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synoptische frage: drei evangelien im vergleich - sunshine - 30-10-2007 hi leute, ich habe folgende hausaufgabe bekommen: ich soll herausfinden 1. nach welchen prinzipien die evangelisten bei ihrer tätigkeit verfahren sind? 2. worin sich das Joh.- Ev. von den übrigen unterscheidet? ich weiß nur das die drei evangelisten: Markus, Matthäus, Lukas und Johannes sind! wäre toll wenn ihr mir ein paar anhaltspunkte geben könntet. mfg sunshine RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - Ekkard - 02-11-2007 Weites Feld das! Hier ein paar Stichworte: Benutzung bestimmter Quellen Markus, das kürzeste Evangelium, wird von Matthäus und Lukas verwendet. Lukas verwendet darüber hinaus eine eigene, Jesus nähere Quelle. Johannes trägt eine hellenistische Theologie vor, ist von der Gnosis beeinflusst. Es gibt Kommentare, die gleichlautende Stellen parallel aufführen, die mutmaßlich verwendeten Quellen beschreiben und auf Unterschiede hinweisen. Du kannst bei allen Neuen Testamenten Querverweise unterhalb der Verse finden. Prinzipien: Zunächst versuchen die Evangelien den Lebens- und Leidensweg Jesu nachzuzeichnen und zu deuten. Dabei setzen sie verschiedene Schwerpunkte: z. B. Lukas das Ideal der Armut. Ohne Buch oder sonstige Literatur wirst Du aber kaum zurecht kommen. Es wäre daher wichtig, erst einmal "Literatur zu sammeln" (Google?, Bibelserver.com und Ähnliches). RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - sunshine - 03-11-2007 hi, ich habe einen zettel bekommen und da stehen die texte zum vergleichen drauf, das hilt mir allerdings auch nicht viel weiter. von Querverweisen steht nichts in der bibel.... danke RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - Bion - 04-11-2007 Der unter dem Namen Markus bekannte Evangelist ist wohl der erste, der die in den Christengemeinden kursierenden Erzählungen gesammelt und niedergeschrieben hat. Entstanden dürfte das Markusevangelium vor 70 nC sein. Die Priorität des Markus war allerdings – insbesondere unter Katholiken – lange nicht anerkannt. Seit Augustinus sah die katholische Kirche das MkEv als einen Auszug aus dem Matthäusevangelium an. Diese Position wurde bis tief in das 19. Jh. gehalten, dann aber auch von kath. Theologen nach und nach aufgegeben. Bei der Bewertung der beiden Evangelien nach Matthäus und Lukas (wahrscheinlich entstanden zw. 70 und 80 nChr), geht man heute von der so genannten Zwei-Quellen-Theorie aus. Nach dieser Theorie war Markus die Quelle für Matthäus und Lukas. Das MkEv besteht aus 661 Versen. Rund 620 davon übernahm Matthäus (1068 Verse), etwa 350 Lukas (1149 Verse). Aus der Abhängigkeit von Mt und Lk von Mk erklärt sich die Übereinstimmung. Die zweite Quelle, die Mt und Lk offenbar zur Verfügung stand, ist die von der Forschung als Q bezeichnete Spruchsammlung. Von dieser Quelle Q existiert kein Beleg. Schließlich verfügt sowohl Mt als auch Lk über ein Sonderwissen. Dieses Sonderwissen umfasst bei Mt um die 330, bei Lk etwa 550 Verse. Die Herkunft dieses Sonderwissens liegt im Dunkeln. Ein guter Teil davon dürfte aus dem Gestaltungsdrang der Evangelisten resultieren. So ist beispielsweise die Kindesmordgeschichte mit großer Wahrscheinlichkeit unhistorisch. Das Johannesevangelium unterscheidet sich von den drei synoptischen (Synopse = griech. Zusammenschau) grundlegend. Es wird nicht versucht, die historische Wirklichkeit zu erzählen, es ist vielmehr ein theologisches Programm. Literarisch ist es wohl das qualitätvollste der vier Evangelien. Die drei vorangegangenen Evangelien zeichnen den Menschen Jesu, im JohEv steht seine Göttlichkeit im Vordergrund. Zu den Querverweisen: Leider gibt es Bibelausgaben, die keine Querverweise und Fußnotenkommentare haben. Um sich mit der Materie erfolgreich zu beschäftigen, ist eine einigermaßen kommentierte Ausgabe der Schrift sehr hilfreich. Mit besten Empfehlungen Epicharm RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - Fritz7 - 04-11-2007 sunshine schrieb:zettel bekommen und da stehen die texte zum vergleichen drauf, von Querverweisen steht nichts in der bibel....Pech, dann ungeeignete Bibelübersetzung ;( http:www.bibleserver.com http://www.joerg-sieger.de http://joerg-sieger.de/einleit/nt/02evan/nt_e2.htm Bibelkunde- und Einleitungsliteratur RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - Regenbogen - 15-04-2012 Eine Frage jahrelang gibt mir keine Ruhe: Warum sollten Jünger Jesu etwa 30 Jahre warten, bis ein erstes Evangelium geschrieben wurde? Hier nehme ich Bezug auf diese Aussage von Epicharm: Bion schrieb: Der unter dem Namen Markus bekannte Evangelist ist wohl der erste, der die in den Christengemeinden kursierenden Erzählungen gesammelt und niedergeschrieben hat. Entstanden dürfte das Markusevangelium vor 70 nC sein...Noch spätere Datierung der Evangelien, halten überhaupt keine Kritik mehr. Machen wir einen Test. Nehmen wir 10 Menschen. Zwei lassen wir in einem geschlossenen Raum sitzen. Acht sollten draußen warten. Einer von den beiden, die im Raum geblieben sind, erzählt eine kurze Geschichte. Danach geht der Zuhörer nach draußen und erzählt diese Geschichte einem, der draußen wartet. Danach kommt der Zuhörer von draußen mit dem Erzähler zusammen in den Raum zurück und erzählt allen im Raum, was er draußen gehört hat. Die anderen in dem Raum müssen schweigen. Auch wenn es sehr, sehr lächerlich wirkt. Danach geht der, der gerade hat etwas erzählt nach draußen und erzählt diese Geschichte einem anderen. Der neue Zuhörer kommt und erzählt laut allen im Raum, was er gerade gehört hat. Sie werden lachend umfallen, wenn der letzte Zuhörer von draußen die Anfangsgeschichte erzählt hat. So ist es eben, wenn ein Bericht durch 20 Köpfe nach und nach weiter erzählt wurde. Wenn die Evangelien lange Zeit mündlich verkündigt wurden, bevor sie aufgeschrieben wurden, das heißt für uns unausweichlich, auch bei größter Hochachtung, dass der Ursprung der Evangelien verfälscht wurde. RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - Bion - 15-04-2012 (15-04-2012, 14:48)Regenbogen schrieb: Eine Frage jahrelang gibt mir keine Ruhe: Warum sollten Jünger Jesu etwa 30 Jahre warten, bis ein erstes Evangelium geschrieben wurde? So ist es eben. Die erste Generation der "Verkünder der Lehre Christi" ist, dem Vorbild des Herrn nacheifernd, predigend herumgezogen. Als die Überlieferung durch die zweite und dritte Generation schriftlich festgehalten wurde, waren bereits verschiedene Versionen der Geschichten im Umlauf. Mittlerweile neige ich zur Ansicht, dass das MkEv erst nach 70 nC niedergeschrieben wurde. Die Zerstörung des Tempels hat so stattgefunden, wie sie sie prophezeit wurde (Mk 13, 1ff.). Der Verfasser schilderte also ein Ereignis, das ihm bekannt gewesen war. Mt u. Lk sind zwischen 80 und 90 nC, , wie ich heute meine, Joh zw. 90 und 100 nC entstanden, vielleicht auch noch etwas später. Die großen Autoritäten im Urchristentum waren die umherwandernden Propheten gewesen. Diese wirkten, ihrem Vorbild Jesu nacheifernd, als Wanderprediger und tradierten Jesu Worte, Gleichnisse und Lehrerzählungen. Das, was von ihnen an Herrenworten weitergetragen wurde, hat man in einem "Prophetenbuch", der "Logienquelle", gesammelt. Gleichzeitig traten im kleinasiatisch-ägäischen Raum Missionare auf, die von Stadt zu Stadt zogen, predigten und Gemeinden gründeten. Diese Missionare standen nicht selten in Konkurrenz zueinander, der erfolgreichste von ihnen war Paulus gewesen. RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - Regenbogen - 15-04-2012 Ach nein! So ein Märchen können die Evangelien nicht sein, wie du meinst, lieber Epicharm! (15-04-2012, 17:33)Bion schrieb:(15-04-2012, 14:48)Regenbogen schrieb: Wenn die Evangelien lange Zeit mündlich verkündigt wurden, bevor sie aufgeschrieben wurden, das heißt für uns unausweichlich, auch bei größter Hochachtung, dass der Ursprung der Evangelien verfälscht wurde. Denn dann, foltern mich anderen Fragen. Zum Beispiel, wieso auf Grund eines Märchens auch du welchen "Märchenprinz" Herrn nennst. Ist das Märchen „Evangelium“ etwa so beidrückend, dass du sogar Gott daran findest? Wie du auch sagst: „Das, was von ihnen an Herrenworten weitergetragen wurde…. Die "Logienquelle" kann man ruhig vergessen, denn so was hat nie gegeben. Sei denn, wenn drei Synoptischen Evangelien, als eine, gemeinsame Quelle angesehne wird. Eines ist mir nicht klar, warum hast du lieber Epicharm so ein Wunsch, die Evangelien für unglaubwürdig zu erklären? Wenn ich die Evangelien lese, bekomme ich den Eindruck, dass die Evangelien von Augenzeugen vermittelt wurden, wenn auch nicht von Augenzeugen aufgeschrieben wurden. Eines ist das, was man weiß zu erzählen, anderes ist, was Markus getan hat, das erzählte niederzuschreiben… Ich halte die drei Synoptischen Evangelien (begründet) für sehr glaubwürdig, die Paulus in drei Bücher (indirekt) zerlegt hatte. RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - Ekkard - 15-04-2012 Bion (vormals Epicharm) hat die Evangelien nicht abqualifiziert. Nur haben sie, objektiv betrachtet, nur den Wert einer literarischen Konstruktion, der es um Glauben geht und nicht um historische Tatsachen. Gewiss darf man annehmen, dass hinter der beschriebenen, zeitlichen Abfolge der einzelnen Geschichten die wirkliche Geschichte steht. Diese wurde aber literarisch so bearbeitet, dass ein Glaubensbuch daraus wurde. Literarische Bearbeitung ist nicht dasselbe wie unglaubwürdig. Im Gegenteil, sieht man sich heutige Romane an, so enthalten diese in eingängiger, spannender Form schwerwiegende Probleme unserer Zeit, die man auf andere Weise nicht zur Kenntnis genommen hätte. Ein den spärlichen historischen Tatsachen verpflichteter Bericht über das Wirken und die Hinrichtung eines jüdischen Wanderpredigers und Aufrührers namens Jehoshua von Nazareth würde nicht einmal auf Seite 2 einer heutigen Zeitung abgedruckt, sondern bestenfalls unter "Ausland" ganz hinten. RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - Bion - 15-04-2012 (15-04-2012, 20:00)Regenbogen schrieb: Denn dann, foltern mich anderen Fragen. Zum Beispiel, wieso auf Grund eines Märchens auch du welchen "Märchenprinz" Herrn nennst. Ist das Märchen „Evangelium“ etwa so beidrückend, dass du sogar Gott daran findest? Ekkard hat das schon erklärt. Die Evangelien vermitteln keine Historien, sondern Botschaften. Wer das zu erkennen vermag, wird nicht in Konflikt geraten. Zitat:Die "Logienquelle" kann man ruhig vergessen, denn so was hat nie gegeben. Das mag für Dich so sein. Die einschlägige Forschung hingegen ist anderer Meinung. RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - Regenbogen - 16-04-2012 (15-04-2012, 22:08)Bion schrieb: Diesbezügliche Forschung von K. Lachmann* über eine gemeinsame Urquelle, wurde von seinen Nachfolgern auf zwei Quellen herauskristallisiert. Nach K. Lachmann, die Evangelien nach Matthäus und Lukas stimmen nur dann überein, wenn sie mit dem Evangelium nach Markus übereinstimmen. Mit der Annahme, Markus bilde die Grundlage für die Evangelien nach Matthäus und Lukas, machte K. Lachmann der Weg für die „Zweiquellentheorie“ frei. Folglich leitete C. H. Weisse** zudem ab, dass der Matthäus und Evangelist Lukas unabhängig voneinander eine zweite Quelle, die so genannte "Logienquelle", nutzten. Man konnte diese Vermutung als richtig annehmen, aber nur dann, wenn man voraussetzt, dass das Evangelium nach Matthäus und Evangelist Lukas, unabhängig voneinander, die gesamten Abschnitte aus dem Urevangelium von Markus nicht übernehmen konnten. Also, auch Die „Zweiquellentheorie“ setzt voraus, dass das älteste der Synoptischen Evangelien das Evangelium nach Markus ist. Dennoch, bleibt die Zweiquellentheorie bis heute nur eine Vermutung. Die wahre Existenz, diese rein theoretische zweite Quelle, man konnte niemals belegen. Trotzdem bis heute wird es angenommen, die zweite Quelle könnte etwa wie das Evangelium nach Thomas aussehen. Sogar, ersichtlich übertrieben, wurde davon ausgegangen, dass diese "Quelle" unter die Umstände konnte so zu verstehen sein, wie eine Spruchsammlung die in prophetischer Tradition steht. Und wenn die Zweiquellentheorie schon so sehr nah zu der richtigen Erkenntnis gekommen war, den bestimmenden Schritt, die Urquelle in drei Synoptischen Evangelien zu erkennen, konnte auch sie nicht verschaffen. Quelle: "+www.elmarkt.de/evangel/ev_code.pdf]Evangelien Schlüssel[/url]" Seite 89. * Karl Konrad Friedrich Wilhelm Lachmann, 1973 – 1851, Germanist, Vorbild für die moderne Textkritik. ** Christian Hermann Weisse, 1801 – 1866, evangelischer Theologe und Philosoph. RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - Ekkard - 16-04-2012 Hallo Regenbogen, was du hier zitierst bzw. ansprichst, schließt doch die "Logienquelle" nicht aus. Zumindest ist es so, dass Matthäus und Lukas auf ein Sondergut zurück greifen, das man bei Markus nicht findet. Ich weiß nicht, ob in der Urchristenheit nicht auch eine Menge mündlicher Überlieferungen kursierte, die von den anderen drei Evangelisten gesammelt und aufgeschrieben wurden. Ich erinnere daran, dass sich Märchen in den Völkern über Jahrhunderte haben halten können (bis sie z. B. von Hauff und Grimm gesammelt wurden). Insofern muss die "Logienquelle" nicht zwangsläufig schriftlich vorgelegen haben. RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - Bion - 17-04-2012 Regenbogen schrieb:Also, auch Die „Zweiquellentheorie“ setzt voraus, dass das älteste der Synoptischen Evangelien das Evangelium nach Markus ist. Dass Mk das älteste der kanonischen Evangelien ist, hat sich doch heute schon bis in die konservativsten Priesterseminare herumgesprochen Regenbogen schrieb:Dennoch, bleibt die Zweiquellentheorie bis heute nur eine Vermutung. Nein, sie ist mehr als eine Vermutung, sie ist eine Theorie. Was Stand der Wissenschaft ist, umreißt Gerd Theißen in: Das Neue Testament, Verl. Beck, 4. Aufl. 2010, S. 25ff. folgendermaßen: Zitat:Die Logienquelle RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - Regenbogen - 17-04-2012 Wenn das nicht die Quelle- Q ist: Zitat:Dies ist der Anfang des Evangeliums von Jesus Messias, dem Sohn Gottes, wie geschrieben steht in den Propheten: "Siehe, ich sende meinen Engel vor dir her, der da bereite deinen Weg vor dir. Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des HERRN, macht seine Steige richtig!" (Mk. 1,1-3) Will jemand Einheitlichkeit dieses Textes zurückweisen? RE: synoptische frage: drei evangelien im vergleich - Regenbogen - 15-05-2012 Wenn ich den Text der Synoptischen Evangelien vergleiche erstaunt mich wirklich, dass angefangen mit dem ersten Satz des Evangeliums nach Markus, die zusammenpassenden Episoden in allen drei Bücher über ganzen Text fast synchron verläuft. Die einheitliche Episode über den Johannes den Täufer, folgt genau so einheitlicher Episode, die Taufe Jesu beschreibt, die ich „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein“ nennen wurde. Zitat:Und es begab sich zu der Zeit, dass Jesus aus Galiläa von Nazareth kam und ließ sich taufen von Johannes im Jordan. Und alsbald stieg er aus dem Wasser und sah, dass sich der Himmel auftat, und den Geist gleich wie eine Taube herabkommend auf ihn. Und da geschah eine Stimme vom Himmel: Du bist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. (Mk. 1,9-11) |