukünftiges und für Entschwundenes. Ein Tier mag traurig sein über den Tod Angehöriger, über den Tod naher Verwandter, sich fürchten vor Naturgewalten wie Blitz und Donner, Vulkanausbrüche und Erdbeben, Feu-ersbrünste und Überflutungen, aber für ein Wesen, das be-reits begann in Vergangenheit und Zukunft zu denken, war die Angst vor dem Tod, die Angst vor möglichen Katastro-phen der Zukunft einfach nicht zu bewältigen. Die Frage, was geschieht mit den Gestorbenen, wer schuf Träume, Un-glücksfälle, Naturkatastrophen in Vergangenheit und Zu-kunft waren schon immer Konstellationen menschlichen Be-wusstseins. Von Wissenschaft und Technik noch unbeleckt konnte der Mensch nur Kräfte vermuteten die unsichtbar waren. Wie sonst sollte die Erde erbeben, Berge Feuer spei-en, haushohe Wellen das Land überfluten, wie sollte das Au-ge des Falken, die Pranken des Bären, die Flossen der Fische entstanden sein? Ohne Antworten, ohne Glauben an jensei-tige Mächte, wäre homo nicht zum Menschen mutiert, aus Träumen weder Geister noch Götter entsprungen. Wäre er aber ein harmloses Tier geblieben, wo Instinkte Entschei-dungen treffen, hätten fragende, soziale Gemeinschaften und religiöse Kulturen nicht entstehen können, aber auch kein Wesen, das die Erde besudelt, verpestet und ausbeutet.
Die Hinwendung zum Übernatürlichen ist der Übergang vom Tier zum Mensch. Sprache und Denken, begannen die Welt durch Symbole zu ersetzen, durch Begriffe zu spalten. Das sich seiner selbst bewusst gewordene Wesen gab sich und den Objekten seiner Wahrnehmung Namen und Bedeutung. Bald lernte es das Hier und Jetzt zu übersteigen, lernte auch zeitlich und räumlich entfernte Dinge zu benennen. Der of-fensichtliche Vorteil, sich neuen Welten besser anzupassen und abstrakte Begriffe zu benutzen war auch mit Nachteilen belastet. Mit der Fähigkeit, Handeln erst in Gedanken zu er-proben, drohten zwar bei Irrtum keine tödlichen Folgen mehr, aber die gewonnene Wahlfreiheit des Handelns ging mit dem Instinktverlust vieler angeborener Verhaltensweisen einher und bot letztlich keine Gewähr, richtige Entscheidun-gen zu treffen. Der werdende Mensch, der sein Schicksal, sein Leiden und Sterben deutet, verliert jede Sicherheit, wenn nicht ein spirituell begabter Schamane ihm sagt, wie er durch Magie, Gebete und Opfer Einfluss auf Dämonen und Geister nehmen kann. Fragen nach den Gründen für uner-klärbare Phänomene, nach den Plänen himmlischer Mächte macht das Menschsein erst aus. Es ist der erhaltende In-stinkt des Menschen spirituelle Erfahrungen zu fabrizieren, die den Menschen an Übersinnliches glauben lässt. Seit die Frage „Warum“ erschien, gab es keine Ruhe mehr, bis alles Erfahrene in einem magischen System begründet war. Erst in der Aufklärung wurde das „Warum“ vom „Wie“ abgelöst.
Fortsetzung im nächsten Heft


RE: 1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - Jobst Hinrich R. - 29-11-2009

(29-11-2009, 00:06)richard schrieb: ...Wahrscheinlichkeit annehmen
So ein QUARK! Ein Gott der Zahlen und Statistiker? Imho ist es irrelevant, ob es GOTT "gibt", sogar ob es ihn (rational und real) "geben" kann. Das Verb "geben" ist Bezug auf Gott höchst unpassend, ebenso wie die Substantive (statistische) Sicherheit und (statistische) Wahrscheinlichkeit.
Wichtiger scheint mir, dass Gottes-Vorstellungen Menschen zu gelingenem Leben helfen können, dass sie insgesamt damit besser leben.

JHR


RE: 1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - Romero - 29-11-2009

Jobst, so ein QUARK! Selbstverständlich ist es das non plus Ultra jeder - besonders monotheistischen - Religion, dass der entsprechende Gott exisitiert.


RE: 1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - Dornbusch - 29-11-2009

Zitat:Die Antwort ist einfach, weil er sie brauchte, denn zum Über-leben waren sie unentbehrlich. Der Schlüssel zur einzigarti-gen Karriere des Menschen ist Animismus, bzw. Religion

Ein Theologe würde solches nicht behaupten!

Ob Darwin und seine Schüler das so sagen würden?

Aber jedenfalls ein starkes Statement!

Gruß Dornbusch


RE: 1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - Jobst Hinrich R. - 29-11-2009

(29-11-2009, 12:34)Romero schrieb: dass der entsprechende Gott exisitiert.
Einrede ... bis Du mir überzeugend darlegst, was EXISTENZ bedeutet in Bezug auf Gott, was Dein Satz über Gottesvorstellung aussagt.
Ich behaupte einstweilen ganz monotheistisch: Einen "Gott", den es gibt, gibt es nicht! Und ich fühle mich da durchaus gut in theolisch-kirchlicher Gesellschaft. Merke: Gott ist anders (Gottes-Vorstellungen erst recht)


RE: 1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - Romero - 29-11-2009

Existenz eines Gottes bedeutet das Vorhandensein desselben zur Ausführung seiner ihm zugedachten Taten, bsp. Schöpfung.


RE: 1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - humanist - 29-11-2009

Ersteinmal...
Richard, du könntest dich mit nicodemus zusammentun. Der predigt auch gern lange Texte:
http://religionsforum.de/showthread.php?tid=4023


RE: 1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - humanist - 29-11-2009

So wie ich deinen Text verstanden habe, versuchst du einen entwicklungshistorischen "Abriss" von Religiosität vorzubringen.
Ist ja allseits bekannt, dass der Mensch versuchte, sich das Unerklärliche anhand einer Personifikation zu erklären.
Am Anfang waren es viele Götter, später nur noch einer. Irgendwann vielleicht keiner mehr.


RE: 1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - richard - 29-11-2009

Trotz wissenschaftlicher Aufklärung ist der Mensch heute gläubig oder stammt von gläubigen Vorfahren ab. Doch wo war sein Gott bevor das Tier zum Menschen wurde und was wird er tun, wenn das ganze Spektakel in Kürze endet? Macht Gott Sinn, wenn er keine Aufgaben mehr hat? Was sollte auch ein Gott ohne Menschen bewirken? Wie sollte ein christlicher Gott, ein Allah ein Buddha, Brahma oder andere himmlische Mächte ohne Gebet, ohne Hingabe, ohne Opferung und ohne Priester existieren? Wie sollte der Gott Israels seine Schützlinge noch prüfen und beschützen. Wie sollten die ersten fragenden Wesen mit dem Tod ihres Nächsten, mit Naturgewalten umgehen ohne zu glauben über jenseitige Mächte Einfluss nehmen zu können? Welche anderen Vorteile bietet das Überirdische? Man kann deshalb mit Sicherheit vermuten, dass Gott ein Zeitgenosse des homo sapiens war, heute noch ist, und solange es Menschen gibt, auch sein wird. Nicht Gott hat den Menschen, sondern der Mensch hat Gott geschaffen und mit seinem Untergang wird wohl oder übel auch Gott das Feld räumen müssen.
Europa Christliche Religionen verlieren an Orientierungskraft. Den Kirchen droht der Absturz in die Bedeutungslo-sigkeit. Die Gläubigen laufen weg, Regierende ignorieren ihre Mahnungen. Gotteshäuser stehen leer oder werden umgewidmet, Mitarbeiter entlassen, eine Katastrophe für das Sozialprestige der Kirche. Die Juden, das auserwählte Volk, eine kleine Minderheit von nur zwei Tausendstel der Weltbevölkerung ist überzeugt von ihrem Gott Jahve, der ihr Volk gegenüber den restlichen neunhundertachtundneunzig Tau-sendstel der Menschheit bevorzugt. Weitgehend gläubig, sind sie das einzige Volk, das in seiner Vergangenheit lebt. Ihre Feste, die sie noch heute mit religiöser Inbrunst fröhlich fei-ern, beziehen sich auf die Ereignisse ihrer Jahrtausendalten Geschichte. Schon immer das lesefreudigste Volk unter den Völkern nannte sie Mohammed das Volk der vielen Bücher. Nach Untersuchungen von Professor Zeev Herzog hat die Bibel allerdings nicht recht. Alle Geschichten, von Abraham, Isaak und Jakob bis zum Auszug aus Ägypten und der Eroberung Kanaans gehören ins Reich der Legenden. Die Einzigartigkeit des alttestamentarischen Gottes, Grundlage von Judentum, Christentum und Islam wird durch Ausgrabungsfunde in Zweifel gestellt. Urhebräische Inschriften belegen ein männlich-weibliches Gottespaar aus Jahwe und Aschara.
Die ersten rudimentären Formen von Religion leben heute noch in alten Kulturen, vermischt mit modernen Religions-systemen. Die Magie des Animismus (lat. Anima = Seele) ist in allen Teilen der Welt noch lebendig, Ersatz für allmählich verloren gegangene Instinkte. Ohne geistiges Disziplinieren der Horde durch Glauben, Rituale, magische Beschwörungen, Gebete und Opferungen, hätte homo sapiens Bewusstwerdung und Selbstreflexion nicht überlebt. Die Sippe war heilig und gab ihnen die Möglichkeit, sich als Gemeinschaft zu definieren. Wer den Erfordernissen der Horde, den Verboten und Geboten der Ahnengeister und Naturgeister nicht Folge leistete, hatte auch keine Chance zu überleben, keine Chance sich fortzupflanzen und zur Vergrößerung seiner Sippe beizutragen. Religiös begründete Rituale, Regeln und Tabus bestimmten ihre täglichen Handlungen und gemeinsamen Denkweisen. Der Seelen- und Geisterglaube gab der Horde ein spirituelles Werkzeug, als sinnvolle Begründung für alle Tabus und Gebote, um die Sippe in einer gefährlichen Umwelt überleben zu lassen. Die Bewältigung von Ängsten und Hoffnungen bilden als ererbtes Wissen den Grundstock individuellen Lernens. Menschliche Evolution kennt deshalb nur ein Erfolgskriterium, und das ist der Fortpflanzungsvorteil, den eine besser lernende Population über eine weniger gut lernende erzielt. Was kopiert wird und erfolgreich ist, setzt sich im Sinne Darwins durch. Wer also auf die Phänomene dieser Welt Antworten findet und auf Veränderungen schnell reagieren kann, hat Selektionsvorteile. Die Geschichte menschlichen Lebens ist eine Geschichte der Magie, einer Emanzipation des menschlichen Lebens von der Natur, eine Religionsgeschichte.
Fortsetzung folgt


RE: 1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - richard - 29-11-2009

4. Folge
Ein gottesfürchtiger Glaube konnte auch nicht entzaubert werden, als die Hirnforschung traditionelle Religion als mate-rielles Phänomen nachweisen konnte. Gefühle entstehen nicht aus Gedanken, sondern aus Erfahrungen der Gene. Den Genen verdankt religiöser Glaube stärkere Wirklichkeit als materiellen Fakten. Evolutionsgeschichtlich müssen Gene, die sich am Anfang einer Art bilden auch Ursache dieser Art sein. Keine noch so rationale Gesellschaft kann deshalb die Spiritualität des Menschen auslöschen. Bei dem Gefühl von einem höheren Wesen beseelt zu sein, ist zeitweise das rechte Hirn von der Kontrolle des linken befreit. Der linke Hemisphäre, Sitz der Sprache, wirkt wie ein Zensor der ver-hindert, dass die wilderen Assoziationen der rechten Seite Ausdruck finden. Wird die Aktivität der linken Hälfte ver-mindert, so können brillante Inspirationen eines Künstlers oder ein materieller Idealismusglaube genauso durch die Zensur schlüpfen, wie der Glaube an übernatürliche Wesen. Verstärkt durch äußere Einwirkungen entfalten sich Teile des Gehirns durch unverhältnismäßige Aktivitäten von Nervenstrukturen, die einen Glauben an Gott, an das Absolute oder an politische Heilslehren wie Kommunismus oder Fa-schismus auslösen. Hinter dem linken Ohr und eng mit dem Gefühlsbereich verknüpft fanden Hirnforscher ein Segment, das bei spiritueller Entrückung stark erregt ist, während im Scheitellappen, der das Selbst vom Rest der Welt trennt, Stil-le eintritt. Manchmal ist es auch auf epileptische Krankheit zurückzuführen. Epileptiker zeigen oft jene wiederkehrende Hirnaktivität der linken Hemisphäre. Früher hieß Epilepsie auch die heilige Krankheit. Man nimmt an, dass auch der heilige Paulus unter Schläfenlappen-Epilepsie litt. Auch an-dere übernatürliche Erscheinungen und Offenbarungen könnten die Folge von Schläfenlappen-Anfällen gewesen sein. Die Evolution hat jedenfalls unseren Vorfahren ein Spiritualitätsmodul in den Kopf gepflanzt, um als bewusster Mensch überleben zu können. Das Gefühl des Einsseins mit dem All, durch starke Aktivität von Gammawellen hervorgerufen, er-weckt ein starkes eindeutiges Signal und wirkt realer als normale Realität. Das Aufmerksamkeitszentrum hinter der Stirn leuchtet im Spektralaufnahmeverfahren grellrot. Das limbische System ist sehr aktiv und sagt, dass das, was man soeben erlebt hat, sehr wichtig ist. Gleichzeitig vermindert sich die Aktivität im Hinterkopf des Scheitellappens. Die Hirnregion kann mangels Input keine Grenzen mehr ausma-chen. Der Proband geht im All auf.
Schon zu Beginn der Menschheit entstanden gewisse Gen-Schaltungen, Verbindungen von quasi-religiösen Genen, die bei fast allen Menschen noch heute verankert sind. Der Er-kenntnisapparat des Menschen ist das Ergebnis einer jahr-hunderttausendelangen evolutionären Anpassung. Die Be-wältigung von Ängsten und Hoffnungen bilden als ererbten Wissens den Grundstock eigenen Lernens. Die Evolution pflanzte homo ein Spiritualitätsmodul ein, um als Mensch überleben zu können. Religion ist das geistige Werkzeug, das der Mensch gemeinsam mit seiner Horde benutzte. Es ist die Schlüsselfunktion eines vereinten Interesses und jener Schalter im Erbgut, der die Weiche in Richtung Menschheit stellte. Die menschlichen Gehirne sind so gestrickt, dass re-ligiöse Geschehnisse und Mythen sich unter Menschen aus-breiten wie erfolgreiche biologische Arten. Der Glaube an Geister braucht keine Begründung. Geister und Götter besit-zen übermenschliche Fähigkeiten. Sie stehen in gewisser Weise über dem Menschen. Sie sind das Höhere, das Andere, das Unfassbare. Ob es sich dabei um gute oder böse Geister, Gott oder Götter handelt, ist nicht festgeschrieben. Da es kein Gutachten für die Existenz eines Gottes gibt, aber auch das Gegenteil nicht zu beweisen ist, können wir nie belegen, ob die evolutionären Entstehung des „sich seiner selbst be-wussten Bewusstseins“ auch die Gene des Spiritualität schuf, weil sie überlebensnotwendig waren, oder ein göttli-ches Wesen ins menschliche Gehirn sozusagen ein Gottes-modul eingepflanzte, damit wir seine Vorhandensein erahnen sollen. In unserem Kulturkreis, wo die meisten Phänomene wissenschaftlich erklärbar sind und Übernatürliches nicht zu einer Sinndeutung der Welt gehört, besitzt Glaube an Gott, Götter und Geister keine reale Bedeutung.
Fortsetzung im nächsten Heft


RE: 1.) Dass es einen Gott nicht gibt, können wir mit einer an Sicherheit grenzender... - richard - 29-11-2009

5. Folge:
Angst eskaliert heute vor der Aussicht beruflich zu versagen, arbeitslos oder verlassen zu werden, vor der Einsamkeit, vor dem Wohlstandsverlust in einer globalisierten Welt, vor einer technisch-wirtschaftlicher Komplexität, davor in Armut zu leben, vor Heimatverlust, vor Krieg, Terror und vor Tod. Die Mehrheit der Weltbevölkerung bekennt sich zwar auch heute noch zu Gott oder sonstigen Überirdischen Wesen, doch für viele im Westen ist es mehr eine Sehnsucht, die feststellt, dass dieser Welt eine Präzision innewohnt, die einen dahinter versteckt liegenden Plan höherer Intelligenz vermuten lässt. Für westliche Gläubige bleibt allerdings die Frage nach einem persönlichen Gottähnlichen Wesen. In welcher Beziehung steht dieser Gott zu den Menschen? Ist dieser Allmächtige kühl distanziert oder leidenschaftlich liebend, ist er gütig oder rachsüchtig? Seit Jahrtausenden beschäftigt die Menschen die Frage, warum ein allwissender, liebender, gütiger und allmächtiger Gott soviel Leid Unschuldiger zulässt. Die Überzeugung bzw. das Erahnen eines göttlichen Wesens ist heute für viele kein Grund mehr sich moralisch zu verhalten. Wenn eine Beziehung zwischen dem unfassbaren Gott und der fassbaren Welt nicht gegeben ist, dann lohnt sich das weitere Nachdenken über seine Existenz nicht. Sich auf das Absolute zu beziehen bleibt immer unbestimmt. Denn ein Gott, der in Wirklichkeit keine Spuren hinterlässt, ist für den Menschen bedeutungslos. Nur der Gott befriedigt den Menschen, welcher des Menschen Wesen enthält und ausdrückt.
Es gibt auch asoziale Religionen der rücksichtslosen Erlebnissteigerung, die ein Göttliches im ich suchen und sich ausleben möchten. Und es gibt die lebensfeindliche Religiosität, die unumwunden die Nachtseiten des Lebens verehrt, schwarze Magie, Satanskulte, Totenbeschwörung und anderes. Religiöse Nekrophilie ist ein ganz besonderer Kick. Wenn es um sog. letzte Wahrheiten geht, neigen die besonders Guten oder die besonders Frommen zu einer streitbaren Mission, zum Kampf gegen Ungläubige oder Andersgläubige. Konflikte zwischen unterschiedlichen Offenbarungen, Überzeugungen, Meinungen, Ideologien, ja ganzer Kulturen werden zu tödlichen Feindschaften. Mit jeder Art von Bekenntnis das nicht der eigenen Kultur entspricht, neigt der Mensch zum Aberglauben oder noch schlimmer, er wird zu einem Ungläubigen. Seit der Neuzeit ist es nicht mehr zwingend, von einem Gott auszugehen, denn es gibt auch andere geistige Denkmöglichkeiten, andere Ideologien. Bei Religionsverlust sucht der Mensch auf andere Weise einen Ersatz. Die Entstehung der Arten wurde bereits durch die Aufklärung und durch Darwin entgöttert. Ideologien und Philosophische Systeme können dann an die Stelle jeder Art von Gottglauben treten.
Wir glauben heute zu wissen, dass quantenphysikalischen Gesetze unseren Kosmos steuern. Ohne jede Spur Gottes oder überirdischen Wesen, eilen Milliarden Milchstrassen mit Milliarden Sonnen durchs All. Auch schwarze Löcher in der Mitte von Galaxien, dunkle Materie und dunkle Energie in den gewaltigen Zwischenräumen, scheinen nicht von Gott und seinen Satrapen gesteuert zu werden. Wir wissen nicht, ob hinter unserem Universum nicht auch weitere aus Antimaterie bestehen. Die befriedigende Magie einfacher Antworten, die daraus entstandenen Religionen, ihre Schamanen und Priester machten das Überleben einer Frage stellenden Wesens ohne Naturwissenschaft erst möglich. Mit der Erkundung was kommen wird und besonders mit Fragen des WOHER, WOHIN und WOZU, entstand die „Grundbefindlichkeit“ menschlichen Daseins (Heidegger).
Fortsetzung im nächsten Heft