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Selbstachtung - Lea - 29-04-2008

Vielleicht etwas Nachdenkliches und Anregendes zugleich.

Die sechs Säulen der Selbstachtung
1. Bewußt leben
2. Selbstakzeptanz
3. Selbstverantwortung
4. Selbstbehauptung
5. Das Leben auf ein Ziel ausrichten
6. Persönliche Integrität

Diese Punkte entnahm ich aus einem Titelthema der Zeitschrift PSYCHOLOGIE HEUTE, November 1994, aus Nathaniel Branden "The Six Pillars of Self-Esteem", Die sechs Säulen der Selbstachtung (1994).

Ein kleiner Auszug zu Punkt 5.
"Die Verwirklichung von Lebenszielen nicht dem Zufall oder dem "Schicksal" überlassen, sondern diese Ziele selbst definieren und unter Einsatz aller Kräfte anstreben, produktiv und kreativ sein, die eigenen Talente und Fähigkeiten "ausreizen", nicht ständig nach Erklärungen suchen, die die eigene Passivität oder den Mißerfolg kaschieren sollen. Die Wurzel der Selbstachtung sind jedoch nicht die Erfolge an sich, sondern die immer wieder erneuerte Bereitschaft, sich für die selbstdefinierten Ziele einzusetzen (die durchaus auch einen nicht auf "äussere" oder materielle Erfolge abzielenden Lebensstil beinhalten können)."

und zu Punkt 3, die Selbstverantwortung
"Die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und nicht nach Ausreden zu suchen oder Schuldzuweisungen zu praktizieren. Diese Verantwortung umfaßt die eigenen Entscheidungen und Werturteile, das Maß an Anstrengung und Engagement bei einer Aufgabe, die persönlichen Prioritäten, die Zeit-Ökonomie, die Wahl der Ziele, aber auch die Art und Weise, mit anderen zu kommunizieren. Selbstverantwortung bedeutet, Kontrolle über das eigene Leben zu übernehmen und sich nicht in Selbstmitleid oder Resignation zu flüchten."

Gruß
Lea


RE: Selbstachtung - qilin - 30-04-2008

Mit  Punkt 5 habe ich ein kleines Problem - ein Ziel, das ich selbst definiere und
aktiv anstrebe, kann immer nur eines sein das für mich denk- und vorstellbar ist.
Das ist sicher eine gute Sache, deckt aber nur einen sehr begrenzten Bereich
von Religion ab - in der geht es ja immer wieder um das, was sich dem Denken
und der Vorstellung entzieht... Eusa_think


RE: Selbstachtung - Lea - 30-04-2008

Punkt 5 spannt einen weiten Bogen, der die Ziele eines Menschen anvisiert - eine Ausrichtung, die Orientierung und konzentriertes Tun bündelt. Irgenwie sehe ich immer einen echten gespannten Bogen vor mir, den ich mit meiner Kraft und Konzentration spanne und im richtigen Moment losschicke. Dieses Ausgerichtet-Sein erscheint mir wichtig, da ein Zerstreuen der Kräfte oft ins Leere geht, wertvolle Zeit und Lebensenergie gehen dabei verloren.
Du sprichst den Bereich Religion an, ein Bereich, der nach deiner Ansicht, sich unserer Vorstellung und Denken entzieht... Kann ich mich denn nicht religiös ausrichten (fühlend, denkend) und dabei ein Ziel vor Augen haben?
Wie kann ich das "kleine Problem" sonst verstehen?


RE: Selbstachtung - qilin - 01-05-2008

Natürlich kann - und werde - ich irgendein Ziel vor Augen haben,
wenn ich mich 'religiös ausrichte' - eben im Fühlen und Denken -
aber wenn ich mein Leben darauf ausrichte, bleibe ich genau in
diesem Fühlen und Denken gefangen...


RE: Selbstachtung - Fleisch - 02-05-2008

qilin schrieb:Das ist sicher eine gute Sache, deckt aber nur einen sehr begrenzten Bereich
von Religion ab - in der geht es ja immer wieder um das, was sich dem Denken
und der Vorstellung entzieht... Eusa_think

Meiner Meinung nach sprichst du mehr vom Glauben als von der Religion, wenn du behauptest, dass deren Objekt sich unserer Vorstellungskraft entziehe.
Religion an sich ist Philosophie verziert mit Ritualen und Theater (was nichts schlechtes sein muss). Sobald der Glaube dazukommt, ist Religion das, was hinter unserem Denken liegt, aber die reine Religion kann sich auf alles beziehen, solange es uns nur ein festes Fundament gibt.
Warum sollte es also nicht auch eine Religion geben, die sich auf das Leben und das Diesseits, weniger auf das ferne Geisteskonstrukt konzentriert?

Zum Thema: Die sechs Säulen gefallen mir, besonders die erste und die dritte, denn nur der, der sich seiner selbst, seiner Taten und der Verantwortung für die Folgen seiner Taten bewusst ist, hat das Recht, dort frei zu entscheiden, wo ein anderer Willkür walten lassen würde.
Auch ist das Selbstbewusstsein Grundlage für das Verständnis des eigenen Verhältnisses zur Außenwelt und damit Grundlage für jedes ethische System.


RE: Selbstachtung - qilin - 02-05-2008

Fleisch schrieb:Religion an sich ist Philosophie verziert mit Ritualen und Theater (was nichts schlechtes sein muss).
Sobald der Glaube dazukommt, ist Religion das, was hinter unserem Denken liegt, aber die reine Religion
kann sich auf alles beziehen, solange es uns nur ein festes Fundament gibt.

'Reine Religion' [= Philosophie verziert mit Ritualen und Theater] kann sich natürlich auf Alles beziehen,
ob es nun ein festes Fundament hat oder nicht. Sobald der Glaube dazukommt (Glaube ist ja Denken,
oder nicht?), kann es nicht mehr hinter dem Denken liegen... :icon_rolleyes: